Tennisturnier in Stuttgart: Warum im dritten Satz die Kraft fehlt
Nach Tatjana Maria ist auch Laua Siegemund beim Hallen-Tennisturnier in Stuttgart in der ersten Runde ausgeschieden. Das sind die Gründe.

Beim Frauen-Turnier in Stuttgart geht es traditionell sportlich zu. Das hat mit dem omnipräsenten Sponsor Porsche, dem zu gewinnenden Sportwagen zu tun und dem damit einhergehenden Teilnehmerfeld - bei der 46. Turnierauflage schlagen acht der derzeit zehn besten Spielerinnen der Welt auf.
"Man ist besser beraten, wenn man von der ersten Runde an sein bestes Tennis spielt", hat Laura Siegemund vor dem Porsche-Tennis-Grand-Prix gesagt. Sie weiß, wovon sie spricht: kraft regionalem Bezug (geboren in Filderstadt), kraft Alter (36 Jahre), kraft Erfahrung (Turniersieg 2017). Doch wenn die Kraft fehlt, dann kann kein Kunstwerk entstehen. Die Lokalmatadorin ist wie am Abend zuvor die deutsche Nummer eins Tatjana Maria in der ersten Runde ausgeschieden.
Tennis-Frauen-Turnier in Stuttgart: Von der Gazelle zum Faultier
So ist das, wenn man nicht sein bestes Tennis spielen kann, weil zwölf Flugstunden und der Jetlag aus dem zuvor gazellenhaften Körper ein Faultier gemacht haben. Am Freitag und am Samstag hatte das Duo aus Württemberg in Sao Paulo die Qualifikationsrunde im Billie-Jean-King-Cup gegen Brasilien 3:1 gewonnen. Das setzte einerseits Kräfte frei. "Die Woche war herausragend! Das hat so viel Spaß gemacht! Die Stimmung war durchweg toll!", sprach Tatjana Maria in Ausrufezeichen.
Und Laura Siegemund sagte: "Nach den beiden Einzelsiegen bin ich voller Energie für mein Heimturnier." Das fing am Dienstag mit einem Sieg im Doppel an der Seite der Tschechin Barbora Krejcikova erfolgreich an, Siegemund: "Das war gut, um ein bissle reinzukommen. Aber die Müdigkeit ist nicht komplett weg."
Warum Tatjana Maria die Energie fehlt
Entsprechend wurde Tatjana Maria direkt vor ihrem Auftaktmatch gegen die Belgierin Elise Mertens gefragt, bei wie viel Prozent sie körperlich nach den Reisestrapazen sei. "Ich hoffe 100", sagte die 36-jährige Bad Saulgauerin, verlor 1:6, 6:4, 0:6 und sagte: "Im dritten Satz hat sie extrem aggressiv gespielt, und mir ist etwas die Kraft ausgegangen. Wenn man nicht hundertprozentig fit ist, ist das frustrierend."
Laura Siegemund unterlag am Mittwoch in ihrem Erstrundenmatch, einem mehr als dreistündigen Kraftakt, der Ukrainerin Marta Kostyuk mit 3:6, 7:6 (7:4), 4:6. Das Länderspiel in Übersee war Segen und Fluch zugleich. Auch für Anke Huber, die Sportliche Leiterin des Turniers in Stuttgart, der alle drei deutschen Hauptfeld-Starterinnen abhanden zu kommen drohten - als dritte 36-jährige Brasilien-Reisende (und mit Wildcard in Stuttgart startende) war am späten Abend Angelique Kerber gefordert.
Die Jungen brauchen noch Zeit

Das deutsche Frauen-Tennis ist mitten in einem Generationswechsel. Aktuell zählen nur drei deutsche Spielerinnen zu den Top 100 der Weltrangliste: Maria (Platz 66), die auch schon 28-jährige Tamara Korpatsch (75) und Siegemund (84). Die Jungen? Gibt es. Sie heißen Eva Lys (22 Jahre/Platz 147), Ella Seidel (19/151) und Noma Noha Akugue (20/177). Sie kommen. Sie brauchen noch Zeit. Sind aber auch jetzt schon für Überraschungen, nein eine Sensation gut. Ella Seidel und die 20-jährige Nastasja Schunk machten es wie von Laura Siegemund empfohlen: Sie spielten in der ersten Runde des Doppels ihr bestes Tennis und warfen die topgesetzten Titelverteidigerinnen Desirae Krawczyk (USA) und Demi Schuurs (Niederlande) aus dem Turnier.