Mit der doppelten Lizenz zum Werfen
Der 16-jährige Kupferzeller Kevin Ulrich spielt für die Merlins Crailsheim und den TSV Kupferzell.

Eine Stützschiene ziert den Knöchel von Kevin Ulrich. Kein Wunder bei einem 16-Jährigen, der gleich für zwei Vereine Basketball spielt - will man meinen. In der vergangenen Saison stand er für die Merlins Crailsheim in der Jugendbundesliga (JBBL) auf dem Parkett.
Für seinen Heimatverein TSV Kupferzell wurde er mit der zweiten Herrenmannschaft Meister und stieg in die Bezirksliga auf. Noch dazu schaffte er den Spagat zwischen Schule und Sport. Ulrich kommt im nächsten Schuljahr in die elfte Klasse des Künzelsauer Schlossgymnasiums. Der Kupferzeller mit dem Doppelspielrecht hat eine Dreifachbelastung. Noch meistert er diese problemlos.
Immer mal dabei sein
"Dieses Jahr war es kein großes Problem, da ich wenig Mittagschule hatte", sagt Ulrich, für den die fünfte Saison in Crailsheim ansteht. Und da kommt ein großer Sprung auf ihn zu. Er rückt von der U16 in die U19 auf. Allzu viel Spielzeit in der Nachwuchsbundesliga rechnet er sich aber noch nicht aus. "Ich bin ja einer der Jüngsten. Das wird sich aber in den nächsten eineinhalb Monaten entscheiden, wenn wir wieder voll trainieren und klar ist, ob noch einige Spieler dazu kommen. Die Konkurrenz ist da, das ist klar. Ich muss im Training zeigen, dass ich es schon kann", sagt Ulrich, schränkt aber ein: "Ich werde wohl eher in der U18 Oberliga spielen, hoffe aber schon, dass ich immer mal dabei bin."
Kein Problem für ihn. Außerdem kann er ja weiter auch in Kupferzell spielen. Ulrich weiß, dass er Geduld braucht. Aber er weiß auch, dass sein bisheriger Trainer Marko Stankovic mit aufrückt. Und dieser setzt auf Spieler, die gut trainieren.
Bänderanriss im Schulsport
Trainieren kann Ulrich auch zu Hause. Zumindest das Werfen. In der Sackgasse in Kupferzell ziert vor der Garage ein Basketballkorb das Grundstück. Und Werfen ist auch mit dem Bänderanriss möglich. Seine Verletzung hat er sich allerdings nicht im Verein sondern im Schulsport geholt. Einige Tage Trainingspause waren die Folge. Kein allzu großes Problem für den 1,80 Meter großen 16-Jährigen in der Sommerpause.
Bald geht es dann wieder voll mit dem beinahe täglichen Training in Crailsheim los. Gut für seine Eltern, dass es einen Hol- und Bringservice der Merlins gibt. "Mein Trainer sagt immer, JBBL oder NBBL sind wie Arbeit. Man muss den gleichen Aufwand betreiben, nur gibt es kein Geld dafür", sagt Ulrich.
Dafür benötigt es eben einen unbändigen Willen und Ausdauer. Und das hat der Kupferzeller, der vor elf, zwölf Jahren mit dem Basketball begann. Einige Zeit spielte er in Hollenbach noch Fußball. Als dann aber die JBBL lockte, war dieses Kapitel erledigt.

Mischung zwischen Anspannung und Entspannung
Nur in Kupferzell, da will er nicht aufhören. "JBBL und Herren, beides hat viel Spaß gemacht. In Crailsheim ist es fokussierter, mehr angespannt. Bei den Herren 2 ist es dann entspannter", sagt Ulrich. Hin und wieder durfte er sogar in der ersten TSV-Männermannschaft ran. Bei Not am Mann war der Aufbau- oder Flügelspieler beispielsweise der Dreh- und Angelpunkt des Landesliga-Teams. "Da merkt man dann schon deutlich, dass die Gegner älter sind", sagt Ulrich. "Die setzen ihren Körper ganz anders ein."
So ein bisschen schaut er schon auch zu Liam Carpenter, der nun den Sprung über die zweite Mannschaft ins Bundesliga-Team geschafft hat oder Sören Urbansky, der als NBBL-Spieler vergangene Saison einige Erstliga-Einsätze hatte und auch Punkte sammelte. "Da sind wir auf der Tribüne ausgerastet", sagt Ulrich lachend. Wenn möglich, war er bei den Erstligaspielen der Merlins auf der Tribüne dabei. Auch im Fernsehen schaut er wenn möglich viel Basketball. "Unser Trainer sagt immer, wir sollen so viel schauen wie möglich. Man kann da viel abschauen, was Technik und Taktik anbelangt. Man sieht, wie in der Praxis das umgesetzt wird, was uns der Trainer erklärt."
Er hofft selbst, nach drei Jahren NBBL Aufmerksamkeit zu erregen. "Vielleicht schaffe ich es ja ins Crailsheimer Regionalligateam oder irgendwann ganz nach oben", sagt Ulrich. "Aber wenn es nicht klappen sollte, irgendwo Profi zu werden, würde ich gerne in Kupferzell weiterspielen. Mal sehen, wie es sich weiterentwickelt." Etwas wird es auch davon abhängen, ob er verletzungsfrei bleibt.
Und Plan B hat er auch bereits im Kopf. Luft- und Raumfahrttechnik würde er gerne studieren.
Stimme.de
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