Hrubesch-Comeback geglückt: DFB-Auswahl schlägt Wales in Sinsheim 5:1
Erst am Ende setzen sich die DFB-Frauen beim Einstand von Interimstrainer Horst Hrubesch klar gegen Wales durch und bleiben damit im Rennen ums Olympia-Ticket.

Horst Hrubesch ist mit 72 Jahren nicht mehr als Mode-Trendsetter unterwegs. Anders als der halb so alte Julian Nagelsmann neulich in den USA. Nach Nagelsmanns Bundestrainer-Debüt stand dessen 300-Euro-Hemd mehr im Fokus als das Geschehen auf dem Platz. Hrubesch ist da als Interims-Bundestrainer der deutschen Fußball-Frauen anders, das stellte er beim 5:1 (1:1) der DFB-Frauen im Nations-League-Spiel gegen Wales deutlich zur Schau. Über regentaugliche Teamjacken in Grautönen, die alle tragen, debattiert ganz sicher keiner.
Mannschaft blendet "Causa Voss-Tecklenburg" aus
Es gibt ja auch genug außersportliche Themen bei den DFB-Frauen, die Diskussionsstoff liefern. Das bizarre Schauspiel um die eigentliche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat zuletzt die Schlagzeilen beherrscht. Schließlich ist es weder alltäglich, dass eine Bundestrainerin nach einer Krankschreibung im Erholungsurlaub als Rednerin auf dem Bayerischen Zahnärztetag auftritt, noch, dass sie nur noch per Anwalt mit ihrem Arbeitgeber kommuniziert. "Wir haben es ausgeblendet", sagte Hrubesch.
Voss-Tecklenburgs Vertreter hatte am Freitagabend in Sinsheim bei seinem erfolgreichen Comeback (2018 verantwortete er schon einmal die DFB-Frauen) meist die Hände in den Hosentaschen. In der 25. Minute allerdings nicht mehr. Da klatsche er begeistert Beifall, jubelte übers 1:0. Die gebürtige Sinsheimerin Sarai Linder (TSG Hoffenheim) spielte sich bis zur Grundlinie durch, flankte präzise in die Mitte, wo Lea Schüller per Kopf vollendete.
Deutschland hat nach der Pause eine schnelle Antwort
Das deutsche Team drängte und drückte auf das 2:0. Unter anderem marschierte Laura Freigang allein aufs walisische Tor zu, scheiterte aber an Torhüterin Olivia Clark (41.). Das rächte sich quasi im direkten Gegenzug. Der erste Torschuss bescherte Wales den 1:1-Ausgleich. Das ging zu einfach und zu schnell für die DFB-Defensive. Die Hacken-Vorlage von Angharad James in der 42. Minute vollendete Cerri Holland aus kurzer Distanz zum 1:1.
Einfacher und schöner Fußball ist gefragt bei den DFB-Frauen. So wie früher, als Hrubesch noch selbst auf dem Rasen stand. "Manni, Flanke, ich Kopf, Tor!", beschrieb das Kopfballungeheuer einst sein Erfolgsrezept als erfolgreicher Bundesliga-Stürmer vor über 40 Jahren. Auch die DFB-Frauen haben ein Kopfballungeheuer. Denn Lea Schüller köpfte direkt zu Beginn der zweiten Spielhälfte das 2:1 - wie schon beim 1:0 mit ganz viel Köpfchen. Die eben erst eingewechselte Linda Dallmann hatte in der 47. Minute als "Manni Kaltz" fungiert, also geflankt. "Wir können auch Kopfballtore machen", sagte Hrubesch und grinste bei der Pressekonferenz.
Anweisungen statt Jubel von Trainer Hrubesch
Nach dem 2:1 verzichtete er auf einen Jubel, gab lieber Anweisungen. Damit ja nicht wieder aus dem Nichts der Ausgleich fällt. Wie in Durchgang eins blieb es ein Spiel auf ein Tor. Die 20.107 Zuschauer machten ordentlich Stimmung, schickten nach 64 Minuten die Welle durchs Sinsheimer Rund. Immer wieder verhinderte aber ein walisisches Bein den dritten deutschen Treffer. "Wir hätten früher den Sack zumachen können", haderte Svenja Huth.
Fürs 3:1 musste schließlich ein Foulelfmeter (Ingle klammerte gegen Hegering) her. Giulia Gwinn setzte ihn in der 80. Minute an die Unterkante der Latte, von wo der Ball die Torlinie überquerte. Unterm Vollmond von Sinsheim wurde es am Ende gegen konditionell schwächelnde Britinnen dann doch noch deutlich, weil Hrubeschs Asse von der Bank stachen.
DFB-Auswahl tut noch etwas für das Torverhältnis
Die eingewechselten Sjoeke Nüsken (86./abgefälschter Schuss) und Nicole Anyomi (88./Abstauber) schraubten das Ergebnis auf 5:1. "Wir brauchen Tore, Tore, Tore, falls es aufs Torverhältnis ankommt", weiß Hrubesch im Fernduell mit Dänemark. Nur als Gruppensieger in der Nations League bleiben die DFB-Frauen im Rennen ums Olympiaticket. Das ist unser großes Ziel", sagt der Trainer, der mit den deutschen Männern 2016 Olympia-Silber holte.
Deutschland: Berger (FC Chelsea) - Gwinn (Bayern München), Hendrich (VfL Wolfsburg), Hegering (VfL Wolfsburg/89. Doorsoun (Eintracht Frankfurt)), Linder (TSG 1899 Hoffenheim) - Oberdorf (VfL Wolfsburg/66. Lattwein (VfL Wolfsburg)) - Bühl (Bayern München), Däbritz (Olympique Lyon/46. Nüsken (FC Chelsea)), Freigang (Eintracht Frankfurt/46. Dallmann (Bayern München)), Huth (VfL Wolfsburg/86. Anyomi (Eintracht Frankfurt)) - Schüller (Bayern München).
Wales: Clark - Roberts, Ladd, Evans, Woodham - Ingle, James, Holland (86. Morgan), Fishlock, Green - Cain (88. McAteer).
Tore: 1:0 Schüller (25.), 1:1 Holland (43.), 2:1 Schüller (47.), 3:1 Gwinn (80./Foulelfmeter), 4:1 Nüsken (86.), 5:1 Anyomi (88.).
Schiedsrichterin: Monika Mularczyk (Polen).
Zuschauer: 20.107.