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Feuerwerk mit Knalleffekten

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Skispringer Markus Eisenbichler wird beim Auftaktspringen der Tournee überraschend Zweiter.

Von Lars Müller-Appenzeller
Die Nummer eins bei Station eins: Der Japaner Ryoyu Kobayashi ist derzeit nur schwer zu schlagen und reist als Bester der Vierschanzentournee vom Allgäu weiter nach Garmisch-Partenkirchen, wo heute schon die Qualifikation ansteht.
Fotos: dpa
Die Nummer eins bei Station eins: Der Japaner Ryoyu Kobayashi ist derzeit nur schwer zu schlagen und reist als Bester der Vierschanzentournee vom Allgäu weiter nach Garmisch-Partenkirchen, wo heute schon die Qualifikation ansteht. Fotos: dpa  Foto: Angelika Warmuth

Es war ein spektakuläres Feuerwerk, das am Sonntagabend den Schattenberg in Oberstdorf erhellte und um 18.55 Uhr mit einem Abschlussböller endete. Das passte zum vorangegangenen spektakulären Skisprungfeuerwerk, einem Feuerwerk mit vielen Überraschungen, vielen Knalleffekten. Der größte: Markus Eisenbichler hat beim Auftaktspringen der 67. Vierschanzentournee Platz zwei belegt, mit hauchdünnen 0,4 Punkten, quasi einer Fußspitze, hinter dem gar nicht so souveränen Weltcupführenden Ryoyu Kobayashi aus Japan. "Am liebsten würde ich heulen, aber ich reiße mich nochmal zusammen", sagte Markus Eisenbichler. "Es ist unbeschreiblich."

Kraft feiert Platz drei wie einem Sieg

Die 25 500 Zuschauer sahen etliche Knaller. Tournee-Titelverteidiger Kamil Stoch, der vom sechsten Sieg in Serie bei einem Tourneespringen geträumt hatte, wurde Achter. Die diesen Winter so enttäuschenden Österreicher bejubelten Platz drei von Stefan Kraft wie einem Sieg. Lokalmatador Karl Geiger machte seine Sache gut, landete als Zwölfter aber erstmals in dieser Saison nicht unter den besten Zehn - ausgerechnet auf der Heimschanze; Stephan Leyhe belegte Platz 13. Severin Freund verpasste als 36. ebenso das Finale wie Andreas Wellinger auf Platz 39 - die Gesamtwertung ist für den Olympiasieger gelaufen. "Markus hat uns den Tag gerettet. Das gibt dem Team für die nächsten Tage einen Schub", sagte Richard Freitag, der Platz 16 belegte.

Erfolgserlebnis in Oberstdorf: Markus Eisenbichler springt auf das Podest.
Erfolgserlebnis in Oberstdorf: Markus Eisenbichler springt auf das Podest.  Foto: Angelika Warmuth

Dass Ryoyu Kobayashi in Oberstdorf seinen fünften Saisonsieg holen würde, war keine Überraschung. Die Art und Weise schon. Mit 138 Metern war der Japaner der klar Beste des ersten Durchgangs, lediglich Markus Eisenbichler war mit seinen 133 Metern im Bereich des 22-Jährigen. Dann flog Eisi auf 129 Meter und brannte ein emotionales Feuerwerk in der Arena ab, warf Fäuste, jubelte wie über olympisches Gold. "Das waren eineinhalb richtig gute Sprünge von Markus", sagte Bundestrainer Werner Schuster. "Kobayashi hat Federn gelassen. Am Ende war es eine Nervenschlacht."

Ergebnis ist nicht "zum Ausflippen"

Denn Kobayashi ließ 126,5 Meter folgen, das Gros der Fans hoffte auf den ersten deutschen Sieg beim Eröffnungsspringen der Tournee seit Severin Freund vor drei Jahren. Dann die Wertungen und das Ergebnis: vier Zehntel fehlten. "Die tun nicht so weh, weil der Markus auch das Niveau hat, woanders ein Springen zu gewinnen", sagte Schuster, von dessen 13 Athleten sich am Samstag zwölf für das Springen der 50 besten der Welt am Sonntag qualifiziert hatten: "Es ist nicht so, dass wir ausflippen. Aber das war unter dem Strich ein gutes Ergebnis. Wir sind in der Gesamtwertung der Tournee drin. Es war ganz, ganz wichtig für Markus."

Markus Eisenbichler war überwältigt. Dass er Weltklasse kann, hatte der Mixed-Weltmeister 2017 mit Platz zwei beim Weltcup im März in Lahti bewiesen. Dass er ein großer Sportler ist, zeigte er eindrucksvoll bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang: Obwohl er nicht zum Einsatz kam, feierte der 27-Jährige das olympische Teamsilber im Deutschen Haus mit seinen Kollegen - der Deutsche Olympische Sportbund zeichnete Eisenbichler dafür aus. "Markus ist ein lockerer, lustiger Typ", charakterisiert ihn Richard Freitag, "der immer einen guten oder blöden Spruch auf den Lippen hat."

Wellinger hat keinen Spaß

Sturz des Olympiasiegers: Andreas Wellinger qualifiziert sich nicht fürs Finale.
Sturz des Olympiasiegers: Andreas Wellinger qualifiziert sich nicht fürs Finale.  Foto: Angelika Warmuth

Die Sprüche von Severin Freund und Andreas Wellinger nach dem jähen Ende ihres Arbeitstages glichen sich. "Schade, ganz schlechte Leistung, weitermachen", sagte Freund. "Auf nach Garmisch und hoffen." Wellinger, der sich nach der Landung ärgerte und stürzte, kommentierte: "Am Samstag ging es einen Schritt nach vorne, am Sonntag zwei zurück. Das ist Scheiße und macht keinen Spaß, aber es geht normal weiter: neuer Tag, neue Schanze." An diesem Samstag steht in Garmisch-Partenkirchen die Qualifikation für das Neujahrsspringen an, das am Dienstag (14 Uhr/ARD und Eurosport) folgt.

Sicher ist: Das Feuerwerk geht weiter - das Neue Jahr wird mit Raketen und Böller begrüßt. Was zum Feuerwerk beitragen könnte: "Garmisch-Partenkirchen ist eine Fliegerschanze", sagte Werner Schuster noch vor der Abreise in Oberstdorf. "Markus kann das."

 
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