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Mama läuft wieder: Biathletin Janina Hettich-Walz ist zurück im Weltcup

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Janina Hettich-Walz ist neun Monate nach der Geburt von Tochter Karlotta wieder im Biathlon-Weltcup am Start. Wie der Deutsche Skiverband sie dabei unterstützt.

Auf Dienstreise: Bei der ersten Weltcup-Station in Östersund hat Janina Hettich-Walz ihre Tochter noch im heimischen Schwarzwald gelassen.
Auf Dienstreise: Bei der ersten Weltcup-Station in Östersund hat Janina Hettich-Walz ihre Tochter noch im heimischen Schwarzwald gelassen.  Foto: Hanna Brunlöf

Alles wie immer. Auf den ersten Blick. Janina Hettich-Walz hat am Sonntagabend im Interviewbereich von Östersund nach Platz acht in der Mixed-Staffel gewohnt sachlich ihre Sicht der sportlichen Dinge erzählt. „Es hat Spaß gemacht“, sagt die 29-Jährige, aber auch, dass sie wenig Kontakt zu den Konkurrentinnen gehabt habe.

Vor dem ersten Einzel über 15 Kilometer am Dienstag (15.30 Uhr/ZDF) weiß Janina Hettich-Walz daher noch immer nicht so recht, wo sie sich im internationalen Maßstab einreiht. Alles wie immer? Keineswegs. Den Alltag der Frau aus dem Schwarzwaldort Lauterbach bestimmt seit dem 24. Februar maßgeblich Tochter Karlotta mit. 

Alltag von Janina Hettich-Walz wird seit Februar von Karlotta mitbestimmt

Fünf Monate nach ihrer Silbermedaille im Einzel bei der WM in Nove Mesto 2024 wird offiziell, dass Janina Hettich-Walz Mama wird – und sie kündigt zugleich an, dass ihr Ziel die Olympischen Spiele in Antholz 2026 bleiben. Leistungssport und Familie – eine Herausforderung. Im Falle von Janina Hettich-Walz eine wohl überlegte.

„Ich wollte immer schon eine junge Mutter sein. Ich habe auch eine sehr junge Mutter und fand es immer cool.“

Janina Hettich-Walz

„Ich wollte immer schon eine junge Mutter sein“, sagt sie, „ich habe auch eine sehr junge Mutter und fand es immer cool. Aber klar, im Sport ist es ungewöhnlich.“ Janina Hettich-Walz verbringt am Tag vor der Geburt noch Zeit im Kraftraum – und im März gibt es schon wieder ein Online-Meeting mit Ärzten, Physiotherapeuten und den Trainern. Die Themen: Rückbildung. Beckenboden. Organisation. Unterstützung.

DSV ermöglicht Lehrgänge mit Kind

„Wir hatten einen Plan, wie wir die Lehrgänge mit Kind gestalten“, sagt Frauentrainer Kristian Mehringer. Geholfen hat auch der Blick ins Ausland. Schnell ist die Sache klar: Janina Hettich-Walz reist im Sommer mit Ehemann Kai Walz und Karlotta zu den Lehrgängen, sie erhält ein eigenes Zimmer, ihren Familientisch, wird im Training aber weitgehend integriert.

Das ist im Sport ungewöhnlich: Janina Hettich-Walz ist mit 28 Jahren Mutter geworden.
Das ist im Sport ungewöhnlich: Janina Hettich-Walz ist mit 28 Jahren Mutter geworden.  Foto: Hendrik Schmidt

„Die Absprache war gut, das hat funktioniert“, sagt Kristian Mehringer. „Wichtig ist, dass sie ihre Bindung zum Kind hat, aber auch trainieren und sich weiterentwickeln kann.“ Die Pläne gehen bisher auf. Wie, das zeigt sich erstmals bei den deutschen Meisterschaften Anfang September: Die Rückkehrerin glänzt mit zwei Titeln. „Die Kleine ist auch eine große Motivation für mich“, sagt Janina Hettich-Walz.

Bessere Diagnostikwerte als vor zwei Jahren

„Klar ist es auch eine gewisse Genugtuung zu zeigen: es kann auch mit Kind funktionieren“, sagt Janina Hettich-Walz. „Natürlich gibt es immer viele, die zweifeln oder Kritiker, die fragen, warum man nach seiner besten Saison eine Babypause macht.“ Ende Oktober ergeben die Diagnostikwerte einen „besseren Stand als vor zwei Jahren zur gleichen Zeit“, meint Kristian Mehringer.

„Klar ist es auch eine gewisse Genugtuung zu zeigen: es kann auch mit Kind funktionieren.“

Janina Hettich-Walz

Zwei Gründe, warum die Coaches der Rückkehrerin die interne nationale Qualifikation ersparen und sie per Trainerentscheid für das erste Weltcup-Trimester fix vorsehen. Nach Mittelschweden ist Janina Hettich-Walz ohne ihre Lieben gereist. Weil es immer auch um die Wohnsituation vor Ort geht oder wie stressig eine Reise ist. Für die nächste Weltcup-Station Hochfilzen ist geplant, dass Karlotta dabei sein wird.

Bewusst nicht das Gespräch mit Justine Braisaz-Bouchet gesucht

Die kleine Karlotta kommt nicht alleine. „Mit meinem Mann, meiner Mutter oder jemand anderem aus der Familie, der die Kleine mitbetreut“, sagt Janina Hettich-Walz. Ihr Plan B, wenn was nicht läuft: auf jede Lage bestmöglich reagieren. Die Deutsche geht bewusst ihren eigenen Weg, hat daher auch bewusst nicht das Gespräch mit Kollegin Justine Braisaz-Bouchet gesucht, deren Tochter Come die Mama ebenfalls ab und an im Weltcup begleitet. „Ich wollte mich nicht zu sehr von anderen beeinflussen lassen“, sagt Janina Hettich-Walz. 

Das hätte womöglich mehr Druck erzeugt als Hilfestellung gegeben. Ihr Ziel hat die Schwarzwälderin weiterhin klar im Blick: Olympia. Der Grund, weshalb Hettich-Walz zurückgekommen ist. „Das ist immer im Hinterkopf.“ Der nächste Schritt wäre die Norm für die Winterspiele – idealerweise noch vor Weihnachten, um entspannter ins neue Jahr zu gehen, denn: „Ich kann nichts mehr darauf schieben, dass ich schwanger war“, sagt Janina Hettich-Walz: „Dafür ist mein Leistungsniveau schon wieder zu gut.“

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