Kerr gegen Barshim: Treffen der Hochsprung-Olympiasieger in Heilbronn
Der australische Rekordhalter Hamish Kerr fordert beim top besetzten Meeting Hochsprung Heilbronn am Sonntag Mutaz Essa Barshim aus Katar heraus. Der 28-Jährige hat neben einer Top-Höhe für seinen Besuch in der Region noch einen ganz besonderen Wunsch.

Welch Segen, dass Hamish Kerr ein ziemlich sturer Hund ist. Als Jungspund springt der Neuseeländer 2,14 Meter, doch auf der Uni verliert er die Motivation, konzentriert sich lieber aufs Studium. 18 Monate. Ein Glück für die Hochsprung-Welt, dass der Neuseeländer die Leichtathletik liebt. „Ich hatte von einigen gehört, die vorzeitig aufgegeben hatten und meinten, sie hätten sich gewünscht, weitergemacht zu haben“, sagt Hamish Kerr. „Ich wollte nicht, dass meine Geschichte so endet, sondern mich vom Hochsprung verabschieden in dem Wissen, alles getan zu haben, mein Potenzial voll auszuschöpfen.“
Auch die Nummer eins ist mit dabei
Vor einem Jahr ist Hamish Kerr – im Stechen mit dem US-Amerikaner Shelby McEwen – Olympiasieger in Paris geworden. Am Sonntag (14.15 Uhr) ist der neuseeländische Rekordhalter auch bei der 3. Auflage von Hochsprung Heilbronn auf dem Marktplatz ein überaus gewichtiger Herausforderer von Mutaz Essa Barshim (Katar), dem Olympiasieger von Tokio. Das Elitetreffen komplettieren Sanghyeok Woo – die derzeitige Nummer eins der Weltrangliste. „Das Trio sind absolute Superstars. Es gibt kein Meeting, das sie zusammenbringt – nicht mal die finanziell lukrative Diamond League“, sagt Athletenmanager Günter Eisinger. In Heilbronn aber treten auch noch der deutsche Meister Tobias Potye und der Tscheche Jan Stefela an, der Ende Juni in Madrid mit 2,33 Meter begeistert hat.
Ein Sonntag der Stars, ein Springen der Sonderklasse, das besser besetzt ist als sein Vorgänger Eberstadt. Die Gründe liegen auf der Hand: Schnell hat sich in der Szene herumgesprochen, dass die sechsköpfige Crew um den Trägervereinsvorsitzenden Oliver Blumenstock in Heilbronn auch jene ist, die über Jahrzehnte in der Weinbaugemeinde mit Leidenschaft Kompetenz entwickelt hat und diese Erfahrung nun zwischen Kilianskirche und Rathaus für ihr Meeting nutzt. Die Springer fühlen sich hier wohl und wertgeschätzt, sie stehen mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt – und das geben sie mit Leistung zurück. „Ein Hamish Kerr kommt zu Bedingungen, für die er woanders nicht springen würde“, sagt Athletenmanager Günter Eisinger über den 28-Jährigen, der bei der Premiere am 6. August 2023 im strömenden Regen als Sieger noch 2,28 Meter gesprungen ist.
Barshims Kontakte helfen mit
Dazu kommt das riesige Netzwerk samt der Strahlkraft des charismatischen Mutaz Essa Barshim, dem Dominator des vergangenen Jahrzehnts. Sein eigenes Springen in Doha ist mit Hochsprung Heilbronn in der What Gravity Tour zu einer globalen Serie verschmolzen, in der am Wochenende erstmals auch die beiden Gesamtsieger zusätzlich mit einer Prämie von jeweils 5000 Euro belohnt werden. „Andere verkaufen sich als Weltklasse, wir machen uns schon Gedanken, wenn einer fehlt“, sagt Eisinger. Wie der zweite Olympiasieger von Tokio, Gianmarco Tamberi. Der 33-jährige Italiener aber steckt derzeit in einem Tief, ist in dieser Saison bisher nur schwache 2,16 Meter gesprungen.

Ein weiteres Plus in diesem Jahr ist, dass die Weltmeisterschaften in Tokio mit Mitte September später als gewöhnlich anstehen – und die Topathleten gerne nochmals einen Test mit Aussagekraft einplanen, ehe sie einen letzten Trainingsblock einlegen, um sich den Feinschliff für den Saisonhöhepunkt zu holen. Hochsprung Heilbronn ist daher eine bestens geeignete Generalprobe auf dem Flug-Weg nach Japan. „Dass wir den Olympiasieger von Paris und Tokio haben, ist ein Hammer“, sagt Günter Eisinger.
Längerer Aufenthalt in Heilbronn
Hamish Kerr, der in Christchurch an der Ostküste der Südinsel Neuseelands lebt, wird bereits am Donnerstag in Heilbronn erwartet und plant auch über das Springen hinaus zu bleiben und zu trainieren, ehe er zum Diamond-League-Meeting ins polnische Silesia weiterreist. Somit bleibt Zeit, um sich einen Wunsch zu erfüllen, den der 28-Jährige bereits bei seinem ersten Besuch vor zwei Jahren geäußert hat: Einmal nach Eberstadt zu fahren, um sich jene weltbekannte Hochsprung-Stätte anzuschauen, an der sich vier Jahrzehnte lang Generationen von Athleten große Wettkämpfe und Rekorde geliefert haben.

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