Stimme+
Biathlon
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Diesen Winter ist alles anders: Baby-Boom im deutschen Biathlon-Team

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Dreifache Papa-Freuden und eine Mama kehrt zurück: Wie der Baby-Boom im deutschen Biathlon-Team die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele beeinflusst.

Im Februar Mama von Tochter Karlotta geworden: Janina Hettich-Walz ist nach guten Leistungen in der Saisonvorbereitung nun wieder im Weltcupteam dabei.
Im Februar Mama von Tochter Karlotta geworden: Janina Hettich-Walz ist nach guten Leistungen in der Saisonvorbereitung nun wieder im Weltcupteam dabei.  Foto: Hendrik Schmidt

Paul ist pflegeleicht. Sagt sein Papa. Justus Strelow strahlt. Angesprochen auf seinen Sohn, der Mitte August auf die Welt gekommen ist, sagt er: „Wir haben ein ganz gutes Baby erwischt. Es macht sehr viel Spaß, ein Kind ist eine Bereicherung.“ Paul hat die Prioritäten von Justus Strelow und seiner Frau Elisa verschoben – und doch, betont der 28-Jährige, habe er eine gute Balance gefunden zwischen Familie und seinem Sport, der sein Beruf ist.

„Hannes kann uns immer schon erzählen, was als nächstes kommt.“

Justus Strelow

Die Themen mit seinen Teamkollegen haben sich gewandelt. Der Grund: Der Baby-Boom im deutschen Biathlon-Team. „Hannes kann uns immer schon erzählen, was als nächstes kommt“, sagt Justus Strelow. Johannes Kühn und seine Lebensgefährtin Michaela sind Ende Mai zum ersten Mal Eltern geworden, Mitte August Strelow und Mitte September Danilo Riethmüller.

Janina Hettich-Walz ist als Mutter zum Weltcup-Auftakt in Östersund zurück

Dann ist da noch Janina Hettich-Walz, die im Februar Tochter Karlotta geboren hat – und zum Saisonauftakt an diesem Samstag im schwedischen Östersund für die Öffentlichkeit sichtbar wieder ins Weltcupteam der Frauen zurückkehrt. „Wir brauchen ja auch irgendwann mal Nachwuchs-Biathleten“, sagt der Sportliche Leiter Felix Bitterling und lächelt. 

Mitte August Papa von Sohn Paul geworden: „Wir haben ein ganz gutes Baby erwischt“, sagt Justus Strelow, der im vergangenen Jahr Freundin Elisa geheiratet hat.
Mitte August Papa von Sohn Paul geworden: „Wir haben ein ganz gutes Baby erwischt“, sagt Justus Strelow, der im vergangenen Jahr Freundin Elisa geheiratet hat.  Foto: Martin Schutt

Doch der Verband hat sich durchaus ernsthaft mit der Frage beschäftigt, wie er seine junge Leistungssport-Mama unterstützt, den Vätern (Frei-)Raum bietet – und zugleich klare Grenzen setzt. Darüber haben die Verantwortlichen mit den Athletensprechern Justus Strelow und Franziska Preuß diskutiert. Weil im Olympia-Winter gesund bleiben oberste Priorität ist.

Felix Bitterling findet, dass eine gute Regelung gefunden wurde

„Wir haben eine gute Regelung gefunden“, sagt Felix Bitterling. „Eine, die es den jungen Familien erlaubt in der Nähe zu sein. Bei der Athleten, die noch keine Eltern sind, aber nicht das Gefühl haben, im Nebenjob auch noch Kindergärtner zu sein.“ Die Lieben von Justus Strelow werden während der meisten Weltcups ohnehin zu Hause bleiben, weil „das organisatorisch zu viel Aufwand ist“ – und Papa an den Wettkampftagen ohnehin mit dem Kopf woanders ist.

