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Warum der Regen dem Heilbronner Neckar-Cup kaum etwas anhaben kann

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Trotz Regenunterbrechungen läuft beim 10. Heilbronner Neckar-Cup dank vieler Helfer und Erfahrung aus Hohenlohe alles ganz entspannt an. Am Montag geht es bereits um 11 Uhr weiter.

Regen? Das ist noch lange kein Grund, nicht Tennis zu spielen, wie hier der Tunesier Moez Echargui zeigt. Sein Match dauert am Sonntag mit Regenpausen fünf Stunden.
Regen? Das ist noch lange kein Grund, nicht Tennis zu spielen, wie hier der Tunesier Moez Echargui zeigt. Sein Match dauert am Sonntag mit Regenpausen fünf Stunden.  Foto: Berger, Mario

Regen, Regen, Regen: Regen sich die Tennisprofis über das schlechte Wetter auf, haben sie schon verloren. Wenn auf dem Platz nichts geht, weder Training noch Match möglich sind, dann spielt sich Tennis im Kopf ab. "Das Wichtigste für alle Spieler ist in diesen Tagen, sich ans Wetter, an die Warterei, die Ungewissheit anzupassen. Das ist eine Kopfsache", sagt Metehan Cebeci, Turnierdirektor des Heilbronner Neckar-Cups. Beim Challenger am randvollen Trappensee war am Samstag kein Training möglich, auf allen Plätzen standen Pfützen. Doch am Sonntag ging es tatsächlich wie geplant los - dank fleißiger Hände und begeisternder Technik.

"Das konnten wir uns nicht vorstellen, dass heute Tennis gespielt werden kann", sagt Carsten Knodel. Der Herren-40-Spieler des TC Untergruppenbach ist einer der Chefcourtkeeper und war schon am Donnerstag auf der Anlage, als der Center Court komplett unter Wasser gestanden habe. Aber die Plätze seien zu Saisonbeginn optimal gerichtet worden - das macht Tennisplatzbauer Marino Höhnke aus Künzelsau. Am Sonntagmorgen legte er auf der Anlage des TC Heilbronn am Trappensee noch einmal Hand an. "Er hat Sand eingearbeitet und mit dieser Maschine den Platz gebürstet und so das Wasser herausgeholt", erklärt Carsten Knodel und zeigt auf eine Art motorisiertes Dreirad, an das ein Gitter mit Bürsten gehängt werden kann.

Feuchtigkeit verändert das Spiel beim Heilbronner Neckar-Cup, wie Louis Weßels berichtet

Natürlich, die Plätze sind alles andere als trocken, die Bälle schwer, das Spiel ist anders als etwa vor einem Jahr im Glutofen am Fuße der Weinberge im Heilbronner Osten. "Aus den Bällen kommt bei Regen nicht so viel raus, sie sind langsamer, springen nicht so hoch. Vergangenes Jahr habe ich die Bälle hier oben gespielt, nun da unten", macht Zwei-Meter-Mann Louis Weßels in der Tennishalle, die den Profis als Lounge, Restaurant und Fitnessstudio dient, Trockenübungen. Der 25-jährige Ostwestfale ist am Sonntagmittag stolz auf sich. Weil er erstmals beim Neckar-Cup ein Match gewonnen hat, in der Erstrundenpartie der Qualifikation ruhig geblieben ist, wie er sagt.

Ist das der Trappensee? Nein, Court 1 am Samstagabend.
Fotos: Mario Berger
Ist das der Trappensee? Nein, Court 1 am Samstagabend. Fotos: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

"Man muss den Regenpausen standhalten", sagt Louis Weßels, der mit Mutter und Schwester, die ihn in Heilbronn unterstützen, vereinbart habe, "dass ich den Mund halte." Am Samstag habe er eine Stunde in einer Tennishalle gebucht, um das Gefühl nicht zu verlieren, sei dann ins Hotel gefahren. "Ich habe stundenlang gelesen: Harry Potter, der dritte Teil." Andere spielen Karten, machen eine Fitness-Einheit. Was Louis Weßels am Sonntag positiv überraschte: "Die Plätze sind sehr, sehr gut." Obwohl es seit Tagen immer wieder regnet.

Neckar-Cup in Heilbronn: Regen ist im Tennis Definitionssache

Wer entscheidet eigentlich, wann unterbrochen werden muss? "Der Schiedsrichter ist verantwortlich für den Platz, entscheidet, ob er gut oder schlecht ist. Bei Nieselregen wird oft durchgespielt. Abgebrochen wird, wenn es auf dem Platz zu schmierig, rutschig, also zu gefährlich wird oder die Tropfen zu groß sind, so dass sie die Spieler beim Aufschlag stören", sagt Hans-Jürgen Ochs. Der Supervisor der Spielerorganisation ATP aus Gemmingen ist diesmal nur als Gast beim Neckar-Cup dabei. Er lächelt, als er sagt: "Wenn sich Spieler beschweren, weil sie sagen, dass sie nicht mehr spielen können, geht es meist weiter." Regen ist im Tennis also Definitionssache - mit Deutungshoheit beim Stuhlschiedsrichter.

Diesmal ist Ahmed Abdel-Azim die letzte Instanz. Wann wird weitergespielt? Der Ägypter geht die drei Turnier-Plätze ab, reibt den Schuh über den roten Sand. Bald geht es weiter. Gelassen sagt er, mit dem Blick aufs große Ganze und die Wetter-App: "Der Wetterbericht sieht für die nächsten Tage gut aus."

Mehr als 20 Courtkeeper im Einsatz beim Neckar-Cup in Heilbronn

Auch die Courtkeeper, die ein 20-köpfiges Team anleiten, sind erleichtert. Die kurzen Schauer sind am Sonntag kein Problem. Die große Sorge ist "ein heftiger Platzregen, wenn das Wasser nicht abfließt", sagt Carsten Knodel. Nein, die Wettergötter Petrus, Jupiter und Zeus sind beim Neckar-Cup nicht die ultimativen Endgegner der Profis aus aller (Glaubens-)Welt.

 
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