Welche Erinnerungen vom WM-Triumph 2007 geblieben sind
Fünf Handball-Weltmeister erinnern sich zurück an das deutsche Wintermärchen vor zwölf Jahren.

Einige Szenen der Handball-WM 2007 sind im kollektiven Gedächtnis gespeichert. Wie beispielsweise die deutsche Mannschaft zur Siegerehrung mit aufgeklebten Heiner-Brand-Bärten und Papierkronen erschien.
Doch jeder der Protagonisten, ob Spieler oder Trainer, hat natürlich seine eigenen Erinnerungen, seinen persönlichen Moment 2007. Fünf Weltmeister erzählen davon, was ihnen als erstes Ereignis in den Kopf schießt, wenn sie sich zurückerinnern.
Heiner Brand (Bundestrainer): Ich kann nicht den einen Moment nennen, weil es eine so intensive Zeit war, in der so viele Dinge auf mich eingestürmt sind. Es ist auch nicht so, dass mit dem Titelgewinn die ganze Spannung abfällt. So ein Turnier verfolgt einen noch über mehrere Wochen. Da laufen jede Nacht im Halbschlaf Handballbilder vor dem inneren Auge ab. Das ist ja auch kein Wunder, wenn man sich sechs, sieben Wochen mit nichts anderem beschäftigt hat, als Handballspiele auf Video oder live anzuschauen.
Henning Fritz (Torhüter): Das Halbfinale gegen Frankreich mit zweimaliger Verlängerung, bei dem ich selbst mehrfach im Mittelpunkt stand. Besonders kurz vor Schluss, als Daniel Narcisse noch zwei Mal die Chance zum Ausgleich hatte, die Abwehr und ich das Gegentor aber verhindern konnten. Die Atmosphäre bei der Schlusssirene war unglaublich - ich kriege sofort Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Wir haben 2007 natürlich von der Fußball-WM profitiert, es war wieder schick, die Hymne zu singen und Deutschland-Schals zu tragen. So etwas miterleben zu dürfen, ist die Krönung eines Sportlerlebens.
Oliver Roggisch (Abwehrchef): Die Busfahrt zum Finale nach Köln. Dieses Fahnenspalier, durch das wir gefahren sind, war unglaublich. Dann natürlich, wie wir nach dem Endspiel mit unseren angeklebten Heiner-Brand-Bärten in der Kabine den Bundestrainer erwartet haben und die anschließende Party.
Dominik Klein (Linksaußen): Zuallererst kommt mir der Moment in den Sinn, als ich mit meinem Zimmerkollegen Florian Kehrmann im Hotel die Deutschlandfahne aufgehängt habe. Das war ein festes Ritual bei uns. Ansonsten läuft bei immer der Film ab, wie wir über die einzelnen Stationen bis ins Finale gekommen sind. Es ging los in Berlin, über Halle/Westfalen und Dortmund bis nach Köln. Als wir von unserem Quartier in Wiel mit dem Bus zum Finale gekommen sind, stand auf dem Weg zur Lanxess-Arena dieses unglaubliche Spalier an Menschen. In meinem persönlichen Film ist natürlich mein Kempa-Tor im Halbfinale gegen Frankreich ein Highlight. Da ich diesen Film ja nicht zeigen kann, hoffe ich, dass sich die aktuellen Nationalspieler alle nochmal die Dokumentation Projekt Gold anschauen, um sich auf das Turnier einzustimmen.
Johannes Bitter (Torhüter): Als ich im Finale eingewechselt wurde, nachdem sich Henning Fritz verletzt hat. Mir war klar, dass ich jetzt bis zum Ende spielen würde. Es gab ja keine Alternative mehr. Also habe ich mir gesagt, du hast keinen Druck, mach" einfach dein Ding. Nach fünf Minuten hatte ich schon die Bild-Schlagzeile im Kopf: "Bitter verkackt das Finale". Ich habe es dann aber geschafft, mich zu fokussieren, die 20 000 Zuschauer auszublenden. "Wie im Training. Wie im Training", habe ich mir die ganze Zeit gesagt. Als ich den ersten Gegenstoß gehalten habe, war ich drin im Spiel. Das war der kritischste und im Nachhinein natürlich auch der schönste Augenblick der WM, weil ich meinen Teil zum Titelgewinn beitragen konnte.