Mitte September Papa einer Tochter geworden: Danilo Riethmüller sagt über seine neue Rolle: „Es ist in erster Linie sehr schön.“
Mitte September Papa einer Tochter geworden: Danilo Riethmüller sagt über seine neue Rolle: „Es ist in erster Linie sehr schön.“  Foto: Martin Schutt

Ablenkung ist keine gute Idee. Die Trainingslager im Sommer und Herbst sind da eine andere Sache gewesen. Auch bei Danilo Riethmüller werden Ehefrau Lisa und seine knapp drei Monate alte Tochter bestenfalls bei den Heim-Weltcups live dabei sein. „Wir möchten dem Kind auch so wenig Stress wie möglich zumuten“, sagt der 26-Jährige, der bei der Geburt dabei gewesen und nach den Qualifikationsrennen in Idre per Trainerentscheid ins Weltcupteam gerutscht ist.

Viele Wettkämpfe, viel Reiserei für die frischen Eltern

Östersund. Hochfilzen. Annecy. Antholz. Viele Wettkämpfe, viel Reiserei. „Es wird sicher die Momente geben, wo man lieber zu Hause wäre“, sagt Danilo Riethmüller, „aber das ist nun mal der Job und das, was wir uns ausgesucht haben. Wir kriegen das hin, es gibt immer Möglichkeiten sich auszutauschen.“ Und umso mehr freut sich der Oberhofer aufs Nach-Hause-Kommen. „Es erwartet einen nicht nur die Frau, sondern auch ein kleines Lebewesen. Das ist schon ein sehr schönes Gefühl.“

Ende Mai zum ersten Mal Papa einer Tochter geworden: Johannes Kühn darf vorerst nur im zweitklassigen IBU-Cup starten, ist aber trotzdem viel von Zuhause weg.
Ende Mai zum ersten Mal Papa einer Tochter geworden: Johannes Kühn darf vorerst nur im zweitklassigen IBU-Cup starten, ist aber trotzdem viel von Zuhause weg.  Foto: Hendrik Schmidt

Und aufregend, findet Johannes Kühn, weil gefühlt täglich Neues passiert. Ende Oktober sei er eine Woche auf Lehrgang gewesen – und da sind die ersten zwei Zähnchen gekommen. Der Bayer hat es zum Auftakt nicht ins Weltcupteam geschafft. Ein sportlicher Rückschlag für den 34-Jährigen, der bei der WM in Lenzerheide angekündigt hat, dass der Olympia-Winter seine letzte Saison sein soll.

Windeln wechseln statt Stehendschießen. Was geht schneller?

Jetzt aber gilt es erst einmal zu verdauen, dass sein Weg in den zweitklassigen IBU-Cup führt. „An schlechten Tagen hilft dir das Kind auch, einmal den Blick von dir wegzulenken“, sagt Johannes Kühn. „Und wenn man nicht genau weiß, woran irgendetwas liegt, ist es schön, sich mit was Anderem zu beschäftigen.“ Windeln wechseln statt Stehendschießen. Was geht schneller?

„An schlechten Tagen hilft dir das Kind auch, einmal den Blick von dir wegzulenken.“

Johannes Kühn

Was geht schneller? Bei Danilo Riethmüller sind es die Pampers statt der Patronen. Schnellschütze Justus Strelow meint: „Ich hab noch nicht die Zeit gestoppt. Aber der Hannes hat hier einen Vorteil, der darf schon am längsten üben.“ Auch Männer-Cheftrainer Tobias Reiter ist Papa – und spürt, dass „jeder der Jungs, die Vater geworden sind, nochmal ein Stück gewachsen ist. Als Persönlichkeit, aber auch, was die Ruhe angeht. Das ist schön zu sehen.“

Männer-Cheftrainer Tobias Reiter ist positiv überrascht

Ebenso die Professionalität, mit der seine Athleten Training und Familie trennen. „Da bin ich sehr positiv überrascht, wie gut die Jungs damit umgehen“, sagt Tobias Reiter. „Sie wissen, dass sie volle Rückendeckung von uns haben und wir das schön finden, dass es so ist. Dadurch ging unsere Zusammenarbeit gleich auch in eine positive Richtung.“ Baby-Boom als Motivation.

Nach oben  Nach oben