Labbadia ändert beim VfB sein Image
Fussball - Der zuvor in Leverkusen und beim HSV gescheiterte Trainer gilt in Stuttgart als Erfolgstyp

Fussball - Der Ritterschlag kam kürzlich vom Fußball-Kaiser persönlich. Bruno Labbadia liefere beim VfB Stuttgart "beste Ergebnisse", sagte Franz Beckenbauer in der TV-Sendung "Sky 90". "Er ist sehr konsequent und nach anfänglichen Schwierigkeiten in Leverkusen und Hamburg auf dem Weg zum Top-Trainer." Noch vor einem Jahr wäre eine solche Aussage undenkbar gewesen. Da zweifelte mancher Experte an Labbadias Klasse, nachdem er bei Bayer Leverkusen und dem HSV nach kurzer Zeit gescheitert war (die VfB-Partie gestern Abend gegen die Hamburger war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet).
Im vergangenen Dezember nach Stuttgart gekommen, führte Bruno Labbadia den VfB aus einer fast ausweglosen Lage zum Klassenverbleib. Und nachdem der schwäbische Bundesligist in der Zeit vor ihm mehrmals die Vorrunde verpatzt hat, ist nun auch der Saisonstart mit einem Platz im oberen Tabellendrittel gelungen. Schafft es der Hesse also im dritten Anlauf, bei einem Erstliga-Club zur Dauerlösung zu werden?
"Man sieht, dass das Trainerteam eine klare Linie vorgibt", sagte Mittelfeldspieler Martin Harnik nach dem 2:1-Derbysieg zuletzt in Freiburg. "Das hat man schon im letzten halben Jahr gesehen und das setzt sich jetzt fort. Wir haben es verdient, so gut dazustehen." Vor allem die Organisation und die Struktur im Spiel des Meisters von 2007, der noch im letzten Winter auseinanderzufallen drohte, sind besser geworden. Labbadia ist der Vater dieser Entwicklung.
Das Lob eines Spielers − es wäre am Ende in Leverkusen und beim Hamburger SV kaum denkbar gewesen. An beiden Standorten war Labbadias Verhältnis zur Mannschaft zum Schluss zerrüttet. Er sei zu verbissen und überfordere seine Profis, lautete die Kritik.
Doch der 45-Jährige scheint aus seinen Erfahrungen gelernt zu haben. "Auch ich muss Neues aufnehmen. Wo man Dinge, die nicht gut waren, ändern kann, muss man das tun", erklärte er kurz vor Weihnachten 2010 bei seiner Vorstellung in Stuttgart. Nun ist er auf dem besten Weg, seinen persönlichen Imageschaden zu beheben.
Gutes Auge
Daran hat auch die gute Zusammenarbeit mit VfB-Sportdirektor Fredi Bobic ihren Anteil. Während Labbadia in Hamburg auf sich allein gestellt war, nimmt ihm Bobic in Stuttgart vieles ab. Zudem hatten beide seit der Winterpause ein gutes Auge für Neuzugänge: Nachdem sie im Januar mit dem Regisseur Tamas Hajnal und Offensivmann Shinji Okazaki Spieler holten, die entscheidend zum Nichtabstieg beitrugen, verpflichteten die beiden früheren Stürmer vor der laufenden Runde den mexikanischen Verteidiger Maza (PSV Eindhoven) und den dänischen Defensivakteur William Kvist (FC Kopenhagen). Beide sorgen mit dafür, dass der VfB vor dem eigenen Tor stabiler ist als früher.
Dennoch hat Labbadia seinem Team nach der Beinahe-Katastrophe der Vorsaison erst einmal "Demut" verordnet. Man habe in Stuttgart keinen Grund, schon wieder vom europäischen Wettbewerb zu träumen.
Derweil ist der Darmstädter der akribische Arbeiter geblieben, als der er schon immer galt. "Ich reflektiere meine Arbeit jeden Tag", sagte Labbadia, der mit Kaiserslautern und dem FC Bayern als Spieler deutscher Meister war. dpa