Slawa Spomer boxt sich raus aus dem Radarschatten
Warum ein spektakulärer K.o.-Sieg in Oberhausen Slawa Spomer aus Künzelsau alle Türen öffnet und nach Saudi-Arabien führen wird.

Am Sonntagnachmittag war Slawa Spomer schon wieder zu Hause in Künzelsau. Familienzeit war angesagt. "Papa, du hast eine ganz rote Nase", stellten seine Jungs fest. Das war offenbar die augenscheinlichste äußere Veränderung beim Papa. Doch mit seinem spektakulären K.o.-Sieg am Samstagabend in Oberhausen gegen Milan Prat hat Spomer endlich die Tür zur großen Boxwelt geöffnet. "Ich war immer unter dem Radar, der kleine Künzelsauer, der ein bisschen boxt. Jetzt wissen alle, wer Slawa Spomer ist", sagt der 31-Jährige.
Das Selbstvertrauen ist berechtigt. "Bild.de" stellte am Sonntag die Frage: "War das der Kampf des Jahres?" Auf deutschem Boden ganz sicher. "Ich habe mich unbesiegbar gefühlt", sagt Spomer rückblickend. Und genau so trat er vom ersten Gong an in der Rudolf-Weber-Arena auch auf. Dabei war er im Duell der bisher ungeschlagenen Superweltergewichtler der vermeintliche Außenseiter.
Spomer brauchte einen klaren Sieg
Spomer stieg als erster der beiden Kontrahenten in den Ring. Der Boxer des Veranstalters war der Franzose Prat. Es war also klar: Spomer gewinnt hier nur, wenn er klar gewinnt, wenn es keine Zweifel an seinem Sieg gibt. "Das war ein Risiko", gibt er zu. "Doch ich war überzeugt: Dies ist mein Tag."
Und das war er wirklich. Obwohl der Mann aus Drancy nahe Paris über die größere Reichweite verfügte, schaffte es Spomer von Beginn an seine Treffer zu setzen. "Ich habe ständig die Distanz gewechselt, war mit meinen 31 Jahren spritziger als er mit seinen 24. Das war der Schlüssel." Zumindest in boxerischer Hinsicht. Hinzu kam noch ein psychologischer Aspekt: "Ich habe früh eine gewisse Unsicherheit bei ihm gesehen, da waren Zweifel in seinen Augen." Es entwickelte sich ein temporeicher, technisch sauberer, mit offenem Visier geführter Kampf.
Wie ein nasser Sack
Kurz vor Ende der vierten Runde schickt Spomer den Intercontinental-Champion nach Version der WBA erstmals auf die Bretter. In der fünften Runde erneut. Das Ende? Nein, Ringrichter Manuel Oliver Palomo lässt den wackeligen Franzosen weiterboxen, gewährt ihm gar extra Erholungszeit, bis der verlorene Mundschutz wieder an Ort und Stelle ist. Spomer bleibt cool, kontrolliert die nächsten drei Runden. In Runde neun erwischt er Prat dann mit einer fürchterlichen Rechten. Der Franzose fällt um wie ein nasser Sack. Spomer jubelt, doch der Kampf ist auch nach dem dritten Niederschlag nicht zu Ende.
Spomer setzt nach, Prat ist fertig. Doch seine Ecke schmeißt kein Handtuch. Und der Ringrichter? Der Spanier zählt Prat im Stehen an. Das darf es eigentlich nicht geben. Dank dieser Verschnaufpause rettet sich der Franzose bis zum Gong. Nach 2:39 Minuten in Runde zehn haut ihn Spomer mit einer Monster-Linken zum vierten Mal um. Jetzt endlich hat der spanische Ringrichter ein Einsehen und bricht den Kampf ab.
Spomer: Das war gesundheitsgefährdend
"Das war gesundheitsgefährdend für meinen Gegner. Den letzten Niederschlag hätte es nicht gebraucht. Ich bin gottfroh, dass ihm weiter nichts passiert ist", sagt Spomer. Es war jedenfalls offensichtlich, dass ein vorzeitiges Ende zu Spomers Gunsten nicht im Drehbuch dieses Abends vorgesehen war. Doch Spomer gab weder dem Ringrichter, den Punktrichtern, noch dem Veranstalter oder gar seinem Gegner auch nur die geringste Option, ihn nicht zum Sieger zu küren. "Keine Spielchen, keine Faxen - diszipliniert bleiben, weitermachen", lautete Spomers Devise, die er konsequent durchhielt.
Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Auch in dieser Hinsicht hat sich der frühere deutsche Amateurmeister in seinen mehr als fünf Profijahren weiterentwickelt. "Das war der beste Slawa, den es bisher gab. Ich kann aber noch besser werden und muss es auch werden, um ganz an die Spitze zu kommen", ist Spomer überzeugt. Der Weg dahin wird kürzer.
Im Februar Kampfabend in Riad
Karim Akkar, Chef von Legacy Sports Management, kündigte am Samstag bereits an, dass seine nächste Veranstaltung im Februar 2024 in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad stattfinden wird. "Dort werde ich dabei sein", verriet Slawa Spomer am Sonntag. Denkbar wäre ein Eliminator, also ein Ausscheidungskampf, um den den nächsten WM-Herausforderer zu ermitteln.
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