Zur Person
Michael Kohlmann ist seit 2015 Kapitän des deutschen Davis-Cup-Teams und seit 2020 „Head of Men’s Tennis“ im Deutschen Tennis Bund (DTB). Der 51-Jährige ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Tennis-Bundestrainer Michael Kohlmann spricht über den Umzug des Neckar-Cups von Heilbronn nach Bad Rappenau und zwei verheißungsvolle deutsche Jungprofis.

Er ist seit Jahren in der Region zu Gast, einst als Spieler in Talheim bei den Heilbronn Open, mittlerweile als Trainer: Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann hat im Stimme-Interview seinen Besuch beim Neckar-Cup angekündigt, der von 1. bis 8. Juni zum elften Mal stattfindet, aber erstmals in Bad Rappenau. „Ich habe die gleichen Erwartungen wie auch in Heilbronn“, sagt der 51-Jährige.
Haben Sie schon einmal einen Umzug eines Challenger-Turniers in Deutschland erlebt oder begleitet, Herr Kohlmann?
Michael Kohlmann: Da muss ich überlegen. Dass eine Veranstaltung für ein Jahr woanders ausgetragen wurde, gab es schon mal. Aber einen richtigen Umzug eines Challengers habe ich noch nicht erlebt.
Was wissen Sie über Bad Rappenau?
Kohlmann: Ich meine mich zu erinnern, dass ich da vor vielen Jahren bei einem Preisgeldturnier aufgeschlagen habe. Ich weiß, dass das Publikum dort tennisinteressiert und tenniserfahren ist. Insofern passt das. Wobei ich sagen muss: Die Anlage in Heilbronn hat mir sehr, sehr gut gefallen. Das Turnier war toll organisiert, hatte ein schönes Setting. Deswegen bin ich gespannt, wie Mine und Metehan Cebeci das mit ihrem Team jetzt in Bad Rappenau machen.
Was erwarten Sie vom Neckar-Cup 2.0 – oder was erhoffen Sie sich?
Kohlmann: Ich habe die gleichen Erwartungen wie auch in Heilbronn. Es war eines der Top-Challenger in der Welt. Ich gehe davon aus, dass der Standard und der Publikumszuspruch genauso gut sein werden. Und ich bin mir sicher, dass es die Cebecis in Bad Rappenau genauso toll aufziehen. Es ist eine Riesengeschichte für Bad Rappenau.
„Ich gehe davon aus, dass der Standard und der Publikumszuspruch in Bad Rappenau genauso gut sein werden wie in Heilbronn.“
Michael Kohlmann
Nichtsdestotrotz ist der Umzug nicht ohne ein gewisses Risiko.
Kohlmann: Absolut. Es war ein erfolgreiches, bewährtes Event. Ich hoffe nicht nur für Mine und Cebi, sondern auch für den DTB, dass es in Bad Rappenau eine erfolgreiche Veranstaltung wird – unsere Turnieranzahl im Challenger-Bereich soll wachsen, nicht schrumpfen.
Waren Sie überrascht, als Sie gehört haben, dass es in Heilbronn nicht weitergeht?
Kohlmann: Schon, das war für mich verwunderlich. Weil die Cebecis in dem Heilbronner Verein fest verwurzelt waren.
Ein wesentlicher Grund war die Größe des Center Courts – wegen des sich verändernden Spiels war er zu klein geworden. Was hat sich verändert?
Kohlmann: Man sieht es im Fernsehen bei Daniil Medvedev, Alexander Zverev und Co.: Es stehen immer mehr Spieler extrem weit hinter der Grundlinie, gerade auf Sand. Das ist der Trend. Und das war in Heilbronn tatsächlich schwierig, man musste sein Spiel ein bisschen anpassen. Die Größe des Platzes macht einen Unterschied, das kann einen gewissen Einfluss auf ein Match haben. Aber ob das jetzt ein Grund ist, dass ein guter Spieler kommt oder nicht, weiß ich nicht.

Der Center Court ist beim Neckar-Cup jetzt größer, die Stadt aber kleiner: Ist Bad Rappenau als kleinster deutscher Challenger-Standort mit seinen 22 000 Einwohnern zu klein?
Kohlmann: Nein, zu klein gibt es nicht. Es geht ja um das Einzugsgebiet: Dazu gehört weiterhin Heilbronn und in der größeren Umgebung nun auch Mannheim. Das ist groß genug. Und ob der Veranstaltungsort 100 000, 500 000 oder 20 000 Einwohner hat, ist unerheblich. Die Tennisbegeisterten werden mit Sicherheit den Weg auch nach Bad Rappenau finden.
