Kasachstan und Trainer Storck: «Wir werden besser»
Von großer Begeisterung ist in der kasachischen Hauptstadt Astana vor dem ungleichen Duell gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nicht viel zu spüren. Außer ein paar Plakaten mit dem deutschen Star Mesut Özil deutet wenig auf die Partie hin.

Die Presse analysiert noch das 0:2 gegen Belgien, schreibt die Teilnahme an der EM 2012 ab und berichtet von verdoppelten Eintrittspreisen für das Spiel gegen die DFB-Elf. Wenigstens Kasachstans deutscher Trainer Bernd Storck weiß um den enormen Wert der Standortbestimmung gegen den WM-Dritten: «Das Spiel gegen Deutschland wird ein ganz anderes Spiel als gegen Belgien. Das ist eine der stärksten Mannschaften der Welt.»
Das noch punktlose Team des Ex-Dortmunders ist krasser Außenseiter in der Deutschland-Gruppe, auch wenn sich Storck massiv für professionellere Strukturen innerhalb der Mannschaft und des Verbandes einsetzt. Gegen das derzeit überragende DFB-Team muss er auch noch auf Defensivspieler Alexander Kislizyn verzichten, der gegen Belgien kurz vor Schluss die Gelb-Rote Karte sah. Dafür steht Heinrich Schmidtgal von Rot-Weiß Oberhausen vor seinem dritten Länderspiel. Der in Kasachstan geborene Mittelfeldspieler, der erst seit kurzem einen Pass seines Geburtslandes hat, war gegen Belgien «einer meiner Besten», lobte Storck, «Schmidtgal ist ein sehr talentierter Fußballer.»
Storck und Ex-Gladbach-Coach Holger Fach, der Lokomotive Astana trainiert, müssen viel Aufklärungsarbeit leisten. In der Beliebtheitsskala der einheimischen Sportfans tut sich der Fußball sehr schwer im Vergleich mit Radsport, Ringen, Judo und Gewichtheben. Präsident Nursultan Nasarbajew ist ein persönlicher Freund des Radprofis Alexander Winokurow, der wegen Dopings schon einmal zwei Jahre gesperrt war. Das umstrittene Astana-Team wurde auf Winokurows Initiative 2006 gegründet und nach der Hauptstadt benannt.
Mit Glaspyramiden und Prachtalleen, finanziert mit Milliarden aus dem Rohstoffhandel, versucht sich der Steppenstaat ein modernes Image zu geben. Im Fußball freuen sich die Kasachen auf die dringend benötigte Nachhilfe von Joachim Löw und Co.. Der 126. der FIFA-Weltrangliste will lernen, um den staatlichen Großauftrag nicht zu gefährden. «Das kasachische Fußballverband hat sich ein großes Ziel gesetzt - die Teilnahme an der EM 2016. Insgesamt sind wir im Plan. Die Ergebnisse sind nicht allzu erfolgreich, aber wir werden besser, und das ist gut», erklärte Storck, der für Borussia Dortmund und den VfL Bochum 171 Bundesliga-Spiele bestritten hat.
Immerhin stehe in Astana schon ein «großartiges Stadion mit verschließbarem Dach und Kunstrasen». Auch das «prächtige Trainingszentrum» in Talgar könne sich sehen lassen. Trotzdem spricht der 47-Jährige von einer schwierigen Aufgabe: «Das Wichtigste ist die internationale Erfahrung unserer Mannschaft.» Gegen Belgien musste er mitansehen, wie der zur Pause eingewechselte Marvin Ogunjimi mit Abstaubertoren (52./70.) zum gegnerischen Matchwinner wurde.
Damit sich seine Auswahl mehr auf die eigenen Stärken verlassen kann, fordert Storck: «In der Zukunft müssen mehr kasachische Fußballer in den Vereinen spielen» - und nicht ins Ausland abwandern. Wettbewerbsfähig ist das Gehalt im neuntgrößten Land der Welt allemal. «Wenn man hier arbeitet, spielt natürlich auch der finanzielle Aspekt eine Rolle. Spitzenverdiener verdienen in Kasachstan schon mal 40 000 US-Dollar im Monat», verriet Fach.