Elmar Linseder ist in Flein aufgewachsen und lebt in Sontheim. Der 55-Jährige spielt Tennis: einst in Flein und in Brackenheim, nach wie vor bei den Herren 40 des TC Heilbronn am Trappensee. Seit 1990 hat er nur ein Challenger-Turnier in der Region verpasst: den ersten Neckar-Cup 2014, der wenige Wochen nach den letzten Heilbronn Open stattfand. Elmar Linseder ist verheiratet und arbeitet im Ersatzteilvertrieb in einem Nutzfahrzeug-Autohaus. Für seinen ehrenamtlichen Helferjob nimmt er sich Urlaub – seit 35 Jahren.
Das sind Geschichten: 35 Jahre als Helfer bei Heilbronn Open und Neckar-Cup
Elmar Linseder ist seit 35 Jahren Helfer bei den Tennis-Turnieren in Talheim, Heilbronn und Bad Rappenau. Seit 33 Jahren fährt er Ivanisevic, Leconte, Zverev und Co.

Ohne Helfer wie Elmar Linseder funktionieren Großveranstaltungen wie der Neckar-Cup nicht; der 55-Jährige aus Heilbronn war beim internationalen Tennis-Turnier in Bad Rappenau vergangene Woche als Fahrer im Einsatz – so wie seit Jahrzehnten, so wie schon bei den Heilbronn Open. 1990 fing für den Sontheimer als Linienrichter alles an. Auf die Frage, ob es jemanden im Helferteam gibt, der schon länger als er bei den Turnieren in Talheim, Heilbronn und nun Bad Rappenau dabei ist, überlegt Elmar Linseder, schüttelt den Kopf und sagt erstaunt: „Nein!“
Elmar, wir kennen uns seit vielen Jahren und bleiben beim Du: Wann warst du erstmals als Helfer bei den Heilbronn Open dabei?
Elmar Linseder: Das Jahr weiß ich nicht mehr. Aber es war, als Milan Srjber gewann.
Das haben wir schnell recherchiert: Milan Srjber triumphierte 1990 – für die Tschechoslowakei, die es damals noch gab. Da warst du schon Fahrer?
Linseder: Nein, ich fing als Linienrichter an. Ich spielte Tennis und hörte, dass für die Heilbronn Open Helfer gesucht werden. Ich ging halt mal hin, bekam eine schnelle Einweisung als Linienrichter – offizielle Prüfungen gab es damals noch nicht. Es wurde gezeigt: So ist der Ball gut und so ist er aus. Es wurde geklärt, wer welche Linie nimmt. Und dann ging es raus auf den Platz zum ersten Einsatz. (lacht)
Wie kamst du zum Fahrdienst?
Linseder: In meinem dritten Jahr wurde ich nach der berühmt-berüchtigten Players-Party am Donnerstagmorgen unten in der Kegelbahn, wo wir Helfer auf dem Tennisplatz übernachteten, geweckt – aus welchem Grund auch immer fehlten Fahrer. Der Sportliche Leiter Dirk Schwarzer fragte mich: „Elmar, kannst du fahren?“ Ich sagte: „Ja, klar! Mache ich!“ Ab dem Moment war ich im Fahrdienst.
Wie sieht ein normaler Tag als Fahrer aus?
Linseder: Das kommt darauf an, ob man den ganzen Tag fahren kann, oder ob man abends noch etwas vorhat. Entsprechend wird man in Schichten eingeteilt. Es kann sein, dass man um 22.30 Uhr noch an den Flughafen nach Frankfurt oder Stuttgart fährt. Man kann auch mal eine Fahrt erwischen, die um 4 Uhr losgeht, weil man um 5.30 Uhr am Flughafen sein muss. Auf Wunsch und in Absprache mit dem Players-Desk werden auch die Bahnhöfe in Mannheim, Stuttgart und Karlsruhe angefahren.
Du sagst: „Was im Auto ist, bleibt im Auto.“ Aber wen hattest du die vergangenen 33 Jahre im Auto?
Linseder: Da waren so viele. Die Bekanntesten waren 2013 Goran Ivanisevic und Henri Leconte, die ich anlässlich des 30. Geburtstags der Heilbronn Open in Frankfurt abholte. In der Neckar-Cup-Zeit habe ich Alexander Zverev und Casper Ruud (der Norweger ist aktuell die Nummer acht der Weltrangliste, Anmerkung der Redaktion) gefahren. Interessant ist, wenn du die Spieler von früher Jahre später erneut im Auto hast – als Trainer. Wie zum Beispiel Michael Kohlmann.
