WTA-Turnier in Stuttgart: Angelique Kerber freut sich auf ihre Heimspiele
Die ehemalige Nummer eins der Welt schlägt erstmals seit ihrer Babypause und mit einer neuen Gelassenheit wieder in Deutschland auf. Ihre Rückkehr feiert Kerber am Mittwochabend in Stuttgart.

Das Bühnenlächeln von Angelique Kerber war schon immer hell und herzlich. Aber es hat tatsächlich noch ein bisschen mehr Glanz bekommen, wie Deutschlands beste Tennisspielerin der vergangenen Dekade am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Stuttgarter Porsche-Arena gezeigt hat: Die 36-Jährige lächelt mit dem Stolz und der Gelassenheit einer Mutter. Am Mittwochabend wird die ehemalige Nummer eins der Welt erstmals seit der Geburt ihrer Tochter Liana im Februar 2023 bei einem Turnier zu Hause aufschlagen.
Stuttgart, Berlin, Bad Homburg: "Dieses Jahr spiele ich tatsächlich alle Turniere hier in Deutschland", sagt Angelique Kerber und lächelt. "Hier in Stuttgart fange ich an. Das bedeutet mir schon sehr viel, in Deutschland auf den Turnieren zurück zu sein, vor Heimpublikum zu spielen. Das waren immer meine Highlights." Drei ihrer 14 Turniertitel hat sie zu Hause gewonnen, 2021 in Bad Homburg, 2015 und 2016 in Stuttgart. Es sei schön, zurück zu sein - "mit einem anderen Mindset". Weil sie jetzt wie eine Mutter denkt?
Erfahrung und Erfolge bringen Gelassenheit
Doch, das tut sie. Angelique Kerber hat erst kürzlich ihrem Sponsor Porsche ein Interview gegeben, in dem sie betonte: "Ich liebe Tennis nach wie vor, doch ich bin nun in erster Linie Mutter, mit ganzem Herzen und großer Freude. Da gibt es eine kleine Person in meinem Leben, die ist viel wichtiger als Tennis. Das macht es einfacher, geduldig zu sein."
Aber nein, auf dem Platz ist ihr Mindset deshalb nicht anders: "Ich bin nicht mehr jung, das meinte ich damit." Die Australian-Open- (2016), US-Open- (2016) und Wimbledon-Siegerin (2018) muss niemandem etwas beweisen: "Es interessiert mich nicht mehr, was die Leute von mir erwarten." Was nicht heißt, dass sie auf dem Platz nicht mehr erfolgreich sein will.
Spontanität und Flexibilität sind unerlässlich (geworden)
Fünf Turniere hat Angelique Kerber seit ihrer Rückkehr zum Jahreswechsel auf der Tour gespielt, vier Matches gewonnen, acht verloren. "Jetzt kann man ein kleines Fazit ziehen: Mich hat nichts so wirklich überrascht in den vergangenen drei, vier Monaten. Ich wusste, was auf mich zukommt: dass es anstrengender sein wird, dass man den Plan umstrukturieren muss, dass man spontan und sehr flexibel sein sollte."
Sie sei immer noch in der Phase des Zurücktastens, in der Phase, die viel Geduld bedarf. Und die hat sie. Weil sie "gegen Top-Ten-Spielerinnen mithalten und gewinnen kann". Mit dem richtigen Fokus geht das.
Spagat zwischen Sport und Mutterrolle gelingt
Auf dem Platz sei sie ganz Tennisspielerin, erzählt Angelique Kerber, die spielend den Switch hinbekomme: "Wenn ich die Anlage verlasse, bin ich ganz Mama." Tatjana Maria kennt dieses Thema. Die deutsche Nummer eins ist zweifache Mutter und weiß nach der gemeinsamen Brasilien-Reise mit dem 3:1-Sieg im Billie-Jean-King-Cup in São Paulo, bei dem Kerber nicht eingesetzt wurde: "Angie strotzt im Training vor Energie und wirkt sehr entschlossen."
Und Kerbers langjährige Weggefährtin Andrea Petkovic teilte in der Montagausgabe des Turniermagazins ihre "Petko-Sicht" mit: Welche Spielerin in Stuttgart die größte mentale Stärke hat? Natürlich: "Angelique Kerber". Doch Kerbers Körper schwächelt etwas.
Erstes Kräftemessen mit Emma Raducanu
"Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so extrem angeschlagen, so krank war", verrät Kerber, die schon unfit nach Brasilien geflogen war - ohne Tochter, die wie Kerbers gesamtes Umfeld bumperlgsund sei. Was das alles vor ihrem ersten Sandplatzmatch seit den French Open 2022 und dem ersten Match überhaupt gegen die 21-jährige Britin Emma Raducanu heißt, die 2021 sensationell die US Open gewann? "Das wird sehr interessant", sagt Angelique Kerber - mit ihrem sehr entspannten Bühnenlächeln.