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Neckar-Cup-Finale in Heilbronn mit deutscher Note

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Im Endspiel des Neckar-Cups in Heilbronn treffen der Inder Sumit Nagal und der Schweizer Alexander Ritschard aufeinander. Schnaitter/Wallner eifern Frantzen/Jebens nach und wollen den Titel im Doppel.

Der erste Challenger-Titel in seiner zweiten Heimat würde ihm "sehr viel bedeuten", sagt der Inder Sumit Nagal.
Der erste Challenger-Titel in seiner zweiten Heimat würde ihm "sehr viel bedeuten", sagt der Inder Sumit Nagal.  Foto: Berger, Mario

Die zehnte Auflage des Heilbronner Neckar-Cups war nicht das Turnier der einheimischen Profis. Elf deutsche Tennisspieler waren im Einzel Anfang der Woche in das Challenger am Trappensee gestartet, doch die nationale Elf verpasste im 32 Spieler großen Feld klar das Finale. Dennoch weht auf den Scoreboards am Center Court heute die deutsche Flagge, hat der Finaltag deutsche Noten:

Der Inder Sumit Nagal lebt seit zehn Jahren in Deutschland, Endspielgegner Alexander Ritschard ist Schweizer. Und im Doppel hat das Turnier bis zum Endspieltag eine schwarz-rot-goldene Note, die Münchner Jakob Schnaitter und Mark Wallner spielen ab 13 Uhr gegen den Monegassen Romain Arneodo und den Franzosen Geoffrey Blancaneaux um den Titel - den Constantin Frantzen und Hendrik Jebens nicht erfolgreich verteidigen können.

Finalteilnahme bedeutet Schnaitter/Wallner viel

"Wir sind sehr happy, das bedeutet uns viel", sagte der 28-jährige Jakob Schnaitter nach dem 7:6 (7:4), 6:3-Sieg über die Titelverteidiger aus Augsburg beziehungsweise Stuttgart. "Constantin und Hendrik sind derzeit das zweitbeste deutsche Team." Dessen Höhenflug vor einem Jahr in Heilbronn begonnen hatte; Frantzen/Jebens wurden 2023 auf Challenger-Ebene das beste Doppel der Welt. "Wir glauben, dass wir das auch schaffen können", sagte der 24 Jahre alte Mark Wallner, "denn sie haben einen ähnlichen Werdegang wie wir." Das Schlüsselwort lautet: College-Tennis.

Auf Augenhöhe: Mark Wallner (rechts) und Jakob Schnaitter (2.v.l.) haben einen ähnlichen Werdegang wie Constantin Frantzen (links) und Hendrik Jebens (2.v.r.).
Auf Augenhöhe: Mark Wallner (rechts) und Jakob Schnaitter (2.v.l.) haben einen ähnlichen Werdegang wie Constantin Frantzen (links) und Hendrik Jebens (2.v.r.).  Foto: Berger, Mario

College-Tennis als Schlüssel zum Erfolg

Es helfe sehr, in den USA College-Tennis gespielt zu haben, erzählte Jakob Schnaitter, der 2022 seinen bisher größten Sieg im Einzel mit dem Titel bei den deutschen Meisterschaften in Biberach holte: "Doppel hat am College einen sehr hohen Stellenwert, wird richtig trainiert. Zudem hat man dort viel mehr Matches als sonst irgendwo." Das Studium schlossen Schnaitter/Wallner zur selben Zeit ab, mit dem Master, beide sind im selben Verein, im TC Ismaning. "Doch da kannten wir uns noch nicht so gut", sagte Schnaitter am Samstagnachmittag nach getaner Arbeit.

Vergangene Saison spielten die sich sehr gut ergänzenden Bayern die ITF-Tour. "Seit Januar liegt unser Fokus voll auf dem Doppel und der Challenger-Tour", berichtete Mark Wallner, leidenschaftlicher Fan des FC Bayern München. Wallners Stärke ist der krachende Aufschlag, Schnaitter ist stark am Netz und verdeutlichte, was Gegner zermürben kann: "Erst kommen Marks Aufschlagbomben, dann serviere ich doch deutlich langsamer."

Schafkopfen als Zeitvertreib

Seine Freizeit verbringt das junge Doppel (Wallner: "Wir können noch zehn, 15 Jahre zusammenspielen") gerne mit Schafkopfen (wenn sich Mitspieler finden lassen), sie hatten auch schon eine Schach- und eine Lesephase. In Heilbronn schlenderten Jakob Schnaitter und Mark Wallner in den vergangenen Tagen durch die Fußgängerzone. Die Halbfinals im Einzel ließen sie links liegen. Wobei vor allem die erste Partie ein Tennis-Leckerbissen war.

Sumit Nagal hat das nötige Glück

Denn Sumit Nagal zog mit einer ganz starken Leistung ins Finale ein, schlug den Franzosen Luca Van Assche in einem begeisternden Match 6:2, 7:6 (7:5). "Der Schlüssel war ehrlicherweise das Glück, das ich am Ende hatte", sagte der Inder, der seit zehn Jahren in Peine lebt. Ein Selfiejäger fragte nach dem Match, ob der 26-Jährige Deutsch spreche. "Leider nein", sagte Nagal und strahlte mit dem Zuschauer ins Smartphone.

Der 20-jährige Van Assche stand Ende des zweiten Satzes bei eigenem Aufschlag gewaltig unter Druck, hatte drei Matchbälle gegen sich. Doch Van Assche brannte ein Feuerwerk ab, war dominant, nervenstark und zeigte immer wieder seine eingesprungene Rückhand. Einen Wahnsinnsballwechseln belohnten die 1000 Zuschauer mit tosendem Applaus, zumal sich der French-Open-Sieger 2021 (bei den Junioren) in den Tiebreak rettete. Doch bei Nagals viertem Matchball klatschte eine Vorhand Van Assches an die Netzkante und segelte ins Aus. "Das war sehr tough", schnaufte Sumit Nagal durch und räumte mit Blick auf das Finale ein: "Deutschland ist meine zweite Heimat. Ich könnte am Sonntag etwas schaffen, was ich schon immer wollte. Das würde mir sehr viel bedeuten."

Ritschard steht vor seinem größten Erfolg

Ist der erste Schweizer im Finale des Neckar-Cups: Alexander Ritschard.
Ist der erste Schweizer im Finale des Neckar-Cups: Alexander Ritschard.  Foto: Berger, Mario

Das ergeht Nagals Gegner im Finale (nicht vor 15 Uhr) nicht anders. Aleksander Ritschard steht vor seinem größten Erfolg, schaffte es gegen den in Koblenz geborenen Briten Jan Choinski doch noch irgendwie zu einem 6:3, 6:7 (7:9), 6:4-Sieg. "Mein Herz ist mir in den Arsch gefallen", sagte der Schweizer wie ein Verlierer - im zweiten Satz hatte er 5:1 und im Tiebreak 6:4 geführt, zwei Matchbälle vergeben und völlig den Faden verloren. Jan Choinski führte im dritten Durchgang dann 3:0. Alexander Ritschard hofft nun auf "ein konstanteres" Finale.

 
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