Smartphones haben die Atmosphäre im Auto verändert - und den Fahrdienst
Spricht man Goran Ivanisevic und Henri Leconte an, wenn die als Gäste im Auto sitzen?
Linseder: Das kommt grundsätzlich auf den Typ an. Man merkt relativ schnell im Auto, ob jemand überhaupt reden will. Manche sind müde vom Flug und schlafen, viele wollen ihre Ruhe haben. Seit es das Smartphone gibt, ist sowieso nur noch das wichtig.
Du kommst mir zuvor: Bevor die Handys kamen, wurde sicher mehr im Auto gesprochen, oder?
Linseder: Ja, würde ich sagen. Noch interessanter ist aber die Frage: Wie war das vor den Handys mit dem Fahrdienst, mit der Koordination?
Schwierig?
Linseder: Ganz schwierig. (lacht) Wir benutzten auch mal im Hotel den Festnetzanschluss oder sagten im Hotel, man soll am Players-Desk anrufen, dass wir noch einen Fahrer brauchen, weil die Plätze nicht reichen. Es war alles ziemlich umständlich. Aber es ging auch.
Diesel statt Benzin getankt
Was ging mal schief?
Linseder: Es tankte mal jemand falsch – ich war es nicht. (lacht) Wir hatten von Hyundai kleine Busse, und jeder hatte vermutet, dass man Diesel tanken muss – es waren aber Benziner. Mit dem Abschleppseil schleppten wir das Fahrzeug nach Obereisesheim zum Hyundai-Händler. Dort wurde das in Ordnung gebracht.
Bitte mehr davon.
Linseder: Ein Fahrer sammelte in Stuttgart drei, vier Spieler auf. Als er mit ihnen zum Auto lief, fragte er noch einmal, in welchem Hotel sie sind. Dabei stellte sich heraus, dass es nicht Tennis-, sondern Badmintonspieler waren. Finde ich gut, dass der Fahrer sie noch mal gefragt hat.
Was hat besonders gut geklappt?
Linseder: Vor ein paar Jahren war das Gepäck eines Profis nicht angekommen: Die Schläger haben sie im Handgepäck, inklusive Notausrüstung. Aber der Spieler hatte seine Schuhe nicht im Handgepäck gehabt. So dass wir, der Players-Desk war natürlich involviert, dem Spieler einen ganz bestimmten Schuh in einer ganz bestimmten Größe besorgen mussten. Das bekamen wir über die enge Verbindung zu Intersport hin. Und das auch noch relativ schnell.
Gab es Unfälle – die Heilbronn Open waren im Januar, oft lag Schnee?
Linseder: Nein, da war nie was. Wir hatten in all den Jahren weder bei den Heilbronn Open noch beim Neckar-Cup große Pannen oder Unfälle. Wobei ...
Schmutzwäsche auf der Kreuzung eingesammelt
Ja?
Linseder: Es gibt schon mal ungeplante Stopps: Während der Heilbronn Open wollte eine Fahrerin die benutzte Wäsche eines Spielers in Heilbronn in der Reinigung abgeben. Es war aber die Heckklappe nicht richtig zu, die in einer Kurve aufging: Die ganze Wäsche lag auf der Kreuzung verteilt. Dann hält man an, sammelt halt die gebrauchten Hemden und Unterhosen zusammen und fährt weiter.
Fahrer werden sicher häufig geblitzt, oder?
Linseder: Doch, das kommt vor. (lacht) Wobei ich bisher nicht geblitzt worden bin. Alle wissen, wie man anständig fährt. Trotzdem gab es auch schon jemand, der bei Hin- und Rückfahrt in derselben Radarfalle geblitzt wurde.
Welche Erinnerungen hast du an die Fahrten während der Corona-Zeit?
Linseder: Jeder wurde zunächst morgens getestet – dann sind wir losgefahren. Immer mit Maske. Wir mussten uns in einer bestimmten Blase aufhalten, die wir nicht verlassen durften.
Werden die Innenräume der Autos nach wie vor desinfiziert – ist das ein Corona-Überbleibsel?
Linseder: Wir sorgen schon dafür, dass die Griffe sauber sind, dass die Fahrzeuge sauber verlassen werden – es gibt halt auch Spieler, die ihren Müll liegen lassen.
Welchen Fehler sollte man als Fahrer nicht machen?
Linseder: Wenn ich Tennisprofi wäre, würde es mich stören, wenn ich einen Fahrer habe, der mich Dinge fragt, die ich eigentlich nicht preisgeben will. Wenn’s ins Privatleben reingeht – und der hört nicht auf.