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Nach dem Skandal: Was man vor dem Auftakt des Skisprung-Weltcups wissen muss

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Ausgerechnet in Norwegen starten die Skispringer in den Winter der vielen Höhepunkte. Markus Eisenbichler ist weg und doch schon wieder da. Philipp Raimund ist der deutsche Hoffnungsträger.

Ab diesem Wochenende fliegen sie wieder: Der Skisprung-Weltcup mit Andreas Wellinger beginnt.
Ab diesem Wochenende fliegen sie wieder: Der Skisprung-Weltcup mit Andreas Wellinger beginnt.  Foto: Hendrik Schmidt

Auf in den Norden, rauf auf die Schanze, damit es endlich wieder los, möglichst weit runter geht: Die Skispringerinnen und Skispringer starten an diesem Freitag (16 Uhr/ARD und Eurosport) mit einem Mixed-Wettkampf in den Olympia-Winter. Ausgerechnet in Norwegen, wo im März einer der größten Skandale des Wintersports einen Schatten auf den Sport der Luftikusse warf. Vor dem Weltcup-Start in Lillehammer gibt es reichlich Gesprächsstoff:

Der Anzugskandal von Trondheim und seine Folgen im Skisprung-Weltcup

Die organisierte Schummelei der Norweger bei ihrer Heim-WM ist noch immer Thema. „Das, was in Trondheim passiert ist, war scheiße. Scheiße für unseren Sport. Scheiße für alle Athleten“, hat Andreas Wellinger kürzlich bei der Einkleidung für den Winter Klartext geredet. „Die Konsequenzen müssen nicht nur die norwegischen Athleten tragen, sondern alle.“ Es geht um Glaubwürdigkeit. Und einen Generalverdacht, der nun mitfliegt.

„Das, was in Trondheim passiert ist, war scheiße. Scheiße für unseren Sport. Scheiße für alle Athleten.“

Andreas Wellinger

Der Weltverband Fis hat zwar das Reglement verändert, prüft vor allem die Anzüge strenger. Aber die Bestrafung der Täter – Marius Lindvik darf seinen WM-Titel von der Normalschanze behalten und wie Johann André Forfang in Lillehammer starten – ist nicht nur aus Sicht von Bundestrainer Stefan Horngacher „eher bescheiden.“

Stefan Horngachers Rücktrittankündigung sorgt für Unruhe

Apropos Stefan Horngacher: Der 56-jährige Österreicher ist nicht nur mit Blick auf den Anzugskandal für klare Verhältnisse. Er verkündete frühzeitig seinen Rücktritt nach der Olympia-Saison. Es sorgte intern durchaus für Unruhe, dass der Chef „Steff“ den Absprung plant.

Hört nach dem Olympia-Winter auf: Bundestrainer Stefan Horngacher.
Hört nach dem Olympia-Winter auf: Bundestrainer Stefan Horngacher.  Foto: Hendrik Schmidt

Karl Geiger („Meine besten Jahre hatte ich mit ihm“) spricht von einem „harten Schnitt“. Wer auch immer im Frühjahr als Nachfolger präsentiert wird: jetzt geht es erst einmal los. Horngacher weiß: „Es stehen noch fünf Monate bevor, die hochintensiv werden.“

Drei Saisonhöhepunkte: Vierschanzentournee, Skiflug-WM und Olympia

Die Skispringer sind in jeglicher Hinsicht die Ausnahmesportler. Sie haben nicht nur einen Saisonhöhepunkt – die Olympischen Spiele in Predazzo –, sondern gar drei. Wie alle Jahre wieder versuchen die deutschen Adler bei der Vierschanzentournee nach Sven Hannawald 2002 endlich wieder auf dem obersten Treppchen zu landen.

