Rüdiger Rehm wird Trainer bei Vitesse Arnheim – Neustart in den Niederlanden
Der Heilbronner Rüdiger Rehm ist neuer Trainer des niederländischen Zweitligisten Vitesse Arnheim. Was ein Ex-Trainer mit Heilbronner Vergangenheit damit zu tun hat.

Rüdiger Rehm hatte neulich erst durchklingen lassen, dass ihn eine Aufgabe im Ausland reizen könnte. „Als Profi hat das nie geklappt“, sagt Rüdiger Rehm am späten Dienstagnachmittag am Telefon. Nun aber als Fußballlehrer. Der 46-jährige Heilbronner verantwortet ab sofort den niederländischen Zweitligisten Vitesse Arnheim, fünfeinhalb Autostunden von Heilbronn entfernt, unweit der deutschen Grenze, am Rhein gelegen. Vitesse Arnheim war bis 2024 35 Jahre lang Erstligist in den Niederlanden, spielte ab und an sogar europäisch mit.
Dann kamen finanzielle Probleme und der Absturz in die 2. Liga. Dort wurde man in der Vorsaison nun aufgrund eines saftigen Abzugs von 39 (!) Punkten Tabellenletzter. Weil in Liga zwei aber nur die Zweitvertretungen der Erstligisten wie Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven etc. absteigen können, ist Vitesse Arnheim weiterhin einer von 20 Zweitligisten, Teil der „Keuken Kampioen Divisie“. „Der Verein hat Riesenpotenzial, will wieder nach oben. Von heute auf morgen funktioniert das aber sicherlich nicht“, sagt Rüdiger Rehm, der das holländische Unterhaus vom Spielerscouting her kennt.
Rüdiger Rehm wird Trainer in den Niederlanden: Vitesse Arnheim als neue Herausforderung
Die Zweitliga-Lizenz wurde zuletzt beantragt. Laut Vereinsmitteilung habe man bis zum 3. Juli Zeit erhalten, eine entsprechende Deckung des Budgets zu realisieren. Es gibt neue, unter anderem auch deutsche Mehrheitseigner mit Lokal-Bezug, jedoch immer noch Ungewissheit, ob damit alle Finanzprobleme – und damit mögliche erneute Punktabzüge – vom Tisch sind. „Vom Gefühl her sind alle Auflagen erfüllt“, sagt Rehm.
Passenderweise ziert das aktuelle gelb-schwarze Vitesse-Trikot Werbung für eine Geld-App. „Die letzten zwei, drei Jahre hier waren für alle sehr hart“, weiß auch Rehm, der den Verein nun als neuer „hoofdtrainer“ in eine bessere Zukunft führen möchte: „Jetzt ist es Zeit für ein neues Kapitel“, sagt Rehm, der damit den neuen Arbeitgeber, aber auch sich selbst meint. Seine jüngsten Gastspiele beim FC Ingolstadt und Waldhof Mannheim endeten wegen Erfolgslosigkeit zuletzt relativ schnell.
Thomas Letsch als Mentor: Rehms Entscheidung für Vitesse beeinflusst durch alten Weggefährten
Eine wichtige Rolle beim neuen Rehm-Job spielte Thomas Letsch. Der war nicht nur vor Ewigkeiten Trainer beim FC Union Heilbronn(2003/04), sondern auch von 2020 bis 2022 bei Vitesse Arnheim. „Thomas kennt diesen Verein wie kein anderer und als er hörte, dass Vitesse mit mir im Gespräch war, hatte er nur Lob für den Verein übrig. Diese Worte gaben für mich den Ausschlag bei meiner Entscheidung“, sagte Rehm bei seiner Vorstellung in den Niederlanden. 2008 waren beide zusammen bei der aufstrebenden SG Sonnenhof Großaspach tätig.
Damals fragte Letsch, ob Rehm nicht sein spielender Co-Trainer werden wolle. „Er ist ein Mentor für mich, ein Freund“, sagt Rehm über den ehemaligen Bundesliga-Trainer (VfL Bochum), der aktuell Club-WM-Teilnehmer RB Salzburg verantwortet. „Wir haben eine ähnliche Philosophie, sind ein bisschen Red Bull geprägt“, sagt Rehm, der auch in Arnheim „ein leidenschaftliches Team, das 100 Prozent gibt, mit gutem Pressing und gutem Spiel mit dem Ball“ sehen möchte.
Englisch als neue Alltagssprache: Rüdiger Rehm gewöhnt sich an das internationale Umfeld
Gelingen soll das mit einer sehr jungen Mannschaft. „Dem wohl jüngsten Team Europas“, laut Rehm. Gut daran: „Ich kann junge Spieler entwickeln“, sagt Rehm. Bei Robert Andrich (Bayer Leverkusen) führte diese Entwicklung von der gemeinsamen Zeit in Wiesbaden bis in die deutsche Nationalmannschaft. Erfahrenster Spieler von Rehm ist der mittlerweile 36-jährige Alexander Büttner (einst Manchester United und Dynamo Moskau). Er soll der „Dad“ sein, wie es Rehm im Video-Interview auf der Vereins-Homepage in Englisch formulierte.
Englisch als neue Arbeitssprache, daran muss sich Rüdiger Rehm bei seiner ersten Auslandsstation erst noch gewöhnen. Das war schon gut, aber ich kann mich noch ein bisschen verbessern“, sagt Rüdiger Rehm und lacht.