Springreiter aus der Region mit kleinen Fehlern beim größten Wettkampf der Saison
Jan Müller und Pascal Lindner sammeln in Stuttgart Erfahrung. Dressurreiterin Ann-Kathrin Lindner ist am Samstag um 8.48 Uhr gefordert.

Dressur ist Anmut und Eleganz, Springen ist Spektakel und Spannung. Dressur findet beim Stuttgart German Masters gerne zu früher Morgenstunde statt, Springen stets zur besten Sendezeit. Und ab 20.15 Uhr gehörte am Donnerstag in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle die Bühne Baden-Württembergs Besten. Erstmals mittendrin: Pascal Lindner vom RV Ilsfeld mit Uljanka K. "Go Uschi", wurde die Stute aus dem Fanblock des 29-jährigen Ilsfelders per Plakat angefeuert. Unter anderem waren zwei ehemalige Schulkameraden Lindners beim BW-Bank-Hallenchampionat dabei, wie der Springreiter erzählte: "Die sagten: ,Wahnsinn, wie man im Springreiten auf den Punkt da sein muss!"" Das glückte dem springenden Trio aus der Region beim Saisonhöhepunkt nur bedingt.
Die 18-jährige Luisa Kölz (SV Leingarten) belegte im Nürnberger Burg-Pokal mit Quintino am Mittwoch Platz 13, Pascal Lindner mit Uschi am Donnerstag nach drei Abwürfen und einem Zeitfehler Platz 22. Jan Müller (RV Ilsfeld) auf Ciricu wurde mit einem Fehler Elfter. Alle drei mussten den Frust erst einmal verdauen.
"Ein Fehler, schon bist du im Mittelfeld"
Eine hat erst an diesem Samstag (7.30 Uhr) ihren großen Auftritt: Dressurreiterin Ann-Kathrin Lindner, die schon vor dem Turnier gesagt hatte: "In der Dressur wirkt sich ein Fehler nicht so gravierend aus, kann noch ausgebügelt werden. Ein Fehler im Springen, was so schnell passiert, - schon bist du im Mittelfeld." Entsprechend fieberte die 27-Jährige bei ihrem Bruder mit.
"Ich habe viel gelernt, kann viel mitnehmen", sagte Pascal Lindner nach dem 80-Sekunden-Auftritt, in dem ihm am zweiten Hindernis der erste Fehler unterlief. Für den Leingartener Jürgen Kurz, Besitzer von Uljanka K und Landestrainer, war den Beginn "unglücklich, der Rhythmus fehlte. Schade, da war mehr drin." Aber es war eben auch das erste Mal für beide - bei außergewöhnlichen Bedingungen: volle Halle, knisternde Atmosphäre, 1,50 Meter hohe ungewöhnliche Hindernisse.
Auffälligkeiten bei Videoanalyse
In der Videoanalyse sei auffällig gewesen, so Pascal Lindner nach seinem erst zweiten Drei-Sterne-S-Springen, "dass ich am Anfang sehr vorsichtig geritten bin. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, cooler zu bleiben." Jan Müller lobte seinen Vereinskollegen: "Chapeau fürs erste Mal. Drei Abwürfe - das hört sich viel schlechter an als es war."
Die bewegten Bilder zeigen, dass Jan Müller in der dreifachen Kombination, wo es ihn beim zweiten Hindernis einfach erwischte, zu viel mit der Hand arbeitete ("Ich bin mit zu viel Druck reingeritten"). 15 Minuten lang war der 47-jährige Audianer angefressen, dann konnte der Vorjahresdritte schon wieder lachen. Und sagte stolz: "Ciricu sprang fantastisch."
Wahnwitziges Stechen
Jan Müllers Favorit fürs sechs Paare große Stechen: "Andy Witzemann" - weil der Hallenchampionatssieger von 2017 und 2018 seine Pferde stets genau auf den Punkt topfit bekomme. Doch in einem, wie im Vorjahr wahnwitzigen Stechen, gewann zur Freude von Luisa Kölz ("Ich drücke vor allem meinem Onkel die Daumen") als letzter Reiter Markus Kölz vom PSV Burkhardshof mit seinem flinken Dornadello. Es war der dritte Triumph des Berufsreiters aus Winnenden nach 2013 und 2015, der mit 4200 Euro Preisgeld und mit reichlich Applaus des tosenden Publikums belohnt wurde.
"Dieses Stechen war unheimlich schnell", lautete Kölz" erster Kommentar, noch ganz außer Atem. Kollegin Barbara Steurer-Collée, diesmal nur als Zuschauerin dabei, urteilte: "Was für ein toller Sport!" Was prinzipiell auch für die Dressur gilt.
Wer schaut morgens um halb acht Dressur?
Doch Jan Müller sagte: "Die armen Dressurreiter. Wer schaut sich das morgens um halb acht an?" Es würde sich lohnen: Isabell Werth macht am Samstag in der Qualifikation zum Grand Prix Special, der am Sonntag geritten wird, den Auftakt - die siebenmalige Olympiasiegerin gewann am Freitag die erste wichtige Dressur-Prüfung. Ann-Kathrin Lindner ist mit Ausnahmepferd Lord of Dance um 8.48 Uhr an der Reihe. "Das ist der nächste Schritt für mich", sagte sie vor ihrer bisher wichtigsten Prüfung. Das wird kein Spektakel. Aber auf elegante Weise spannend. Pascal Lindner wird am Viereck mitfiebern.
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