Spektakulärer Sturz, dann Heimsieg für Verena Kölz
Was die Leingartener Springreiterin ihrem Schwager Markus Kölz voraus hat - und wie es zu dem Aufreger im S-Springen gekommen ist.

Dieser Sieg hat Spuren hinterlassen. "Ich werde es am Montagmorgen beim Aufstehen erst richtig merken", ahnte Verena Kölz am späten Sonntagnachmittag. Nein, es geht nicht um die Folgen der Feierlichkeiten nach dem Heimsieg im Großen Preis von Leingarten, sondern um die Folgen des schweren Sturzes, mit dem die 45-jährige Springreiterin des SV Leingarten das spektakuläre S*-Springen mit Siegerrunde in Krimilänge eröffnet hatte.
Hunderte Zuschauer sahen zwei Stürze im Parcours, zudem ereignete sich auf dem Abreiteplatz ein unfreiwilliger Abgang - Springreiten ist spektakulär, Springreiten ist nicht ungefährlich. Doch die gute Nachricht nach knapp 90 Minuten bei der Siegerehrung lautete: die drei Rösser, die beiden Reiter und Verena Kölz sind wohlauf - der Sieg auf Landor half ihr, die Schmerzen zu verdrängen.
Stange zwischen den Füßen
"Caprice ist irgendwie nicht richtig losgesprungen. Dann war schon die Stange zwischen den Füßen und ich auf dem Boden", erklärte Verena Kölz, die das Springen eröffnet hatte, das Malheur. Das dunkelblaue Jackett und die weiße Hose verrieten mit braunem Staub und Grasflecken die Problemzonen: linke Schulter, rechte Hüfte/Rücken. Aber später ging mit Landor im Umlauf alles glatt, auch in der Siegerrunde, die die beiden als einziges von fünf Paaren fehlerfrei beendeten.
Stolz war sie auf ihren zweiten Heimsieg im abschließenden S-Springen nach 2018. Was Verena Kölz, die mit zum Organisationsteam des Turniers gehörte, besonders freute: "Der Zuschauerzuspruch war überwältigend. Das war nach so langer Zeit das erste große Fest. Hinz und Kunz waren da und haben miteinander gesprochen." Auch Abteilungsleiter Lukas Hoffmann war mit den vier Turniertagen "sehr, sehr zufrieden".
Verena Kölz" schmerzhafter Heimsieg hatte eine besondere Note: Wie schon vor einer Woche (mit Caprice) beim Großen Preis von Winnenden und am Samstag in einem M**-Springen (mit Landor) lag sie vor ihrem Schwager Markus Kölz vom PSV Burkhardshof. Der Berufsreiter lachte und sagte: "Am liebsten gewinnt man selber. Aber lieber holt meine Schwägerin den Sieg als jemand anders."
Hufeisen löst sich
Markus Kölz war diesmal mit jungen, unerfahreneren Pferden am Start und durchaus zufrieden: Auf Kara Ben Nemsi wurde er Vierter, mit Lagano Dritter - wobei kurz vor dem Start ein Hufeisen verloren gegangen war, das Kölz auf dem Abreiteplatz eigenhändig mit dem Hammer fixierte. Das zog die Prüfung, in der sich 17 Paare präsentierten, zusätzlich in die Länge.
Es war eine familiäre Prüfung: Marvin Frey, Angestellter von Markus Kölz, steuerte auf Con Argentus noch Platz zwei bei - die Familie Kölz und ihre Pferde waren einmal mehr dominant. Eine besondere Rolle hatte dabei Matthias Kölz, der verriet: "Natürlich fiebere ich bei meiner Frau und meinen Töchtern besonders mit."
Vierten Erfolg verpasst
Joachim Durst vom RC Güglingen war in dieser Familienangelegenheit ein bisschen das fünfte Rad am Wagen, sagte nach Platz fünf auf Con-Tico und einer nicht gerade optimalen Siegerrunde mit einem gönnenden Lächeln: "Ich habe alles riskiert und dabei den Rhythmus verloren. Ich hätte hier gerne das vierte Mal gewonnen."
Jürgen Kurz, Landestrainer der Springreiter aus Leingarten und beim Turnier als Richter im Einsatz, sagte zum sturzreichen Spektakel: "Das waren zwei Allerweltsstürze - der Sturz von Verena allerdings nicht." Die 17 Meldungen im ersten S-Springen der Region seit langer Zeit kommentierte Kurz so: "Das hätten mehr sein dürfen."
Doch die vier Turniertage mit 23 Prüfungen waren ein Gewinn. Für die Reiterinnen und Reiter. Für den SV Leingarten. Und für Verena Kölz, die schmerzhaft lächelnd versicherte: "Mit meinem Schwager habe ich keine Rivalität." Gut, dass sie am Montag nicht ins Büro muss: "Ich habe mir freigenommen." Um beim Abbauen zu helfen.