Olympia-Gold hat er schon, den goldenen Tournee-Adler noch nicht: Andreas Wellinger.
Olympia-Gold hat er schon, den goldenen Tournee-Adler noch nicht: Andreas Wellinger.  Foto: Daniel Löb

Und es gibt noch eine Heim-WM: In Oberstdorf geht es Ende Januar um zwei Titel bei den Skiflug-Weltmeisterschaften. Was hat Priorität? „Die Tournee ist komplex: acht Sprünge, zehn Tage“, sagt Andreas Wellinger. Bei Olympia seien es „nur“ zwei Sprünge an einem Tag. „Wenn ich die Wahl hätte: Die Goldene bei Olympia habe ich schon – den Tournee-Adler noch nicht.“

Philipp Raimund ist als Sommer-Grand-Prix-Sieger gerade der Vorspringer

Verbal ist der seit Ende August 30-jährige Andreas Wellinger der Vorspringer im deutschen Team. Auf der Schanze ist es derzeit Philipp Raimund. Ihm spielt die Änderung an den Anzügen in die Karten: „Sprungkraft ist wieder wichtiger.“ Der gebürtige Göppinger gewann den Sommer-Grand-Prix. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, ein Adler im Sommer-Grand-Prix noch keinen Winterstar.

Hat Ende Oktober in Klingenthal über den Gesamtsieg im Sommer-Grand-Prix gejubelt: der gebürtige Göppinger Philipp Raimund.
Hat Ende Oktober in Klingenthal über den Gesamtsieg im Sommer-Grand-Prix gejubelt: der gebürtige Göppinger Philipp Raimund.  Foto: Hendrik Schmidt

Der 25-Jährige bleibt gelassen und bei seinem Konzept: „Ich hangele mich von Tag zu Tag, schaue gar nicht so arg in die Zukunft.“ Es sei schon öfter der Fall gewesen, dass Springer, die im Sommer stark waren, auch im Winter stark sind. Aber das müsse nicht so sein. Denn die kältere Luft verändere das Gefühl – Skispringen ist angewandte Physik.

Stephan Leyhe hat aufgehört, Simon Ammann und Noriaki Kasai machen weiter

Während Stephan Leyhe (33), der Österreicher Michael Hayböck (34) und der Norweger Robert Johansson (der mit dem Bart/35) ihre Karriere beendet haben, können sie es einfach nicht lassen: Simon Ammann (44/Schweiz) und Noriaki Kasai (53/Japan) springen immer noch. Der viermalige Olympiasieger Ammann steht im Aufgebot für die ersten drei Weltcup-Springen und hofft auf seine achte Olympia-Teilnahme.

Hat seine Karriere im März beendet, ist aber als Skisprung-Experte für Eurosport wieder an der Schanze: Markus Eisenbichler.
Hat seine Karriere im März beendet, ist aber als Skisprung-Experte für Eurosport wieder an der Schanze: Markus Eisenbichler.  Foto: Hendrik Schmidt

Für Noriaki Kasai wären es tatsächlich die neunten Spiele – doch der Vierte der japanischen Meisterschaften muss sich über den zweitklassigen Continental-Cup erst einmal für den Weltcup empfehlen. Markus Eisenbichler (34) beendete ebenfalls seine Karriere – und gibt in Lillehammer sein Comeback: als Skisprung-Experte bei Eurosport.

Olympia-Schanze wird nach schweren Stürzen verändert

Gut für Deutschland, dass Katharina Schmid (29) weiter macht („Es hat sich einfach nicht richtig angefühlt, aufzuhören“). Der siebenmaligen Weltmeisterin fehlt noch der Olympiasieg. Die ersten Sprünge auf den umgebauten Olympia-Schanzen in Predazzo beim Sommer-Grand-Prix waren zum Teil äußerst schmerzhaft: Es gab viele Stürze, gerade bei den Frauen.

„Es werden wohl nicht mehr elf, sondern zwölf Grad Neigung sein, so dass sich die Flugkurve verändert, man nicht mehr so unten reinfällt.“

Selina Freitag

Die Österreicherin Eva Pinkelnig riss sich das Kreuzband und verpasst die Spiele. Das hat Konsequenzen. Zumindest der Tisch der Normalschanze soll angepasst werden. „Es werden wohl nicht mehr elf, sondern zwölf Grad Neigung sein, so dass sich die Flugkurve verändert, man nicht mehr so unten reinfällt“, sagt Selina Freitag.

Vorbereitung lief für das deutsche Team glatt

Die 24-Jährige, Gesamtzweite des vergangenen Weltcupwinters, hat in der Vorbereitung, die bei allen deutschen Frauen und Männern glatt lief, mehr Kraft und Ausdauer trainiert. Alle freuen sich, dass es jetzt endlich losgeht. Auch wenn selbst oben im Norden „leider noch nicht so ganz Winterwonderland“ sei, wie Selina Freitag anmerkt.

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