Reicht die deutsche Teamstärke für WM-Medaillen?
Der Sprint, mit dem die Weltmeisterschaft im norwegischen Trondheim für die Langläufer beginnt, hat an Bedeutung gewonnen, ist aber nach wie vor die größte Baustelle der Deutschen. Warum ist das so.

So kennt man Peter Schlickenrieder gar nicht. Der Hans Dampf an allen Loipen gibt sich mit Blick auf die zwölf Langlauf-Entscheidungen von Trondheim zurückhaltend. „Ich bin diesmal nicht so volleuphorisch“, sagt der Bundestrainer der Langläufer vor dem WM-Auftakt mit dem Sprint in der freien Technik am Donnerstag (10 und 12.30 Uhr/ZDF und Eurosport). Denn einerseits gab es diesen Winter nicht so viele Podestplätze (fünf) wie in der Saison zuvor (14). Andererseits lief es bei seinen beiden Top-Athletinnen nicht wie gewünscht. Und eine WM-Premiere spielt dem deutschen Team auch nicht unbedingt in die Karten.
Traum von einer Einzelmedaille
Katharina Hennig und Victoria Carl sind bekennende Träumerinnen, sie träumen beide von einer Einzelmedaille, wie sie verraten. „Aber alles kann, nichts muss“, sagt die 28-jährige Hennig, die sich dieses Jahr keinen Rucksack aufbinden wolle. In der Vorbereitung und im Saisonverlauf musste sie immer wieder wegen Erkrankungen Ruhe geben – das fällt schwer, da fehlen Trainings- und Wettkampfkilometer. Bei der 29-jährigen Carl hat der eingeschlagene (Vorbereitungs-)Weg über Höhentrainingsblöcke „nicht so funktioniert“, wie Peter Schlickenrieder erklärt. „Deshalb liegt unser Schwerpunkt auf den Teamwettbewerben, vor allem den beiden Staffeln.“
Der Blick des Bundestrainers geht weiter
Gemeinsam sind sie seit Jahren stark: Im Teamsprint wurden Katharina Hennig und Victoria Carl 2022 Olympiasiegerinnen, zudem gab es in der Staffel Silber. Bei der WM 2023 in Planica gesellte sich zum erneuten Staffel-Silber der Frauen Staffel-Bronze der Männer hinzu. Eine Wiederholung wäre Gold wert. Der Blick des Bundestrainers geht aber schon weiter: „Das ist ein wichtiges Jahr im Lernen für die Olympischen Spiele 2026.“ Auch, weil sich der Langlaufsport noch ungebremst dynamisch weiterentwickelt.
Gleiche Streckenlängen für Frauen und Männer
Es ist der dritte Winter, in dem Frauen und Männer im Weltcup dieselben Streckenlängen laufen – und nun die erste WM. Die Streckenangleichung hat den Sport verändert. „Die Männerstrecken wurden verkürzt, die Frauenstrecken verlängert“, fasst Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter im Deutschen Skiverband, zusammen. „Da hängen wir ein bisschen hinterher, da müssen wir nachschärfen. Gerade die Norweger können da aus einem viel größeren Pool an Athleten schöpfen.“

Noch mehr aus den Armen schieben
Der Langlauf ist noch schubstärker geworden, es werden noch mehr Abschnitte, auch leichte Steigungen aus den Armen gelaufen, durchgeschoben. „Lange Anstiege, das können wir“, sagt Peter Schlickenrieder. Die Schlüsselkompetenz ist die Tempohärte, die Entwicklung gehe mehr über den Sprint – und der ist die deutsche Dauerbaustelle. Gerade bei den Männern sei man da noch nicht so weit, sagt Peter Schlickenrieder.Von 10 Uhr an starten Victoria Carl, Coletta Rydzek, Sofie Krehl und Helen Hoffmann in den Auftaktwettbewerb. Sie ersetzt Sprint-Spezialistin Laura Gimmler, die krank ausfällt. Die Oberstdorferin zählt nicht zu den Favoritinnen, hat aber Außenseiterchancen auf eine Medaille gehabt.

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