Bayerns Europa-Ochsentour und die Frage: Wie lange noch?
Athen, Dubai, Paris: Für den FC Bayern beginnt ein wilder Ritt durch internationale Metropolen. Der sportliche Wettbewerb wird überlagert von der Frage, wie es um die Zukunft der Euroleague steht.

Immer mehr, immer höher, immer weiter weg: Für die Basketballer des FC Bayern beginnt in dieser Woche eine echte Ochsentour, die sich inzwischen nicht mal mehr auf den europäischen Kontinent beschränkt. Angefangen vom Gastspiel bei Titelfavorit Panathinaikos Athen erwarten die Münchner in sechseinhalb Monaten allein in der Euroleague-Hauptrunde 38 Partien und 19 Auslandsreisen, darunter zum Liga-Neuling Dubai Basketball.
Mehr Teilnehmer, mehr Spiele, mehr Geld: Die Euroleague boomt - und läuft doch Gefahr, in den kommenden Jahren ernste Konkurrenz zu bekommen. Denn das Hochglanzprodukt NBA, bisher nur in Nordamerika mit einer Liga vertreten, drängt immer stärker nach Europa. Schon im Sommer 2027, allerspätestens ein Jahr später dürfte sich die Frage stellen: Wie geht es für die Euroleague weiter, wenn der globale Player aus Amerika ankommt?
Bayern-Boss glaubt an die Euroleague
Nach dem Aus von Alba Berlin sind die Münchner der letzte deutsche Club in der derzeitigen europäischen Premium-Liga. Und der FC Bayern setzt nicht nur voll auf die Euroleague - sondern auch darauf, dass die privatwirtschaftlich organisierte Liga mit der NBA und dem Weltverband Fiba in Zukunft kooperiert.
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Euroleague einfach vom Markt drängen lässt. Auf der anderen Seite braucht die NBA, wenn sie hier in Europa spielt, auch starke Teams, die wiederum in der Euroleague als Gesellschafter engagiert sind», sagte Vereinspräsident Herbert Hainer. Zwei komplett separate und zudem verfeindete Ligen sehe er «wirklich nicht», betonte Hainer.
Während der Bayern-Präsident auf einen «modus vivendi», also eine Übereinkunft aller Parteien, hofft, laufen die bisherigen Verhandlungen der verschiedenen Stakeholder eher zäh. Die Euroleague ist in den euphorischen Basketball-Märkten wie der Türkei, in Griechenland oder in Spanien bestens verankert.
Silver lockt Teams mit Playoffs in Amerika
Istanbul, Athen, Madrid und Barcelona dürften für die NBA auch interessant sind, zumal gerade die beiden spanischen Clubs dank der Fußball-Clubs ebenfalls globale Marken sind. Daneben dürften die Metropolen London, Paris und auch Berlin interessant sein. NBA-Boss Adam Silver buhlt schon jetzt heftig um die Gunst der Europäer.
In einem Interview mit dem «Sports Business Journal» sagte Silver, womit er die Vereine - zusätzlich zu üppigen finanziellen Anreizen - locken könnte: mit Spielen gegen NBA-Vereine und deren Superstars. «Möglicherweise würden Teams dann auch in unsere Playoffs einziehen, als Top-Seeds aus anderen Ligen», sagte Silver.
Wagner-Brüder für NBA-Spiel in Berlin
Die NBA-Europe-Games sind seit Jahren fester Bestandteil des Kalenders - 2026 kommt die beste Basketball-Liga der Welt zum wiederholten Male nach London und zum ersten Mal für eine Partie der regulären Saison nach Berlin. Die gebürtigen Berliner Franz und Moritz Wagner treten am 15. Januar mit ihren Orlando Magic gegen die Memphis Grizzlies an. Es ist die ideale Werbeplattform für die NBA in Europa.
Auch in der Bundesliga gehen sie fest von einem dauerhaften Einstieg der NBA in Europa aus - und begrüßen den zu erwartenden Schritt. Geschäftsführer Stefan Holz sagte: «Die NBA Europe wird kommen, das ist mein Eindruck. Das hat Hand und Fuß. Ich sehe das absolut positiv, das wird dem Basketball guttun, das wird der Bundesliga guttun. Der ganze Basketball in Europa wird dadurch nach oben gezogen.»
Alba erträgt Häme für Entscheidung
Wichtig für Holz ist die Durchlässigkeit eines solchen Wettbewerbs. «Es soll keine geschlossene Liga geben. Es soll einen sportlichen Zugang geben für Champions», sagte der BBL-Funktionär. Neben Alba aus der Metropole Berlin dürften für die NBA am ehesten die im Fußball etablierten Marken FC Bayern und Borussia Dortmund von Interesse sein.
Alba setzt - im Gegensatz zu Bayern - ganz klar auf die Karte NBA. Auch dafür sind die Berliner aus der Euroleague ausgestiegen und spielen künftig nur noch in der Champions League. «Natürlich gab es viel Häme. Es ist vermeintlich ein Schritt zurück, aber zentral für uns für die Zukunft», sagte Geschäftsführer Marco Baldi. Man habe «durchaus die Möglichkeit», Teil einer solchen Liga zu werden, sagte Baldi mit Blick auf die NBA.