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Der Tournee-Sieg ist verflixt heikel

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Die deutschen Skispringer starten in Oberstdorf einen erneuten Versuch, die Vierschanzentournee zu gewinnen - Hannawalds Triumph liegt bereits 18 Jahre zurück.

Das wird sich so eher nicht wiederholen: Die vergangene Tournee beendeten Markus Eisenbichler (li./Zweiter) und Stephan Leyhe (Dritter) auf dem Podest.
Foto: Archiv/dpa
Das wird sich so eher nicht wiederholen: Die vergangene Tournee beendeten Markus Eisenbichler (li./Zweiter) und Stephan Leyhe (Dritter) auf dem Podest. Foto: Archiv/dpa  Foto: Daniel Karmann

Markus Eisenbichler kann so verflucht ehrlich sein. Vor ein paar Wochen hat der dreifache Weltmeister gesagt: "Die Vierschanzentournee war immer so eine Art Fluch." In der Tat ist es verflixt lange her, dass ein deutscher Skispringer die Vierschanzentournee gewonnen hat: Sven Hannawald mit dem legendären Grand Slam 2001/2002. "Letztes Jahr wäre es fast soweit gewesen, aber nur fast", sagt Markus Eisenbichler, der Vorjahreszweite, dem der Vierfachsieger Ryoyu Kobayashi den Tournee-Triumph vermasselt hatte. "Das Gute ist: Die Tournee ist jedes Jahr. Und wir haben jedes Jahr die Chance, als Deutsche den Fluch zu brechen." Am Wochenende unternehmen Markus Eisenbichler und seine Kollegen den nächsten Versuch: In Oberstdorf beginnt die 68. Vierschanzentournee.

Gute Vorraussetzungen für den Sieg 

Theoretisch sind die Voraussetzungen gut wie schon lange nicht mehr: Neben Markus Eisenbichler glänzte im Vorjahr auch Stephan Leyhe als Gesamtdritter; Karl Geiger geht am Samstag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) als Dritter des Gesamtweltcups in der Qualifikation; und mit Stefan Horngacher hat ein Trainer dem Chefposten übernommen, der weiß, wie man die Tournee gewinnt - der Österreicher führte den Polen Kamil Stoch vor zwei Jahren mit vier Tagessiegen zum Gesamtsieg. Horngacher dankt mit einem Lachen für die Blumen und sagt: "Ich war der Trainer; gewonnen habe ich sie nicht." Ernst schiebt er nach: "Die Tournee ist immer eine heikle Angelegenheit. Eine Herausforderung, die man nicht planen kann. Aber vorbereiten." Seine erste Vorbereitung als Cheftrainer des Deutschen Skiverbandes ist verflixt kompliziert.

Zurückhaltung beim Thema Material

Mit Olympiasieger Andreas Wellinger und David Siegel verpassen zwei deutsche Adler wegen Kreuzbandrissen die gesamte Saison. Der ehemalige Doppelweltmeister Severin Freund hat nach zwei Kreuzbandrissen den Anschluss noch nicht wieder gefunden, gehört nicht zum Tourneekader. Stefan Horngacher klagt nicht. Doch mit Blick auf die Verletztenliste sagt der 50-Jährige: "Beim Material gehen wir nicht den schärfsten Weg, den wir gehen könnten - damit wir nicht noch mehr Verletzungen bekommen." Sie wollen den Tourneesieg. Aber nicht um jeden Preis.

Bei der Tournee sei wichtig, so Horngacher, dass derjenige Athlet, der um den Gesamtsieg mitspringen kann, "in der psychologischen und physiologischen Situation ist, das durchziehen zu können". Das trifft im Moment nur auf Karl Geiger zu. Richard Freitag (30. im Gesamtweltcup) ist völlig von der Rolle, Stephan (21.) Leyhe fehlt die Konstanz, erst recht Pius Paschke (18.) und Constantin Schmid (23.).

Vom Problem- zum Podestspringer 

Und Dreifachweltmeister Eisenbichler (32.) hat vor einer Woche in Engelberg bekannt: "Es hapert, da bin ich ganz ehrlich, am Selbstbewusstsein." Doch er bleibt gelassen. Weil er die Schanzen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen kann, am Bergisel von Innsbruck WM-Gold abgegriffen hat. Eisenbichler: "Die Springen in rascher Abfolge, sehr nahe beieinander, mag ich extrem gerne." Auch Stefan Horngacher bleibt gelassen, "weil der Eisei sehr schnell switchen kann". Auch vom Problem- zum Podestspringer.

Einer seiner Springer auf dem Podest, das ist das von Stefan Horngacher erklärte Wunschziel. Der Österreicher formuliert aber vorsichtig: "Nach derzeitigem Stand ist es ein realistisches Ziel, zwei Springer in der Gesamtwertung unter die Top Ten zu bringen. Favoriten sind andere, wir wollen positiv überraschen." Die Überraschung verpasst hat vor einem Jahr Karl Geiger. Der mit seinem ersten Weltcupsieg bei der Generalprobe in Engelberg zum Heimspringen in Oberstdorf gereist war - und auf der Schattenbergschanze Zwölfter, am Ende Elfter wurde.

Geiger will aus der Vorjahrestournee gelernt haben

"Ich glaube, dass ich aus dem vergangenen Jahr gelernt habe", sagt der 26-Jährige vom SC Oberstdorf. "Für mich war es eine komplett neue Situation, davor war ich kein Siegspringer." Bei der Tournee, da hat es seit 18 Jahren einfach nicht mit dem Gesamtsieg geklappt. Markus Eisenbichler sagt: "Es wäre natürlich cool, wenn ein deutscher Springer die Tournee gewinnt. Es wäre cool, wenn mir das gelänge." Früher oder später - verflixt nochmal.

 
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