Heim-EM: Sebastian Heymann mit vier Toren beim 24:30 gegen Kroatien
Deutschland scheitert am kroatischen Keeper, der in Köln zum Partycrasher wird. Dennoch geht es am Freitag im Halbfinale gegen Dänemark um eine Medaille.

Es war alles so hübsch angerichtet. Der Erfolgsdruck vor dem letzten Hauptrundenspiel der DHB-Auswahl gegen Kroatien war bereits vor Spielbeginn hinweggefegt, da das Halbfinale dank der Ergebnisse der Konkurrenz bereits gebucht war. Doch Kroatiens Torhüter Dominik Kuzmanovic verdarb die große Party in Köln mit seinen unglaublichen 22 Paraden.

Zudem fiel erstmals in einem Pflichtspiel der deutschen Nationalmannschaft die Festung Lanxess-Arena, denn die Kroaten gewannen das sportlich bedeutungslose Aufeinandertreffen mit 30:24 (13:14). "Wir wären natürlich lieber mit einem Erfolgserlebnis ins Halbfinale gegangen", sagte Sebastian Heymann, der mit vier Toren zusammen mit Johannes Golla bester deutscher Schütze war.
Obwohl ja der Halbfinaleinzug bereits vor Anpfiff sicher war, ließ Bundestrainer Alfred Gislason die bewährte Startformation beginnen. Die deutsche Mannschaft kam gut in die Begegnung, führte nach knapp sechs Minuten mit 5:3. Im Gegensatz zur Partie gegen Ungarn am Montag war auch Andreas Wolff sofort im "Wall-Modus". Schon in den ersten Minuten hatte der 32-Jährige die erste Handvoll Paraden gesammelt. Auf der Gegenseite lief Kuzmanovic allerdings ebenfalls von Beginn an heiß.
Strafen für Steinert und Heymann
Durch zwei Zeitstrafen innerhalb von 15 Sekunden gegen Christoph Steinert und Heymann geriet der Spielfluss etwas ins Stocken. Die Kroaten zogen mehrmals auf zwei Treffer davon. Das deutsche Angriffsspiel flutschte nicht mehr so richtig, nicht zuletzt, weil der erst 21-jährige Kuzmanovic einige freie Würfe wegnahm.
Mit seinem ersten Tor des Spiels verkürzte Heymann auf 9:10 (21. Minute), ließ direkt danach aber völlig frei den möglichen Ausgleich liegen. In der Vergangenheit hätte eine solche vergebene Chance den 25-Jährigen möglicherweise verunsichert. Doch inzwischen sieht seine Reaktion anders aus: Er startete eine kleine Heymann-Show. Mit einem Rückraum-Knaller gelang ihm der 12:13-Anschluss (27.), sein Kreisanspiel verwertete Justus Fischer zum 13:13-Ausgleich (27.) und Heymann selbst sorgte für die 14:13-Pausenführung (28.), die er dank starker Abwehrarbeit beim kroatischen Gegenstoß absicherte (29.).
Überragende zwei Minuten
Vielmehr gute Aktionen lassen sich kaum in zwei Spielminuten packen. Verdientermaßen blieb Heymann nach dem Seitenwechsel auf dem Feld, zusammen mit den U21-Weltmeistern Nils Lichtlein und Renars Uscins im Rückraum. In der Formation hatte der Horkheimer jetzt die Rolle des alten Hasen. Zumal im Tor nun auch David Späth seine Bewährungschance erhielt.
Im bisherigen Turnierverlauf hatte Gislason zu Beginn der zweiten Hälfte immer seine Start-Sieben wieder aufs Feld geschickt. Mit Blick auf das große Spiel am Freitag gegen ausgeruhte Dänen wollte der Bundestrainer jetzt aber ein paar Kräfte schonen. Defensiv funktionierte das zwar ganz ordentlich, nur offensiv taten sich die Youngster schwer. "Die nötige Konzentration im Abschluss hat gefehlt", kritisierte Gislason. Es wurden zwar gute Chancen herausgespielt, allerdings nicht effektiv verwertet. Vor allem weil Kuzmanovic weiter in Gala-Form parierte.
Nach einer Auszeit in der 39. Minute wechselte Gislason aber nicht zurück, sondern ließ die junge Garde ihre Probleme selbst lösen. Als die Kroaten eine knappe Viertelstunde vor dem Ende aber auf 23:19 davongezogen waren, schickte der Isländer Julian Köster und Juri Knorr zurück aufs Feld. Doch der Mann aus Zagreb im Tor der Kroaten hielt einfach alles. Erst der inzwischen ebenfalls wieder eingewechselte Kapitän Golla beendete eine mehr als fünfminütige Torflaute mit dem 20:25 (51.). Das Spiel war aber nicht mehr zu drehen.