Stimme+
Ski Alpin
Lesezeichen setzen Merken

Wenn Engel mit dem Ski-Zirkus reisen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Von Österreich in die Schweiz und mit dem Charterflieger nach Finnland: In Levi geht es für die alpinen Skirennläuferinnen nun richtig los. Auch mit Corona?

Der Weltcup-Tross zieht weiter: Von Sölden (hier beim Auftakt im Oktober), geht es über Zürich nach Levi, wo am Wochenende zwei Frauen-Slaloms anstehen.
Foto: dpa
Der Weltcup-Tross zieht weiter: Von Sölden (hier beim Auftakt im Oktober), geht es über Zürich nach Levi, wo am Wochenende zwei Frauen-Slaloms anstehen. Foto: dpa  Foto: Expa

Der Name ist Programm: Jürgen Graller sitzt im Hotel Liebe Sonne in Sölden vor dem Laptop und sagt mit einem Strahlen in die Kamera: "Wenn Engel reisen: Wo wir sind, ist die Sonne!" Der Bundestrainer hatte am Dienstagvormittag mit den deutschen Frauen in Österreich auf dem Gletscher von Sölden bei eitel Sonnenschein trainiert, anschließend ging es mit dem Auto in die Schweiz.

An diesem Mittwoch startet um 10 Uhr in Zürich ein Charterflugzeug mit Skiprofis, Trainern und Betreuern nach Kittilä, Finnland: Am Samstag und Sonntag (jeweils 10.15 Uhr/13.15 Uhr) stehen in Levi zwei Slaloms an. Da geht es grundsätzlich um Weltcuppunkte, aber vor allem um die Frage: Bleibt Corona außen vor, wenn Engel mit dem Weltcup-Zirkus reisen?

Sport im Vordergrund

Jürgen Graller versteht, dass die Journalisten beim virtuellen Pressegespräch immer wieder nach dem Coronavirus fragen: "Das ist einfach das Thema", sagt der Österreicher und nickt. Er schiebt allerdings nach: "Der Sport sollte im Vordergrund bleiben." Im Hintergrund werde extrem viel Arbeit geleistet, ja, auch von ihm, dass der Zirkus laufe. Das ist nicht einfach in Zeiten, in denen Hotelzimmer und -küchen (eigentlich) geschlossen sind, in Skigebieten die Lifte nicht laufen. Mehr will der Mann aus Schladming zur Pandemie nicht sagen, tut es dann indirekt aber doch.

Seit April diskutieren der Skiweltverband Fis und die Cheftrainer, wie der Weltcup in Corona-Zeiten funktionieren kann. Sie haben gemeinsame Lösungen gefunden: Vor fünf Wochen klappte beim Auftakt in Sölden alles prima. "Das war leicht", sagt Jürgen Graller über die Bubble, die Blase, die über das touristenfreie Tal gezogen worden war; man kam nur mit einem negativen Corona-Test hinein. Permanente Tests sind obligatorisch. "Interessant wird es jetzt, sobald wir mit der Reiserei anfangen", sagt Jürgen Graller.

Reisegruppen klein halten

In Levi sind nicht wie sonst Männer und Frauen am Start, sondern ausschließlich die Frauen - um die Reisegruppe und das Risiko klein zu halten. Reist die Sorge mit, sich anzustecken, in Quarantäne zu kommen? "Ja, natürlich", sagt Lena Dürr, die das siebenköpfige deutsche Slalom-Team anführt. "Wenn etwas passiert, ist es für alle schwierig, die gesamte Mannschaft."

Die Saisonziele sind zwiespältig. Einerseits geht es für das deutsche Team, das sich nach dem Rücktritt von Viktoria Rebensburg ordnen muss, darum, die Lücke zu schließen. Graller beraumt für diesen Prozess, bis es wieder Topergebnisse gibt, "zwei, drei Jahre" an. Andererseits sagt der Trainer: "Das Ziel ist, ohne Corona-Fälle durch die Saison zu kommen." Bisher sei dies im Vergleich zu anderen Nationen sehr gut gelungen, "wir haben unsere Maßnahmen sehr hoch geschraubt". Bisher habe es bei den Alpinen des Deutschen Skiverbandes lediglich einen positiven Fall in einer untergeordneten Mannschaft gegeben.

Dürrs gute Erinnerungen

Lena Dürr ist gelassen. Man gehe die Reise mit Bedacht an, in Finnland seien die Corona-Zahlen noch vergleichsweise gut. "Und der Hang liegt mir": Die 29-Jährige vom SV Germering hat also gute Erinnerungen an Levi, wo es "spät hell wird und früh dunkel". Auf dass die Sonne bei den Engeln mitreist.

  Nach oben