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Katrin Reinert - im Herzen immer noch Sportlerin

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Die ehemalige Ruderin Katrin Reinert hat im Büro in Dortmund die Berge im Blick. Den Fußball sieht die Heilbronnerin aber zwiespältig.

Es war einmal: Katrin Reinert (Vierte von rechts) im Frauenachter − hier 2011 beim Weltcup in Hamburg. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking war es Platz sieben geworden.
Fotos: Archiv/dpa/Mugler
Es war einmal: Katrin Reinert (Vierte von rechts) im Frauenachter − hier 2011 beim Weltcup in Hamburg. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking war es Platz sieben geworden. Fotos: Archiv/dpa/Mugler  Foto: Angelika Warmuth

Serie: Was macht eigentlich ...?

Einmal Sportler, immer Sportler. Sport ist ein Prinzip. Zumindest für Katrin Reinert. "Sport bleibt ein wichtiger Teil in meinem Leben", sagt die 32-jährige ehemalige Hochleistungsruderin, "der Sport ist noch immer im Herzen." Was ihre Pläne beweisen: Die Olympiateilnehmerin von Peking 2008 wird dieses Jahr heiraten, freute sich mit ihrem Verlobten Patric: "Im Olympiajahr 2020 heiraten, das passt." Nicht mehr. Die Spiele von Tokio sind auf 2021 verlegt worden. Doch die Hochzeit ist für Oktober geplant. Nicht in Heilbronn (wo die Familie lebt), nicht in Dortmund (was Reinerts zu Hause geworden ist), sondern in Altenkirchen im Westerwald (was aber nicht die Heimat ihres Zukünftigen ist).

Sport steht nach wie vor (fast) jeden Tag auf dem Plan

Das pfälzische Altenkirchen ist Sitz der christlichen Non-Profit-Sportorganisation SRS, erzählt Katrin Reinert. Sie hat Zeit, fährt gerade mit dem Auto von Köln zurück nach Dortmund - quasi der erste Außer-Haus-Termin der Wirtschaftsprüferin seit der Coronavirus-Pandemie. "SRS hat mich als Athletin sehr unterstützt, über SRS haben Patric und ich uns kennengelernt." Auch er ist Sportler, Läufer, um genau zu sein. Deshalb gehöre Sport auch (fast) jeden Tag auf den Plan: "Laufen, Schwimmen, Radfahren - ich brauche Bewegung. Rudern ist etwa ein Mal die Woche dabei, zuletzt allerdings vor Corona." Und Katrin Reinert braucht die Berge. Spannend: Rudern und Berge schließen sich mehr oder weniger aus. Ebenso Dortmund und Berge.

Im Jahr 2015 beendete Katrin Reinert ihre Sportler-Karriere

Patric Meinike und Katrin Reinert wollen im Oktober heiraten.
Foto: privat
Patric Meinike und Katrin Reinert wollen im Oktober heiraten. Foto: privat  Foto: privat

Nach dem Abitur sagte sich die Junioren-Weltmeisterin im Zweier ohne Steuermann, dass sie wegen des Sports nach Dortmund in die Nähe des Stützpunkts ziehe. Alles richtig gemacht: Die Riemenruderin war im Frauenachter bei den Spielen in Peking dabei (Platz sieben), startete bei Weltmeisterschaften, hörte Ende 2015 auf. Eigentlich war der Vorsatz, dann aus dem Ruhrpott wieder wegzuziehen. "Es sind die Leute, die dazu beitragen, dass ich mich hier wohlfühle", sagt Katrin Reinert. "Die Mentalität, das Offene hier, das mag ich." Und sie mag ihren Job: Seit 1. Januar 2016 ist die ehemalige BWL-Studentin in Vollzeit für eine Dortmunder Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft tätig, zuvor war sie dort schon Werkstudentin. Im Job ist es wie einst als Sportprofi.

"Ich finde es toll, dass ich viel unterwegs bin", sagt Katrin Reinert, die aber auch die Zeit zu Hause genießt - so wie damals als Athletin. Im Büro hat sie die Ferne im Blick, dort hängt ein Gipfelbild. Dachstein. 2995 Meter. "Berge sind nach wie vor mein Faible - im Urlaub", sagt Reinert, "dieses Gipfelbild motiviert mich." Im Sport wie im Beruf geht es um Motivation, um Ziele. 2017 war es für Reinert das Steuerberaterexamen, jetzt ist es das Wirtschaftsprüferexamen. Sie habe mitgelitten, als den Sportlern das Ziel 2020 abhandengekommen ist: Man trainiere jahrelang für die Olympischen Spiele, glaube, man sei gleich im Ziel, ehe es doch noch einmal weit weg geschoben worden sei: "Es ist richtig schwer, die Spannung neu aufzubauen."

Keine Extrawurst für den Profifußball

Ein besonderes Spannungsfeld herrscht gerade zwischen der Ruderer-Familie und dem Profifußball. Einer-Weltmeister Oliver Zeidler hat den Re-Start der Bundesliga vor ein paar Tagen scharf kritisiert. Auch Katrin Reinert ist hin und her gerissen. Vor allem während des Doubles von Borussia Dortmund 2012 habe sie erlebt, dass Fußball etwas Besonderes sei. Ihr Verlobter ist großer Fan von Borussia Mönchengladbach, gemeinsam gehe man auch ins Stadion. Ja, Fußball hat Verbindendes. Die Strahlefrau erzählt, wie ein BVB-Schal dafür sorgen kann, dass sich Geschäftsmann und Obdachloser lächelnd grüßen.

"Aber diese Extrawurst für den Profifußball ist in der Tat schwierig. Ich finde es unverhältnismäßig, dass die Fußballer spielen dürfen und andere Leistungssportler nicht", sagt Katrin Reinert. "Ich bin zwiegespalten." Denn: Einmal Sportler, immer Sportler.

 

Ruderschwäbin für die Ewigkeit

"Die Strecke nach Heilbronn ist nicht kürzer geworden, seitdem ich berufstätig bin", sagt Katrin Reinert, die es etwa alle zwei Monate nach Hause schaffe. Und dann gehe es mit ihrem Vater aufs Wasser, im Zweier ohne. "Das ist etwas Besonderes, das ist die schwierigste Bootsklasse", sagt die 32-Jährige, die in Dortmund im Einer rudert. Nach wie vor ist die Olympiastarterin Mitglied der Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben: "Das will ich auch bis ans Ende meines Lebens bleiben." 

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