Weitspringerin Laura Raquel Müller kämpft in Ulm nicht nur um den Meistertitel
Für die 21-jährige Olympia-Starterin aus Verrenberg geht es bei den nationalen Meisterschaften auch um die Qualifikation für die U 23-Europameisterschaft in Norwegen. Die Konkurrenz kommt dabei sogar aus ihrer Wohngemeinschaft.

Ein Besuch beim Friseur ist Pflicht. Und zugleich liebgewonnene Routine vor jedem Wettkampf. Dass die langen Haare von Laura Raquel Müller perfekt gestylt sind, dafür sorgt Georgette Assani – die Mama ihrer derzeit noch verletzten Weitsprungkollegin und -freundin Mikaelle Assani. In der zum Salon umgebauten Garage hat die 21-Jährige auch am Donnerstagmittag vorbeigeschaut, ehe sie sich ganz auf ihre sportliche Aufgabe des Wochenendes konzentriert, die deutschen Meisterschaften U 23 im umgebauten Ulmer Donaustadion.
Mit ein bisschen Muffensausen
Anlauf, Absprung, Landung. Passen am Sonntag (13.50 Uhr) die im Training hundertfach geübten und automatisierten Bewegungsabläufe harmonisch ineinander, stehen die Chancen gut, dass die junge Frau von der TSG Öhringen vom 17. bis 20. Juli im deutschen Tross mit zu den U 23-Europameisterschaften nach Bergen fliegen wird. Sicher zum Team für Norwegen gehört die Hohenloher Sportlerin des Jahres, wenn sie den Titel holt oder die Silbermedaille gewinnt. „Ein bisschen Muffensausen habe ich schon“, sagt Laura Raquel Müller offen, „seit den Olympischen Spielen ist das der größte Wettkampf.“ Das Abenteuer Paris ist inzwischen elf Monate her.Doch nachdem sie wegen einer Fersenprellung, die sie sich im Trainingslager auf La Palma zugezogen hat, notgedrungen die Hallensaison streichen muss, fehlen der Verrenbergerin noch ein paar mehr Erfolgserlebnisse. Sie sind der Energielieferant schlechthin und Basis für mutige Sprünge. „Ich muss all mein Selbstvertrauen zusammenklammern“, sagt die Sportsoldatin.
Sechs Asse für drei EM-Plätze
Denn stolze sechs Weitspringerinnen haben bereits die vom Verband geforderte Norm von 6,40 Meter geschafft, doch nur ein Trio wird nominiert. Jahresbeste der U 23 ist bisher Finja Köchling mit 6,51 Meter, Laura Raquel Müller liegt mit ihren 6,44 Meter zum Saisonauftakt von Essen hinter Samira Attermeyer (6,50), Libby Buder (6,46) und Serina Riedel (6,46) auf Position fünf.
WG-Mitbewohnerin als Konkurrentin
In Ulm gesellt sich gar noch Sandrina Sprengel zu den Spezialistinnen. Weil die Siebenkämpferin wegen einer Muskelzerrung keine Mehrkampf-Qualifikation erreicht hat, tritt sie bei den nationalen Titelkämpfen im Weitsprung an. Kurios: Sprengel lebt mit Hürdensprinterin Rosina Schneider und Laura Raquel Müller in einer Wohngemeinschaft in Stuttgart-Untertürkheim. Die Konkurrenz in den eigenen vier Wänden – ein seltsames Gefühl. Ob ihres Potenzials ist die 21-Jährige durchaus zu beachten. Im Donaustadion wird das Duo von Tamas Kiss betreut.
Fersenprellung als Handicap
Ihrem Trainer vertraut Laura Raquel Müller nicht nur wegen seines reichhaltigen Erfahrungsschatzes. Als Team haben sie auch die Fersenprellung besprochen, für deren Behandlung die Hohenloherin sogar in den Niederlanden gewesen ist. Dennoch hat sie sich mental eingenistet. „Ich habe gelernt damit umzugehen“, sagt Laura Raquel Müller, „sie ist noch ein Teil von mir, aber ich versuche sie nicht ins Zentrum zu rücken.“ Vielmehr die technischen Dinge, an denen sie in den vergangenen Wochen gearbeitet haben. „All das versuche ich in Ulm umzusetzen“, sagt Laura Raquel Müller, „eine gute Weite mit einem Topplatz wäre eine traumhafte Kombination.“Das Mitglied des Eliteteams der Sporthilfe Unterland hat ein enormes Sprung-Potenzial. Ausgeschöpft hat es Laura Raquel Müller diese Saison längst noch nicht. „Nach jedem Wettkampf habe ich gedacht, es hätte weitergehen können“, meint die Olympia-Teilnehmerin und erhofft sich noch einige Zentimeter mehr. Wenn nicht in Ulm dann am liebsten in Bergen.
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