Stimme+
Fußball
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

VfB-Mitgliederversammlung: Kritik am Abbruch der Aussprache

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Nicht jeder, der das wollte, durfte bei der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart am Sonntag aufs Podium. Einer der Kritiker: Fred Steininger aus Heilbronn, der sogar kandidieren wollte.

Von unserem Redakteur Florian Huber
Große Bühne Schleyerhalle: Auch der Heilbronner Fred Steininger wäre gerne ans Mikrofon, durfte aber nicht.
Foto: dpa
Große Bühne Schleyerhalle: Auch der Heilbronner Fred Steininger wäre gerne ans Mikrofon, durfte aber nicht. Foto: dpa

Draußen flimmerten am Sonntagabend die grellen Lichter der Fahrgeschäfte des Volksfests. In Saal sechs der Schleyerhalle, auf der anderen Seite der Stuttgarter Mercedesstraße, saß Wolfgang Dietrich und schnaufte durch. Die Erleichterung nach seiner knappen Präsidenten-Kür mit 57,2 Prozent der VfB-Mitgliederstimmen war unübersehbar.

Dietrich ging zur Feier des langen Tages nicht auf den Wasen ins Bierzelt, sondern in die Clubgaststätte. Steak wurde serviert, dazu Wein. Am Montag legte der neue Herr im roten Clubhaus dann los. Seit Mai, seit dem Abstieg und dem Rücktritt von Bernd Wahler, war das Arbeitszimmer des VfB-Präsidenten verwaist.

Für Aufsichtsratschef Martin Schäfer hat am Sonntag die Rede Dietrichs den Ausschlag gegeben. "Wenn man vor dieser Versammlung abgestimmt hätte, dann hätte Herr Dietrich vermutlich keine Mehrheit bekommen. Aber er hat mit seiner Vorstellung noch Mitglieder überzeugt."

Über konkrete Dinge wie etwa die Ausgliederung wollte der neue Präsident des VfB Stuttgart nach seinem Wahlerfolg nicht sprechen. Dem Ex-Sportdirektor Robin Dutt hatte Dietrich zuvor auf dem Podium der Schleyerhalle verbal noch einen mitgegeben, weil dieser kurz vor seinem Aus beim VfB noch Scouts und Kaderplaner im Alleingang installiert hatte. So etwas soll es unter Dietrich künftig nicht mehr geben.

Dietrich wird sich in den nächsten Wochen in der Öffentlichkeit zurückhalten. Sein Credo dabei: "Weniger schwätzen, mehr schaffen."

Vorzeitiges Ende einer intensiven Debatte

Geschwätzt wurde am Sonntag ja auch so genug: Phasenweise ähnelte die insgesamt siebenstündige Veranstaltung einer Comedy-Show. Etwa als Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück einen wirren Monolog auf der Bühne hinlegte, der wenig bis nichts mit dem VfB Stuttgart zu tun hatte. Insgesamt 25 Redner wollten beim Tagesordnungspunkt "Aussprache" zu Wort kommen. Nach den ersten fünf VfB-Mitgliedern auf der Bühne waren jedoch schon 80 Minuten rum. Dem Antrag eines Mitglieds auf ein vorzeitiges Ende der intensiven Debatte stimmte die Mehrheit der Mitglieder zu.

Fred Steininger aus Heilbronn gehörte zu jenen 20 Vereinsmitgliedern, die dadurch nicht zu Wort kommen konnten. "Für mich ist das ein sonderbares Demokratieverständnis", beklagt sich Steininger: "Das war die schlimmste Mitgliederversammlung aller Zeiten. Man hätte jedem Mitglied zumindest fünf Minuten Redezeit zubilligen müssen. Wer dann weiter redet, der bekommt eben das Mikrofon abgedreht", sagt der ehemalige Präsident des VfR Heilbronn nach der sonntäglichen Marathonveranstaltung.

Steininger hätte den 3000 Anwesenden gerne erläutert, warum der 48.000-Mitglieder-Verein unbedingt von einem hauptamtlichen Präsidenten geführt werden muss.

Fred Steininger wäre gerne angetreten

Der 78-Jährige wäre nämlich gerne als Gegenkandidat zu Wolfgang Dietrich am Sonntag angetreten. "Leider hat man das im Verein mit allen Mitteln verhindert", sagt Steininger. Die Vereinssatzung erlaubt eine Kandidatur nur bis zum Alter von 75 Jahren. Das K.o-Kriterium für Steininger. Auch dessen Antrag auf Änderung dieser Regelung wurde aus formalen Gründen abgelehnt (wir berichteten).

Den meisten Applaus der Mitglieder bekam übrigens die Sportliche Führung um Trainer Hannes Wolf und Sportdirektor Jan Schindelmeiser. Aber bei solchen Sätzen zum Thema Erstliga-Rückkehr ist das auch klar: "Es wäre doch geil, wenn wir im Mai eine große Party feiern. Gemeinsam kriegen wir das hin."

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben