„Das wirft mich nicht um“: Knochenprellung durchkreuzt Sebastian Heymanns WM-Premiere
Olympia-Silbermedaillengewinner Sebastian Heymann muss seine Teilnahme an der Handball-Weltmeisterschaft verletzungsbedingt absagen: „Ich kann nicht mal schmerzfrei gehen, wie soll ich da der Mannschaft bei der WM helfen?“

Es passierte bereits am 12. Dezember in der ersten Minute des Bundesliga-Spiels der Rhein-Neckar Löwen gegen die SG Flensburg-Handewitt. „Simon Pytlick ist unglücklich in mein Bein gefallen und ich habe mir dabei den Fuß verdreht“, beschreibt Sebastian Heymann die Szene, die ihn letztlich die Teilnahme an der Weltmeisterschaft vom 14. Januar bis 2. Februar in Dänemark, Kroatien und Norwegen kostet.
Der zunächst befürchtete Mittelfußbruch entpuppte sich einen Tag später als vermeintlich harmlose Prellung. „Da war ich erleichtert, dachte, das ist in zwei Wochen ausgestanden“, sagt Heymann. Doch die Schmerzen hielten sich hartnäckig. Dank Tabletten und Spritzen absolvierte der 26-Jährige sporadische Bundesliga-Einsätze in der Abwehr – mehr ließ die Verletzung nicht zu.
Bitterer Anruf bei Bundestrainer Alfred Gislason
„Ich hatte gehofft, dass es über die Feiertage besser wird“, sagt Heymann. Wurde es jedoch nicht. Am Montag musste der Horkheimer schließlich den bitteren Anruf tätigen und Bundestrainer Alfred Gislason für das Turnier absagen. „Damit lässt meine erste WM für Deutschland weiter auf sich warten. Natürlich schmerzt es, jetzt wieder in der Zuschauerrolle sein zu müssen, aber ich kenne die Situation ja bereits aus den vergangenen Jahren“, sagt Heymann. Wegen zweier Kreuzbandrisse hatte der Rückraumspieler bereits mehrere große Turniere verpasst.
Am Donnerstag gab der Deutsche Handballbund (DHB) bekannt, dass Heymann ebenso wie sein Löwen-Teamkollege Jannik Kohlbacher wegen einer Ellenbogenverletzung für die WM ausfallen wird. Für die beiden Silber-Boys vom Olympischen Turnier in Paris rücken der Hannoveraner Lukas Stutzke und Tim Zechel vom SC Magdeburg nach. „Die kurzfristigen Änderungen im Aufgebot haben uns über die Feiertage beschäftigt, aber wir haben uns auch unabhängig davon zielgerichtet zu vielen Details ausgetauscht. Ich spüre bei allen eine wachsende Vorfreude aufs Wiedersehen und die Weltmeisterschaft“, sagte der neue Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton.
Risiko eines Knochenbruchs ist zu groß
Bis zuletzt hatte Heymann gehofft, sich nach der Heim-EM und den Olympischen Spielen auch seinen WM-Traum erfüllen zu können. Ein weiteres MRT offenbarte jedoch ein sogenanntes „Bone Bruise“, eine Prellung des Knochens. „Dadurch ist die Gefahr sehr groß, dass der Knochen unter Belastung bricht“, erklärt Heymann. Nach Rücksprache mit dem DHB-Mannschaftsarzt Philip Lübke war klar, dass das Risiko einer WM-Teilnahme zu groß ist. „Ich kann ja nicht mal schmerzfrei gehen, wie soll ich da der Mannschaft bei der WM helfen?“, fragt Heymann rhetorisch.
Wenn die Nationalmannschaftskollegen am Freitag in Hamburg zusammenkommen, muss Heymann auf der heimischen Couch liegen. Schonung ist angesagt, der Fuß soll so wenig wie möglich belastet werden. Nicht mal längere Spaziergänge sind erlaubt, an Joggen ist gar nicht zu denken. Die beiden Testspiele gegen Brasilien am 9. Januar in Flensburg und am 11. Januar in Hamburg muss Heymann ebenso wie die WM-Vorrundenspiele gegen Polen, die Schweiz und Tschechien vom heimischen TV aus verfolgen. „Ich drücke den Jungs natürlich die Daumen, damit sie die Erfolgsgeschichte fortsetzen“, sagt der Horkheimer.
Erstmaliger Gewinn des DHB-Pokals bleibt als großes Ziel dieser Saison
Sein Blick geht allerdings schon weiter. „Mein Ziel ist es, bis zum Bundesliga-Start wieder fit zu sein“, sagt Heymann. Am 9. Februar treten die Rhein-Neckar Löwen beim HSV Hamburg an. „Das WM-Aus tut weh und hat natürlich auch die Feiertage ein bisschen überschattet. Ich habe aber schon weitaus Schlimmeres überstanden, daher wirft mich diese Enttäuschung nicht um. Ich mache jetzt das Beste aus der Situation“, erklärt der 46-malige Nationalspieler. Schließlich lockt in dieser Saison noch eine andere Premiere: Mit den Rhein-Neckar Löwen hat Heymann erstmals in seiner Karriere das Final Four um den DHB-Pokal erreicht.

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