Partypizza ohne Partystimmung: TSG Heilbronn nach Derbyniederlage in Abstiegsnot
TTC Neckar-Zaber setzt sich im Verbandsoberliga-Derby gegen die TSG Heilbronn mit 9:7 durch, kann aber im Abstiegskampf am Wochenende Schützenhilfe leisten.

Nach Partypizza war den Verlierern eigentlich so gar nicht zumute. Es lag nicht an der Sorte. Frusti di Mare hätte nach dem 7:9 der TSG Heilbronn im Verbandsoberliga-Derby beim TTC Neckar-Zaber gepasst. Eine Alles-Käse-Pizza auch. „Pizza knapp“, sagte Adrian Rybinski nach mehr als viereinhalb Stunden hartem Kampf und lächelte gequält, als die Derbysieger aus Lauffen/Brackenheim und Heilbronn ihren Hunger nach einem langen Tischtennisabend gemeinsam stillten. Um 22 Uhr liefert halt nur noch der Pizzaservice. Von Derby-Feindschaft war am Samstagabend in der Brackenheimer Verbandssporthalle nichts zu spüren. „Das ist ein Duell unter Freunden“, stellte Roman Bleck vom TTC klar. Er spielte einst in Heilbronn. Sein Teamkamerad Philipp Walter wurde mit dem Heilbronner Marcel Seimen vor zehn Jahren deutscher Mannschaftsmeister in der U 18. Im TSG-Trikot.
Viele enge Spiele im fünften Satz
Geschenkt wurde sich deshalb aber noch lange nichts. Während der TTC Neckar-Zaber als Tabellendritter die Überraschung der Saison ist, droht der TSG Heilbronn nach der knappen Derbyniederlage der Gang in die Abstiegsrelegation. Sechs der zwölf Einzel brauchten einen Entscheidungssatz, es ging hin und her an den beiden Tischen. Mittendrin Adrian Rybinski. Der bald 40-Jährige hat die besseren Heilbronner Tischtenniszeiten vor mehr als einem Jahrzehnt noch mitgemacht, als es mit Neckarsulm, Heilbronn und Bad Rappenau drei Mannschaften in der Regionalliga Südwest als dritthöchster Spielklasse gab.Soll doch noch jemand behaupten, dass Werbung lüge. Am Samstagabend verlieh der Schluck aus der Energydrink-Dose nach einem 0:1-Satzrückstand gegen Roman Bleck tatsächlich Flügel, auch sein zweites Einzel gewann der Stand-by-Spieler. Training macht die Hüfte nicht mehr mit. „Es muss so gehen“, sagt Rybinski, der vielen noch als Adrian Klosek bekannt sein dürfte.
Entscheidung im Schlussdoppel
All die Heilbronner Plackerei war nach viereinhalb Stunden jedoch vergebens, als die tschechischen Spitzenspieler Jakub und Lukas Boruvka (zwei Drittel der Boruvka-Drillinge) im Schlussdoppel Yves Hollenbenders und Roman Bleck unterlagen. 9:7 für Neckar-Zaber. In der Hinrunde hatte Heilbronn nach fünf Stunden mit 9:7 gewonnen. Heimlich, still und leise ist der Fusionsclub TTC auf dem Weg, die Nummer eins im regionalen Männer-Tischtennis zu werden. Aus der Landesliga ging es in die Verbandsliga, dort reichte Platz drei für den nächsten Aufstieg in die Verbandsoberliga, die sechsthöchste Spielklasse. „Wie schon im Vorjahr sind wir als Absteiger Nummer eins gehandelt worden“, sagt TTC-Mannschaftsführer Oliver Bürk. Den QTTR-Werten nach – diese geben Aufschluss über die Stärke der einzelnen Spieler – müsste der Aufsteiger Schlusslicht sein.
Durch mannschaftliche Geschlossenheit war der TTC nach der Hinrunde Zweiter, ist nun kurz vor dem Saisonende Dritter. „Bei uns kriegt niemand auch nur einen Cent“, sagt Oliver Bürk. Nicht ganz ausgeschlossen ist, dass es als Dritter sogar noch in die Oberliga gehen könnte. Tischtennis ist ein Sport, in dem man sich mitunter auf dem geordneten Rückzug befindet. Wie in Neckarsulm.
Gibt es ein regionales Trio in der Verbandsoberliga?
In der nächsten Saison könnte es dann wieder ein regionales Tischtennistrio in der Verbandsoberliga geben, wenn die Männer der Sport-Union Neckarsulm nach ihrem Drittligarückzug hier aufschlagen sollten, wonach es derzeit aussieht.Sowohl in Heilbronn als auch beim TTC Neckar-Zaber gab es die Überlegung, freiwillig für die Saison 2025/26 eine Liga tiefer zu gehen. Der Grund: Anfang des Jahres kam der überraschende Verbandsbeschluss, dass in der Verbandsoberliga zur neuen Spielzeit Vierer-Mannschaften statt Sechser-Teams antreten. In absehbarer Zeit dürften auch niedrigere Spielklassen nachziehen. Das Problem: In Heilbronn und Brackenheim/Lauffen werden somit über die Jahre gewachsene Teams auseinandergerissen.
Das Sporthallen-Pizzaessen am Samstagabend nach dem Derby in Brackenheim soll nicht das letzte gemeinsame Abendmahl bleiben. Die Konstellation vor dem Saisonfinale am Wochenende ist schließlich kurios. Die TSG Heilbronn braucht Schützenhilfe des TTC Neckar-Zaber (gegen den TSV Oberbrüden), um mit einem Heimsieg gegen den SSV Ulm noch den Relegationsrang zu verlassen. Das wäre ein echter Freundschaftsdienst. Die nächste Partypizza ginge auf die TSG.