Nach Bachelor-Arbeit: Prüfung gegen Arsenal für Giulia Gwinn
Die Bayern-Frauen fordern in der Königsklasse den Titelverteidiger. Gegen Arsenal geht's in die Allianz Arena. Dort will der Meister das 1:7 von Barcelona vergessen lassen.

Vier große Turniere, 66 Länderspiele, DFB-Kapitänin, «Fußballerin des Jahres 2024». Und doch ist bei der längst erfahrenen Giulia Gwinn in ihrer sechsten Saison beim FC Bayern etwas ganz anders. «Es ist jetzt das erste Mal, dass ich mich gerade ausschließlich auf Fußball konzentriere», sagt die 26-Jährige mit einem Lächeln. «Ich bin vor Kurzem mit meinem Bachelor Sportmanagement fertig geworden.»
Vollprofi Gwinn und die Münchnerinnen stehen am Mittwoch (18.45 Uhr/Disney+) vor einer ganz besonderen Herausforderung. Die Bayern-Frauen empfangen in der Ligaphase in der Champions League Titelverteidiger Arsenal WFC - und ziehen dafür in die Allianz Arena um. Die Heimspielstätte der Fußballerinnen ist auch ein Thema in Gwinns Bachelor-Arbeit mit dem Titel: «Die Entwicklung des Frauenfußballs am Beispiel des FC Bayern.»
Suche nach einem größeren Stadion
Der FC Bayern erwägt nach Medienberichten, den Unterhachinger Sportpark zu kaufen, der rund 7,5 Millionen Euro kosten soll. «Wir fühlen uns superwohl hier auf dem Campus, haben hier in allen Spielen ein ausverkauftes Haus und große Erfolge gefeiert. Aber der Frauenfußball boomt so sehr», erklärt Gwinn. «Da wäre es natürlich schön, wenn man in Zukunft noch mehr Zuschauern die Möglichkeit geben könnte, das live zu verfolgen.» Eine Zwischenlösung wäre dabei perfekt - «also irgendwas zwischen den 2.500 vom Campus und den 75.000 in der Allianz Arena, gerne so 10.000 bis 15.000.»
Im großen Stadion gegen Arsenal wird nicht nur auf Rechtsverteidigerin Gwinn ganz schön was zurollen. Mit England verbindet sie in erster Linie Georgia Stanway - «die haben wir zum Glück auf unserer Seite. Und bei Arsenal ist es egal, ob das eine Alessia Russo, Stina Blackstenius oder Chloe Kelly ist - das sind auf jeden Fall Namen, die man zu Recht kennt.»
Arsenal und England als Außenseiter stark
Arsenal hatte als Außenseiter gegen den FC Barcelona ebenso das Königsklassen-Finale gewonnen wie später die The Lionesses das EM-Endspiel gegen Spanien. Aber Gwinn erinnert an das 5:2 der Bayern gegen den Londoner Club im Gruppenspiel vergangenen Saison. «Da haben wir einen sehr starken Auftritt hingelegt vor einer coolen Kulisse hier im Campus», sagt sie. «Die kommen bestimmt nicht gerade gerne in die Allianz Arena und denken sich, das wird leicht gegen Bayern.»
2023 waren die Bayern-Frauen im Viertelfinale gegen Arsenal ausgeschieden. Zur Realität gehört auch, dass das Team von Trainer José Barcala beim FC Barcelona Anfang Oktober eine 1:7-Schlappe kassierte. Gwinn verweist aber darauf, dass sich Münchnerinnen zuletzt «in einen wirklich guten Flow» gespielt haben.
Gwinn: «Bin auf einem super Weg»
Das betrifft auch sie persönlich: Nach ihrer bei der EM erlittenen Knieverletzung sagt die Bayern-Starspielerin: «Vielleicht bin ich noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber auf einem super Weg.» Beim 4:0 gegen Union Berlin am Freitag war Gwinn an drei Toren beteiligt, erzielte dabei ihren ersten Saisontreffer.
In ihrer Abschlussarbeit zum Studium sieht Gwinn eine «enorm starke Entwicklung» des Frauenfußballs beim FC Bayern, aber auch, «dass natürlich immer noch Schritte zu gehen sind.» Das seien auch «immer Erfolge». So wie ein erster Titeltriumph in der Königsklasse, der große Traum.
«Wir können die Champions League früher oder später gewinnen», sagt Barcala. Aber da gehöre viel dazu. «Wir haben nicht ohne Grund so einen starken Kader zusammengestellt. Wir wollen wirklich international angreifen, das ist das nächste große Ziel», bestätigt Gwinn. Sie kann sich übrigens gut vorstellen, eines Tages im Sportmanagement zu arbeiten: «Deshalb habe ich das auch studiert.» Jetzt ist sie aber erst mal Fußballerin in Vollzeit.

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