TV Hausen kurz vorm großen Ziel
Dank einer famosen Siegesserie ist der Oberliga-Klassenerhalt des TV Hausen praktisch nur noch Formsache.

Der Tank war leer, die Power weg. Kahalil Al Helou brauchte eine Pause und neue Energie. "Ich hatte vor dem Spiel nix gegessen. Ich faste häufig, weil das für mich besser ist", sagte der 1,95-Meter-Mann. Also schnappte sich der schlagkräftige Hausener eine Banane und drehte in Durchgang vier wieder auf. So kamen er und seine Oberliga-Volleyballer am Samstagabend zu einem verdienten 3:1 (30:28, 25:13, 21:25, 25:23) gegen den bisherigen Tabellenzweiten MTV Ludwigsburg II. "In Summe war das schon die beste Saisonleistung", sagte Außenspieler Pascal Walter hinterher.
Volleyball ist ein schnelllebiger Sport: Ludwigsburg II war nach der Hinrunde noch Erster, Hausen Letzter. Am Samstag war nicht zu sehen, wer hier lange wie ein potenzieller Absteiger aus der Oberliga und wer wie ein lange wahrscheinlicher Aufsteiger in die Regionalliga aussieht.
Kuriosester Saisonverlauf der Vereinsgeschichte
Eins ist jetzt schon klar: Bei der Wahl des kuriosesten Saisonverlaufs der Vereinsgeschichte dürfte 2021/22 ganz vorne landen. Die ersten sieben Saisonspiel gingen allesamt verloren. "Damals war es kurz vor Zwölf für uns", sagt Pascal Walter. Nach der Weihnachtspause hingegen folgten sieben Siege in acht Partien, lediglich Spitzenreiter VfB Ulm war zu stark.
Nun haben sich die Zabergäuer bis auf Rang vier in der Tabelle gearbeitet. Rechnerisch fehlt nicht mehr viel fürs große Ziel. "Das besteht darin, dass nach dem letzten Heimspiel klar ist, wir bleiben drin", sagt Pascal Walter. Das Problem: Durch die Siegesserie dürfte bereits am Mittwoch (20 Uhr) Klarheit herrschen, wenn Schlusslicht SV Fellbach III in der Verbandssporthalle Brackenheim gastiert. Im dritten Heimspiel binnen einer Woche am Samstag (20 Uhr) gegen Flacht und eine Woche später in Geißelhardt soll die Hausener Erfolgsbilanz 2022 ihre Fortsetzung finden.
Wandel vom Dauerverlierer zum Dauersieger
Wie lässt sich der Wandel vom Dauerverlierer zum Dauersieger erklären? Für Trainer Kai Hollmann liegt es an einer Vielzahl von kleinen Dingen, die in Summe seit Januar für die große Wende gesorgt haben.
Der Mannschaft hat die Umstellung von zwei auf drei Trainingseinheiten gut getan, sagen Spieler wie Trainer. Die knappen Sätze gehen mittlerweile nicht mehr allesamt verloren, sondern meist an den TVH. Situationen, die man üben kann. Im Training wird mit Rückstandsszenarien gearbeitet, wenn eine kleine Tafel einen 21:23-Rückstand anzeigt. "Wir sind vom Kopf her wesentlich stärker als zu Saisonbeginn", sagt der Trainer. "Wir sind viel wacher in den Aktionen, gerade wenn es knapp ist", findet Pascal Walter.
Das war in Durchgang eins zu sehen, als die Hausener bei Satzball gegen sich den Punkt sensationell noch retteten und am Ende mit 30:28 gewannen. Durchgang zwei ging klar (25:13) an den TVH, auf den Hänger in Satz drei (21:25) war das 25:23 zum 3:1-Satzerfolg im vierten Satz die beste Antwort.
Ziele und Ansprüche für die nächste Spielzeit
Aus der starken Rückrunde erwachsen natürlich Ziele und Ansprüche für die nächste Spielzeit. Als Verein genauso wie persönlich. Man müsse abwarten, wie der Kader aussehe, sagte Spielertrainer Kai Hollmann am Samstagabend. Libero Chris Braun und Arthur Schatz (Diagonal) werden den Verein nach der Saison verlassen.
Ein großes Fragezeichen steht zudem hinter dem schlagkräftigen Außen Kahalil Al Helou, der nicht nur den Matchball gegen Ludwigsburg II verwandelte, sondern mit seiner Angriffswucht zu einer zentralen Figur im Hausener Spiel geworden ist. Für den asylsuchenden Palästinenser geht es um eine Perspektive. Auf und neben dem Volleyballfeld. "Ich würde gerne bleiben, weil mir die Leute hier ans Herz gewachsen sind", sagt der 27-Jährige: "Es ist mein Traum, höherklassiger zu spielen. Ich weiß noch nicht, ob ich hier bleibe."
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