Dritte Entlassung für Gilbert Gress in Straßburg
Die französische Fußball-Legende Gilbert Gress hat sich gerade mal 57 Tage als Trainer des Zweitligisten Racing Straßburg halten können. Der Verwaltungsrat des elsässischen Clubs beendete wie erwartet die dritte Amtsperiode seines Meistertrainers von 1979.
Damit war die wohl letzte Ära des einstigen Klasse-Außenstürmers, der von 1966 bis 1971 beim VfB Stuttgart glänzte, das kürzeste Trainer-Engagement in der Vereins-Geschichte.
Wer Nachfolger des 67-Jährigen werden soll, ist noch unklar. Als Kandidat ist der frühere Münchner Bundesliga-Profi Jean-Pierre Papin im Gespräch, der den Club vor zwei Jahren zum Erstliga-Aufstieg geführt hatte. Zum Interimscoach wurde zunächst Gress' bisheriger Assistent Pascal Janin ernannt. «Ich habe gedacht, dass Gress der richtige Mann war», sagte nach der Sitzung Clubchef Leonard Specht, der gleichzeitig seinen Amtsverzicht ankündigte. «Aber ich habe mich geirrt, seine Rückkehr war ein Fehler». Nun überlegt Hauptgeldgeber Philippe Ginestet, ob er den Präsidenten-Posten übernehmen soll.
Die Entlassung von Gress, der Racing mit einem Budget von geschätzten 15 Millionen Euro zurück in die Ligue 1 führen sollte, hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angekündigt. Nach einem 1:6-Debakel im Ligapokal gegen Istres verlor die Mannschaft auch das Auftaktspiel in der Meisterschaft gegen Chateauroux 1:2. Zudem überwarf sich Gress mit Ginestet. Der Hauptaktionär hatte den gebürtigen Straßburger ohnehin nie als Coach gewollt, nach den letzten Niederlagen legte sich Gress öffentlich mit Ginestet an. Auch der als Gress-Fürsprecher geltende Specht wandte sich nun von ihm ab.
Innerlich hatte sich Gress auf den Rauswurf schon eingestellt, doch sein Selbstbewusstsein litt darunter nicht. «Ich werde auch Straßburg mit erhobenem Haupt verlassen», hatte er angekündigt. Dabei verwies er auf seine lange Erfolgskarriere, darunter auch als Profi des VfB Stuttgart, für den er in 149 Bundesliga-Spielen 25 Tore erzielt hat, und als Nationaltrainer in der Schweiz. «In Baden- Württemberg und in der Schweiz redet man auch nach 40 Jahren gut über mich, weil ich in meiner Arbeit immer loyal war», betonte Gress, der schon von 1977 bis 1989 und 1991 bis 1994 bei Racing Verantwortung trug. Seine Gegner aber warfen ihm «altmodische Methoden» vor und trauten ihm nun nicht mehr zu, Racing wieder nach oben zu führen.
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