Ist den Spielern die Größe des Turnierortes egal?
Kohlmann: Ob Bad Rappenau, Heilbronn oder Halle in Westfalen: das ist den Spielern am Ende des Tages egal, macht keinen Unterschied. Denn es geht ihnen nur darum, wie man zu einem Turnier hinkommt, ob ein Flughafen in der Nähe ist.
Zur Person
Michael Kohlmann ist seit 2015 Kapitän des deutschen Davis-Cup-Teams und seit 2020 „Head of Men’s Tennis“ im Deutschen Tennis Bund (DTB). Der 51-Jährige ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Auf der offiziellen Meldeliste steht mit Yannick Hanfmann bisher nur ein deutscher Profi. Wie viele Landsleute könnten noch dazu kommen – als Nachrücker, per Wildcard oder in der Qualifikation?
Kohlmann: Das hängt zum einen bei einem Turnier, das parallel zur zweiten Woche der French Open läuft, von den Ergebnissen in Paris ab. Zum anderen haben wir gerade relativ viele Verletzte, wie Dominik Köpfer und Maximilian Marterer, der den direkten Einzug ins Hauptfeld von Bad Rappenau relativ knapp verpasst hat. Er hat seit der Davis-Cup-Partie im Februar kein Turnier mehr gespielt. Er will in Paris wieder anfangen, Heilbronn wäre sein zweites Turnier nach der recht langwierigen Verletzung.
Wer sind Ihre weiteren Kandidaten für den Neckar-Cup?
Kohlmann: Max Rehberg und Henri Squire, der leider ein sehr durchwachsenes Jahr mit vielen Verletzungen gehabt hat, sowie Justin Engel und Diego Dedura. Diesen beiden wollen wir vom Deutschen Tennis Bund immer wieder die Möglichkeit geben, sich zu zeigen – wie zuletzt beim Turnier in München und jetzt in Hamburg. Damit sie den Anschluss ans Herrentennis schneller schaffen. Justin und Diego werden in Bad Rappenau mitspielen.
Das heißt, die beiden 17-Jährigen bekommen eine Wildcard, richtig?
Kohlmann: Wo sie dann spielen, im Hauptfeld oder in der Qualifikation, muss man sehen.Im Bereich der Top 300 bewegen sich derzeit nur neun deutsche Profis – vor einem Jahr waren es noch elf.Kohlmann: Ja, in dem Bereich ist es sehr dünn, das zeigt die Meldeliste des Neckar-Cups mit Yannick Hanfmann als einzigem Deutschen. Im Juniorenbereich sind wir mit Justin und Diego sehr, sehr gut besetzt. Die anderen drei dahinter werden nicht Bad Rappenau, sondern das Juniorenturnier der French Open spielen. Wir müssen zusehen, dass diese Gruppe, die talentiert ist und zudem unglaublich großes Potenzial hat, nicht nur den Anschluss findet, sondern schnell vorstößt Richtung Top 100, Top 250. Damit wir diese kleine Lücke, die entstanden ist, schnell schließen.
Die neun Deutschen in den Top 300 haben ein Durchschnittsalter von 28 Jahren, die Franzosen haben in diesem Bereich 38 Spieler (im Schnitt 26,3 Jahre alt), die USA 26 (24,7), die Spanier 17 (27,5), die Italiener 15 (25,3). Was sagen diese Zahlen?
Kohlmann: Es gibt die nackten Zahlen – die sind so, Punkt. Aber es gibt immer auch die Geschichte und Erklärungen dahinter. Beispiel Oskar Otte: Der stand auf Platz 36, ist aber plötzlich mit einer Verletzung ausgefallen. Jedenfalls haben wir es in den vergangenen Jahren leider nicht geschafft, die Talente, die da sind, in diesen Bereich zu bekommen. Auch, weil die Masse an Spielern gefehlt hat, die sich gegenseitig hochziehen. Das ist jetzt mit der Gruppe um die 17-jährigen Justin Engel, Diego Dedura und Max Schönhaus, der vergangenes Jahr in Wimbledon das Junioren-Doppel gewonnen hat, aber der Fall. Deswegen bin ich guter Dinge, dass es uns mit dieser Gruppendynamik in den nächsten Jahren gelingen wird, wieder mehr Präsenz in der Weltspitze zu zeigen.
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