Christine Schulz: Meistertitel nach Frust-Jahren
Sie stand vor dem Aus, sie dachte ans Aufhören - jetzt feierte sie Auferstehung. Christine Schulz ist wieder da! Die Siebenkämpferin vom TSV Bayer 04 Leverkusen hat sich mit einem starken Comeback selbst Hoffnungen auf ein «zweites Leben» als Leichtathletin gemacht.
«Ich war vier Jahre weg vom Fenster, brutto drei Jahre verletzt. Das war nur Nerverei und Frust. Aber alle haben an mich geglaubt. Jetzt ist sogar die Weltmeisterschaft im Sommer in Berlin ein Thema für mich», sagte die neue deutsche Hallen-Meisterin im Fünfkampf in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Zwei Tage nach ihrem 25. Geburtstag konnte sich Christine Schulz in der Hamburger Leichtathletik-Halle vor Glückwünschen kaum retten, nachdem sie mit 4517 Punkten ihren ersten nationalen Titel erkämpft hatte. Als erste fiel ihr Trainingskollegin, Konkurrentin und Freundin Jennifer Oeser um den Hals, die mit 4423 Zählern - schon klar abgeschlagen - Zweite geworden war. «Diesen Titel gönne ich ihr von Herzen. Nur für Außenstehende war Christine hier eine Außenseiterin - für mich nicht. Wir kämpfen jetzt beide für Berlin», sagte Oeser.
Im Jahr 2005 endet die Statistik der Siebenkämpferin Christine Schulz abrupt, fast vier Jahre konnte sie nur leidlich trainieren. Siebenkampf - das ging gar nicht. «Ich war mit meinen Ischias-Problemen bei zig Ärzten, aber da konnte mir keiner helfen», erinnerte Schulz an ihre Leidenszeit. Lang ist's her, als sie Hoffnungen auf eine erfolgversprechende Karriere nährte: 2001 wurde sie Zweite bei der U18-WM, ihre persönliche Siebenkampf-Bestleistung (6199 Punkte) stammt aus dem Jahr 2005.
Das Jahr 2009 soll die Wende bringen: Plötzlich ist ein Start bei der Hallen-EM in Turin (6. bis 8. März) und selbst bei der WM in Berlin (15. bis 23. August) kein Traum mehr. «Das war heute ein Schritt zu alter Leistungsstärke», befand Trainer Karl-Heinz Düe, für den der Sieg keine Überraschung war. «Christine ist als Athletin auch mental gereift.»
Der «Befreiungsschlag» in der Hansestadt wird Christine Schulz helfen, keine Frage, aber Sieg und Motivations-Schub waren für sie nicht einmal das Wichtigste. «Nummer 1 ist die Gesundheit. Wenn ich gesund bleibe, traue ich mir auch einiges zu», sagte die 25-Jährige, die seit Ende 2006 bei der Bundeswehr ist. «Wenn die mich nicht unterstützt hätten... Von irgendwas muss man ja auch leben. Ich bin froh, dass man noch an mich glaubt. Sonst wäre ich nicht mehr dabei.»
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