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Mit den Giraffen um die Wette

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Extremsportler Benedikt Hoffmann von der TSG Heilbronn legte beim Breathtaking-Extreme im Entabeni-Nationalpark in Südafrika in fünf Tagen 265 Kilometer zurück. Giraffen, aber auch Löwen und Nashörner leben in dem Schutzgebiet.

Von Stefanie Wahl
In der Wildnis Südafrikas: Fünf abenteuerliche und extreme Wettkampftage liegen hinter Benedikt Hoffmann von der TSG Heilbronn. Foto: Byleveld
In der Wildnis Südafrikas: Fünf abenteuerliche und extreme Wettkampftage liegen hinter Benedikt Hoffmann von der TSG Heilbronn. Foto: Byleveld  Foto: Screenshot

Giraffen. Schon als Kind sind sie seine Lieblinge. Jetzt, mit 34, erlebt Benedikt Hoffmann die faszinierenden Tiere auf die schönste Art. Fünf Giraffen kreuzen plötzlich seinen Weg und begleiten ihn für kurze Zeit - auf seinen 265 besonderen Kilometern durch den Entabeni-Nationalpark im Norden Südafrikas. "Es ist absolut beeindruckend, wie sie mit ihren langen Beinen laufen", sagt Benedikt Hoffmann, "einmalig, die Tiere so zu erleben." In der Wildnis. In ihrem natürlichen Lebensraum.

Unvergessliche Augenblicke, in denen die Strapazen des Breathtaking-Extreme, jenes Fünf-Tages-Etappenlaufs der Superlative über staubige Straßen, tiefen Sand, Graswege und steile Anstiege mit bis zu 40 Prozent für kurze Zeit wie weggeblasen sind. Eine sportliche Herausforderung, über die selbst der erfahrene 100-Kilometer-Läufer der TSG Heilbronn länger als gewöhnlich nachdenkt. Es sind nicht nur die Tagesabschnitte von bis zu 76 Kilometern, die den in Stockach lebenden Lehrer für Biologie, Chemie und Erdkunde zögern lassen. Auch der Gefahr ist sich der Vater des knapp vier Monate alten Joshua bewusst.

28 Läufer, 15 Betreuer, acht Tage

 Foto: Alternativer Fotograf

Der Belgier Kurt Alderweireldt, Veranstalter des Extrem-Events und selbst Ausdauerläufer, überzeugt Benedikt Hoffmann. Bis zu 15 Betreuer, darunter acht lokale Ranger und zwei Ärzte, kümmern sich insgesamt acht Tage lang um eine Gruppe von 28 Läufern - und das nahezu rund um die Uhr. Zudem wird mit Sponsoren-Einnahmen eine Nashorn-Aufzuchtstation finanziert, mit der Werbung für die Veranstaltung kommen mehr Besucher.

"Ich bin ja ein Naturbursche", sagt Benedikt Hoffmann, "aber das Wichtigste war, Vertrauen zu finden." In die Erfahrung der Ranger, die das Leben der Löwen, Büffel, Elefanten, Nashörner und Leoparden seit Jahren beobachten und wissen, wann und wo sich die Tiere im Nationalpark aufhalten.

Bei 30 Grad über Stock und Stein

 Foto: Byleveld

Am Gründonnerstag sind sie losgelaufen. Die ersten 61 Kilometer. Auf dem Rücken ein Trekkingsystem, im Kopf die physische wie psychische Herausforderung bei 30 Grad über Stock und Stein zu rennen. Die Kenianer Peter Kamau und Benson Sitati bilden mit Benedikt Hoffmann das Spitzentrio. Fünf Tage lang. Die drei sehen sich als Konkurrenten, belauern sich, taktieren schon mal mit Tempoverschärfungen und anderen Spielchen, die mürbe machen - als ob die Aufgabe an sich nicht schon heftig genug wäre. Benedikt Hoffmann versucht, sich dem Laufstil der Afrikaner anzupassen. Der deutsche Meister über 100 Kilometer (2017) spürt schnell, wie unklug diese Entscheidung ist. "Man muss bei sich bleiben", sagt Hoffmann.

Der eigene Rhythmus als Konstante zwischen all den Unwägbarkeiten in der Wildnis mit ihrer unendlichen Faszination, aber auch den permanent lauernden Gefahren. Als Benedikt Hoffmann einem Nashorn nahe kommt, springt er auf den nebenher fahrenden Jeep. Nach den ersten drei Teilabschnitten liegt er auf Platz zwei - mit gebührendem Abstand von 31 Minuten auf Benson Sitati. Hoffmann weiß, dass nur ein miserabler vierter Tag Sitatis ihm noch den Gesamterfolg bescheren würde.

300 Meter entfernt von schlafenden Löwen

Dazu kommt es nicht, immerhin laufen sie nach einem packenden Duell auf den letzten zehn der 53 Tageskilometer zeitgleich ins Ziel. Am Finaltag liegt erneut der Kenianer vorn, Benedikt Hoffmann wird Gesamtzweiter. Doch längst sind Sitati, Kamau und er nicht nur Kontrahenten. Sie verstehen sich gut. Die Abende und Nächte in den Zelten - nur am ersten und letzten Tag sind die Läufer in einer Lodge untergebracht - bringen sie näher. Bei Polenta und Wasser reden sie, während 300 Meter entfernt Löwen schlafen. Benedikt Hoffmann sagt: "Das Zusammenleben funktioniert, wenn man bestimmte Verhaltensweisen annimmt und jeder sein Areal hat." Eine Lehre fürs Leben.

Das sportliche Fazit nach drei Tagen Regeneration in Deutschland: "Orthopädisch habe ich keinerlei Probleme, auch muskulär verkrafte ich die Belastung ganz gut, wenngleich ich es schon noch spüre." Benedikt Hoffmann gibt zu, dass er auf seinem beschwerlichen Lauf-Weg durch den Entabeni-Nationalpark mitunter geflucht hat - und doch ist die Abenteuerlust in ihm geweckt. Daher sagt er: "Zu 90 Prozent bin ich im August 2020 wieder mit dabei."

 
 
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