Unterwegs auf der Gefühls-Achterbahn mit den Heilbronner Hockey-Männern
TSG Heilbronn verspielt in der 1. Verbandsliga eine 5:4-Führung, kommt gegen Bietigheim aber ganz spät noch zu einem 6:6. Das sind die Ziele und Perspektiven des Teams von Uli Weise.

Uli Weise schüttelte immer wieder den Kopf, der das eben Gesehene noch verarbeitete. Das ist bei Trainern besonders dann der Fall, wenn ein intensives Spiel gerade erst zu Ende gegangen ist. Seine Spieler vom Hockeyclub in der TSG Heilbronn hatten Weise im Spiel gegen den Bietigheimer HTC auf eine Gefühls-Achterbahn geschickt.
Rauf, runter, rauf, runter, rauf. Und dann ist es hinterher eben so wie nach einer Achterbahnfahrt. Man braucht ein bisschen, um das Erlebte zu verarbeiten. "Das waren zwei verlorene Punkte, ganz klar", haderte Weise nach dem 6:6 (3:2) gegen Bietigheim. Obwohl sein Team im zweiten Verbandsligaspiel innerhalb von einer Woche in letzter Minute den Ausgleich erzielt hatte, war der 58-Jährige alles andere als zufrieden.
5:4 führten die Heilbronner am Samstagnachmittag, doch innerhalb von rund 30 Sekunden lagen sie durch zwei unnötige Gegentore mit 5:6 hinten. "Wir müssen das 5:4 nach Hause spielen", sagte Weise, der einst die U16 und U18-Nationalmannschaft verantwortete, Europapokalsieger wurde und dessen Bruder Markus im Besitz von gleich drei olympischen Goldmedaillen ist.
Mehr Ruhe, weniger Hektik
"Da fehlt es an Cleverness", sagte Uli Weise über sein Team, das in der 1. Verbandsliga, also der sechsthöchsten Liga, um Punkte spielt. Besonders im Fokus dabei: Der eine oder andere Akteur, der zu sehr auf einen Schiedsrichterpfiff wartete und darüber das Weiterspielen vergaß. "Es ist dämlich, stehen zu bleiben und auf einen Pfiff zu hoffen, der nicht kommt", kritisierte Weise. Das ist im ultraschnellen Hallensport Hockey fatal. "Wir dürfen da nicht mehr so hektisch sein", zeigte sich HC-Spieler Philipp Kontusch selbstkritisch nach einem Spiel, in dem nur die finalen fünf Minuten nicht passten. So oder so stimmt der Unterhaltungswert. 5:5 gegen den VfB Stuttgart, 6:6 gegen Bietigheim. Langweilig ist anders.
Comeback-Qualitäten sind vorhanden
Das Positive: Wer in zwei Spielen, zwei Mal ganz spät noch ausgleicht, der verfügt über Moral und Mentalität. Das Negative: Die 1. Verbandsliga ist sehr ausgeglichen. "Mit Unentschieden tun wir uns keinen Gefallen. Mit einem Sieg und einer Niederlage würden wir besser dastehen", sagt Uli Weise. Dann hätten die Heilbronner nämlich drei statt zwei Zähler auf dem Konto. Saisonziel ist ein Mittelfeldplatz. "So wie vergangenes Jahr auch", sagt Weise. Da war mit Tübingen allerdings ein chancenloses Team dabei. Das ist in diesem Jahr ganz anders: "Es sieht aus, als ob die ganze Liga auf einem Niveau agiert. Da ist kein schwaches Team mehr drin", sagt Weise und verweist auf den HC Ludwigsburg III, bei dem viele ehemalige Bundesligaspieler dabei sind.
Heilbronn hat einen kleinen Kader, einen guten Mix aus Jungen wie beispielsweise Kontusch (18), aber auch erfahrenen Spielern wie Philipp Wedeward, einst Zweitligaspieler in Köln. In U16-Spieler Leo Hess, der im Frühjahr erstmals bei einem Nationalmannschaftslehrgang dabei sein wird, und dem nicht minder talentierten Fabian Kraske stehen hochveranlagte Nachwuchskräfte in den Startlöchern. Wo soll es in Zukunft hingehen für die Heilbronner Männer? Für die eigene Jugend muss eine Perspektive her. "Wenn wir die gute Jugend nicht halten können, dann wird es schwierig, mehr als Oberliga zu spielen", sagt Uli Weise.
Es fehlt an einer festen Halle
Die Heilbronner Hallensituation könnte besser sein, weil es für die Zeit von November bis März an einem zentralen Spielort mangelt, man mal in der Schuttrainhalle, mal in der Mönchseehalle, mal andernorts spielt oder trainiert. "Die Böden sind unterschiedlich, die Bälle prallen anders von der Bande ab", sagt Philipp Kontusch. Am Samstag (16 Uhr/Mönchseehalle) soll gegen den HC Heidelberg nun der erste Saisonsieg her.