Tokio (dpa)
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Davis-Cup-Küken Justin Engel: Mit Spaß auf Beckers Spuren

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Justin Engel ist 17 und schon für das Davis-Cup-Team nominiert. Es ist eine Belohnung für seine Leistungen in diesem Jahr. Im Quali-Duell mit Japan werden es aber wohl die Routiniers richten müssen.

Von Jörg Soldwisch und Christian Johner, dpa
Ist erstmals für das Davis-Cup-Team nominiert: der 17-jährige Justin Engel. (Archivbild)
Ist erstmals für das Davis-Cup-Team nominiert: der 17-jährige Justin Engel. (Archivbild)  Foto: Marijan Murat/dpa

Auf Justin Engel aufpassen wie damals als dessen Babysitter muss Jan-Lennard Struff in Tokio zwar nicht. Doch mit Sicherheit wird er dem 17 Jahre alten Davis-Cup-Debütanten in der schillernden Metropole mit Rat und Tat beiseite stehen. «Der Struffi ist ein guter Freund», sagt Engel.

Unterstützt vom wiedererstarkten Routinier will Deutschlands größte Tennis-Hoffnung in der Qualifikation gegen Japan wertvolle Erfahrungen sammeln und das Ticket für die Finalrunde buchen. «Ich möchte die Atmosphäre aufsaugen, von den erfahrenen Spielern lernen und bereit sein, wenn ich gebraucht werde», sagt der Nürnberger.

Youngster will «Spaß haben» 

Dass er bei einem der vier Einzelmatches an diesem Freitag und Samstag zum Einsatz kommt, ist zwar eher unwahrscheinlich. Doch für die «wertvolle Erfahrung» ist der Teenager schon jetzt dankbar: «Ich möchte Spaß haben, das Team anfeuern und schauen, wie das Gefühl ist, beim Davis Cup dabei zu sein.»

Engel wurde für den bei den US Open verletzten Daniel Altmaier nachnominiert. Altmaiers Ausfall ist für Teamchef Michael Kohlmann zwar «bitter», zumal er auch auf den aus Belastungsgründen fehlenden Weltranglistendritten Alexander Zverev verzichten muss. Doch dadurch ergebe sich für Engel «eine Chance», die zugleich «ein wichtiges Zeichen für die nächste Generation im deutschen Tennis» sei, meint Kohlmann. 

Einem Aufnahmeritual vor seinem Debüt musste sich Engel bislang noch nicht unterziehen. Doch da wird der Youngster wohl nicht drum herumkommen. «Singen, tanzen, ein Gedicht aufsagen? - Wir überlegen uns was. Es wird was Unangenehmes sein», erklären die Doppel-Spezialisten Tim Pütz und Kevin Krawietz mit einem Schmunzeln.

Hat Engel das Zeug zur Weltklasse?

Das deutsche Tennis lechzt nach ambitionierten und erfolgreichen Newcomern. Hinter Zverev (28) klafft qualitativ eine Riesenlücke, Spieler wie Struff (35) und der ebenfalls für den Davis Cup nominierte Yannick Hanfmann (33) befinden sich auf der Zielgeraden ihrer Karriere.

Engel hat seine ersten Fußspuren im Erwachsenenbereich bereits gesetzt. Beim ATP-Turnier auf Rasen in Stuttgart erreichte er sensationell das Viertelfinale, zuvor in Hamburg auf Sand nach einem Auftaktsieg gegen Struff immerhin die zweite Runde. Kurios: Struff passte einst gemeinsam mit seiner damaligen Freundin, die bei Engels Vater Horst in Nürnberg trainierte, auf den kleinen Justin auf. 

Beim jüngsten Challenger-Turnier auf Hartplatz im französischen Cassis war für Engel erst im Halbfinale Schluss. «Ich bin topfit, ich fühle mich gut auf dem Platz und bin auch mental frisch», sagt Engel. Dass er es bei den US Open nicht ins Hauptfeld geschafft hat, war kein Drama. Allein schon die Teilnahme an der Qualifikation war für den von Ex-Profi Philipp Kohlschreiber trainierten Jungprofi ein Erfolg. Engel habe in den vergangenen Monaten «sein außergewöhnliches Potenzial gezeigt», schwärmt Kohlmann. 

Zverev fordert: «Lasst den Jungen in Ruhe»

Sollte der Teamchef den Youngster gegen Japan doch spielen lassen, wäre dieser nach Boris Becker der zweitjüngste Spieler, der jemals für Deutschland in einem Davis-Cup-Match antreten würde. Vergleiche mit dem sechsmaligen Grand-Slam-Turniergewinner oder mit ihm selbst seien aber unangebracht, findet Zverev: «Lasst den Jungen mal in Ruhe. In zwei, drei Jahren werden wir sehen, wie gut er ist.»

Im Duell mit Japan im Ariake Coliseum mit bis zu 10.000 Zuschauern sollen es vor allem die Routiniers richten. Am ersten Tag stehen zwei Einzelmatches an, tags darauf zwei weitere Einzelpartien sowie das Doppel mit Krawietz und Pütz. Von den nominierten Japanern steht keiner unter den Top-100 der Weltrangliste. Kurzfristig musste aufgrund von Rückenproblemen auch noch der US-Open-Finalist von 2014, Kei Nishikori, absagen. Der Heimvorteil aber spricht für den Gastgeber.

Das Siegerteam qualifiziert sich für die Davis-Cup-Finals vom 18. bis 23. November in Bologna. Im Falle einer Qualifikation könnte auch Zverev wieder eingreifen. Tennis-Hoffnung Engel, der am 1. Oktober seinen 18. Geburtstag feiert, könnte dann schon wieder am TV die Daumen drücken.

Justin Engel darf sich über seine erste Nominierung freuen. (Archivbild)
Justin Engel darf sich über seine erste Nominierung freuen. (Archivbild)  Foto: Markus Lenhardt/dpa
Soll es in Japan richten: Jan-Lennard Struff. (Archivbild)
Soll es in Japan richten: Jan-Lennard Struff. (Archivbild)  Foto: Adam Hunger/AP/dpa
Daniel Altmaier musste bei den US Open aufgeben. (Archivbild)
Daniel Altmaier musste bei den US Open aufgeben. (Archivbild)  Foto: Pamela Smith/FR172156 AP/AP/dpa
Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann (r) muss in Japan ohne Alexander Zverev (l) auskommen. (Archivbild)
Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann (r) muss in Japan ohne Alexander Zverev (l) auskommen. (Archivbild)  Foto: Harald Tittel/dpa
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