Daniela Schneider pfeift Frauen-Pokalfinale
Großes Spiel für Daniela Schneider: Die 31-Jährige aus Pleißa bei Chemnitz wird erstmals das DFB- Pokalfinale der Frauen zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem 1. FC Saarbrücken leiten.
«Für mich ist das das Highlight der Saison», blickte die Sportlehrerin voraus, die sich seit Tagen vor Medienanfragen kaum retten kann. Als vierte Unparteiische und als Assistentin war sie bereits dabei, aber noch nie als Verantwortliche des Schiedsrichtergespanns - das gelang vor ihr nur zwei ostdeutschen Frauen. «Ich bin schon etwas aufgeregt, aber ich bereite mich nicht anders vor als auf jedes andere Spiel auch», erklärte sie.
Vergangenes Wochenende pfiff Daniela Schneider als letzten Test die Begegnung der 1. Frauen-Bundesliga zwischen dem TSV Crailsheim und dem FC Bayern München und hatte dabei erstmals Gelegenheit, mit einer ihrer Assistentinnen von Berlin zusammenzuarbeiten, mit der zweiten wird es im Olympiastadion die Premiere geben. «Wir sind sonst alle Schiedsrichter und haben deshalb noch nie gemeinsam ein Spiel geleitet», erklärte Schneider, die mit 17 Jahren die Referee-Laufbahn einschlug. Bis zwölf spielte sie selbst Fußball, dann aber bevorzugte sie das Hallenparkett und den kleineren Handball.
Im Männerbereich pfeift Daniela Schneider bis hoch zur Landesliga und kann dabei keinen Unterschied zum Frauen-Fußball feststellen. «Die Frauen haben im physischen Bereich und was die Zweikampfführung angeht, deutlich zugelegt. In Sachen Fairness nehmen sich beide Gruppen nichts, auch die Frauen kennen alle Tricks», sagte Schneider. Immerhin gibt es im Pokalfinale der Frauen keine Verlängerung, durch den engen Zeitplan - das Endspiel der Männer zwischen Bayern München und Borussia Dortmund folgt gleich im Anschluss - käme es bei Gleichstand sofort zum Elfmeterschießen.
Bis dahin hofft Daniela Schneider auf eine saubere Partie. «Die Spieler sind in erste Linie selbst gefordert, fair zu spielen», bemerkte sie: «Als Schiedsrichter hat man nur eine Bruchsekunde Zeit, die Szene richtig zu bewerten. Gut zum Geschehen zu stehen, ist dabei das A und O.» Folglich bolzt die Mutter eines anderthalbjährigen Sohnes regelmäßig Kondition: «Zum Glück hält mir meine Familie den Rücken frei, der Beruf ist sehr zeitintensiv, da man nicht nah an seiner Heimat pfeifen darf.» Doch missen möchte sie ihn nicht. «Sich auf die unterschiedlichen Charaktere auf dem Platz einzustellen, ist eine Herausforderung, die mir Spaß macht.»
Daran ändern auch gelegentliche Anfeindungen auf dem Platz nichts. «Ich weiß es einzuordnen und gehe selbstkritisch mit meiner Leistung um. Während und unmittelbar nach dem Spiel hat man die Vereinsbrille auf, mit etwas Abstand kann man mit allen vernünftig reden», sagte Schneider und spricht sich klar gegen Videobeweis und andere Hilfsmittel aus: «Fußball ist letztlich Volkssport. Er lebt von den Diskussionen, die man darüber am Stammtisch führen kann. Mit dem Videobeweis würde uns da, glaube ich, etwas fehlen.» Platz für Diskussionen über ihre Leistung möchte sie am Samstag jedoch so wenig wie möglich lassen.
Stimme.de