Halbfinale gegen Dänemark: Ein großes Spiel der DHB-Auswahl geht knapp verloren
Abgezockte Dänen setzen sich im EM-Halbfinale mit 29:26 gegen Deutschland durch. Am Sonntag geht es für das Team von Bundestrainer Alfred Gislason gegen Schweden um Bronze.

Die deutsche Nationalmannschaft lieferte dem großen Favoriten Dänemark im EM-Halbfinale einen gigantischen Kampf. Im ausverkauften Tollhaus Lanxess-Arena in Köln war die DHB-Auswahl 50 Minuten auf Augenhöhe mit der skandinavischen Übermannschaft, ehe erkennbar die Kräfte schwanden. Der Weltmeister zog dank eines 29:26 (12:14)-Siegs verdient ins EM-Finale gegen Frankreich ein. Deutschland spielt am Sonntag im Spiel um Platz drei um Bronze und gegen Schweden im direkten Duell um einen Olympia-Startplatz.
Nahezu perfekte erste Hälfte des DHB-Teams
"Ich bin sehr stolz auf die Jungs, sie haben eine phänomenale erste Halbzeit geliefert. In der zweiten Halbzeit haben wir zu viel verworfen", sagte Bundestrainer Alfred Gislason. "Was wir in der ersten Hälfte gespielt haben, war nahezu perfekt. In der zweiten Hälfte haben die Dänen dann mit dem siebten Feldspieler sehr gute Lösungen gefunden", sagte Sebastian Heymann.
Die schlimmsten Befürchtungen, die Partie könne schon nach 20 Minuten entschieden sein, waren schnell erledigt. Von der ersten Minute an nahm das deutsche Team das Herz in die Hand und bot der vermeintlichen Übermannschaft Paroli. In der Abwehr legten die Gastgeber eine ungeheure Intensität an den Tag, gegen die selbst das beste Team der Welt kaum Mittel fand.
Die Halle goutierte diesen Einsatzwillen mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Jedes Stopp-Foul wurde beklatscht wie der EM-Titel. In dieser hitzigen Atmosphäre blieb selbst der Abonnement-Weltmeister nicht nordisch cool, sondern zeigte durchaus Nerven. Die deutsche Defensive klaute den Dänen reihenweise die Bälle - teils einfach aus der Hand. Es war unglaublich.
Uscins glänzt als Ersatz für den erfahrenen Häfner
Einzig Super-Keeper Niklas Landin bereitete anfangs die erwartbaren Schwierigkeiten, hatte früh vier Würfe pariert. Auf der Gegenseite brauchte Andreas Wolff ein paar Minuten länger, kam dann aber noch gewaltiger ins Spiel als der Däne.
Die nicht zuletzt vom Bundestrainer viel gescholtene rechte deutsche Angriffsseite war überraschenderweise ein weiterer Pluspunkt. Der für den aus privaten Gründen abgereisten Kai Häfner in die Startformation gerückte Renars Uscins erzielte in der ersten Hälfte vier Treffer bei fünf Versuchen, wurde am Ende sogar zum besten Spieler gekürt. Eine ebenfalls zwei mal erfolgreiche Variante: Rune Dahmke tauchte als Einläufer am Kreis auf. Das deutsche Spiel bot mehr Überraschungseffekte als das dänische.
Verdiente Pausenführung für die DHB-Auswahl
Weniger glücklich liefen die ersten 30 Minuten für Heymann. In der 13. und 18. Minute kassierte der Horkheimer die einzigen beiden Zeitstrafen gegen das deutsche Team und blieb rotgefährdet danach erst einmal auf der Bank. "Da muss ich bei allem Einsatzwillen cleverer agieren", sagte der 25-Jährige hinterher selbstkritisch.
Juri Knorr brachte die DHB-Auswahl mit dem 13:10 kurz vor der Pause erstmals mit drei Toren in Führung. Einzig Dänemarks Linksaußen Emil Jakobsen blieb beim Favoriten treffsicher. Mit einer 14:12-Führung für die Gastgeber ging es in die Pause - die Lanxess-Arena tobte.
Dänen erweisen sich als zäher in der Abwehrschlacht
Die Ansprache von Dänemarks Trainer Nikolaj Jakobsen in der Kabine dürfte deutlich ausgefallen sein. Jedenfalls kam sein Team deutlich verbessert zurück aufs Feld. Die Abwehr ließ sich nicht mehr düpieren, packte kräftiger zu, Emil Nielsen im Tor für Landin war sofort im Spiel. In den ersten sieben Minuten gelang Deutschland nur ein Tor per Siebenmeter von Philipp Weber. Nur dank des überragenden Wolff, der weiterhin fast alles hielt, gerieten die Gastgeber nicht gleich ins Hintertreffen.
Es war jetzt eine Abwehrschlacht. Beide Defensiven waren echte Bollwerke. Jeder Treffer musste hart erarbeitet werden. Die Dänen erwiesen sich in diesem Abnutzungskampf zunehmend als der zähere Kontrahent. Ab der 40. Minute übernahmen die Rot-Weißen die Führung und bauten sie zwar langsam, aber eben stetig aus. Beim 21:18 (46.) von Mikkel Hansen waren es erstmals drei Tore. Heymann mit einem Knaller aus vollem Lauf verkürzte mit seinem ersten Tor zum 19:21 (48.). Später ließ er noch zwei weitere Treffer folgen.
Doch die Dänen schlossen ihre Angriffe jetzt konsequent ab, die Akkus im deutschen Team waren in den roten Bereich gerutscht. Das Spiel war entschieden.
Dänemark: N. Landin, E. Nielsen - M. Hansen 5/4, E. M. Jakobsen 5, Pytlick 5, Gidsel 4, Hald 4, Kirkelökke 3, M. Landin 2, Lauge Schmidt 1, M. Damgaard, Jörgensen, Larsen, Lindberg, Möllgaard Jensen, Saugstrup Jensen
Deutschland: D. Späth, Wolff - Uscins 5, Knorr 4, Dahmke 3, Golla 3, Heymann 3, J. Köster 2, Steinert 2/1, Ph. Weber 2/1, Kohlbacher 1, Zerbe 1, Fischer , Hanne, Lichtlein, Mertens
Schiedsrichter: Bojan Lah (Slowenien)/David Sok (Slowenien)
Zuschauer: 19750 (ausverkauft)
Strafminuten: 8 / 6