Kaputte Schnalle beeinflusst Heinsheimer Ergebnis
Das Zweitliga-Duell zwischen dem TSV Heinsheim und dem SV Gräfenroda ist spannend, obwohl dem 19-jährigen Roi Tayler Pfister zum ersten Mal in seiner Karriere schon früh ein Fauxpas mit Folgen passiert. Was war da los?

Verstecken ist nicht sein Ding. Kein Verkrümeln in eine stille Umkleidekabine oder sonst wohin, wo einen niemand sieht und in der Einsamkeit Zeit ist, die persönliche Gefühlswelt zu ordnen und all die Emotionen, die sich binnen zwei Stunden am Samstagabend angesammelt haben, einzuordnen, um Lehren daraus zu ziehen. Roi Tayler Pfister stellt sich nach dem 634,5:650,6 und der 1:2-Niederlage des Heber-Zweitligisten TSV Heinsheim gegen den SV Gräfenroda im Kraftraum der Josef-Müller-Halle, scheut weder den direkten Blickkontakt noch Antworten. Das ist keine kommode Situation für einen 19-Jährigen – und doch scheint auch die jugendliche Unbekümmertheit Roi Tayler Pfister noch etwas über seinen Fauxpas mit Folgen hinweg zu helfen.
Pfister: „Es wird mich in der Nacht sicher noch verfolgen“
„Es wird mich in der Nacht sicher noch verfolgen, im Training am Montag hoffentlich nicht mehr“, sagt der Mann, der in Sinsheim sein Fachabitur macht, wenn er nicht für den TSV an die Hantelstange geht. Eben jene aber hat er mit insgesamt 89 Kilo bepackt in der ersten Teildisziplin, dem Reißen, nicht zur Hochstrecke gebracht. Dreimal versucht. Dreimal emotionsgeladen gescheitert. Frust beim Athleten ob der null Punkte. Kurze Stille unter den Zuschauern. Enttäuschung bei den Verantwortlichen, die – ohnehin permanent rechnend – sofort wissen, dass die fehlenden Zähler im ohnehin engen Duell gegen die starken Thüringer nicht mehr zu kompensieren sind.
Ein „Loch“ im Reißen
Ein Loch. So nennen sie in der Gewichtheber-Sprache das Missgeschick dreier ungültiger Versuche. Ein Loch ist bitter, tut jedem weh. „Das ist sehr, sehr unglücklich“, sagt Roi Tayler Pfister und erzählt, dass er aufgrund seiner Trainingsergebnisse das Anfangsgewicht gewählt habe. Ist es zu hoch gewesen? Manch Erfahrener in der Josef-Müller-Halle hat als Antwort einen Heber-Weisheit parat: „Wichtig ist nicht, wo wir anfangen. Wichtig ist, wo wir aufhören.“ Lernprozesse im Leistungssport.
Stabilität im Stand geht verloren
Roi Tayler Pfister beschäftigen andere Dinge. Sein Blick wandert immer wieder zu seinem Schuh. Vor dem ersten Versuch ist seine Schnalle gerissen. Ausgerechnet bei ihm, der nicht feste schnürt, sondern feste zuzieht, um ausreichend Stabilität im Stand zu spüren. „Die Schuh-Sache hat mich zu sehr abgelenkt“, sagt Roi Tayler Pfister und ärgert sich, dass es ihm nicht gelungen ist, die störenden Gedanken kurzzeitig beiseitezuschieben. Er wird sich neue, noch stabilere Schnallen besorgen, das ist sicher.
Bestleistung im Stoßen
Und doch hat Roi Tayler Pfister aus dem Schlechten noch das Beste herausgeholt – eine Bestleistung im Stoßen, der zweiten Teildisziplin. 113 Kilo als Folge eines erfolgreichen Motivations-Duos: einfach machen und Spaß haben. Das hat ihm der Trainer der Heinsheimer, Ralf Fein, nach dem Schockmoment mitgegeben: „Er musste das Reißen abhaken, wichtig war es, Punkte im Stoßen zu holen.“
Bestwerte für Natalie Fein, Robin Künzel und Roi Tayler Pfister
Das haben alle TSV-Athleten geschafft – und so ist es, gepaart mit mehr Risiko, nochmal richtig spannend geworden. Weil die Bulgaren Gabriel Marinov und Deniz Danev im Zweikampf mehr Punkte gemacht haben als noch bei den Europameisterschaften, Robin Künzel mit 157 Kilogramm einen Saisonbestwert und Natalie Fein mit 72 Kilo gar eine weitere persönliche Bestleistung geschafft hat. Dies ist umso höher einzuschätzen, da die Abiturientin inmitten einer fordernden Klausurphase steckt.
Wie ein verschossener Elfmeter
Wäre Roi Tayler Pfister nur ein gültiger Versuch gelungen, hätte der TSV Heinsheim 2:1 gewonnen statt 1:2 verloren. Es ist schon früh anders gekommen, Ralf Fein sagt: „Das ist, als ob man im Fußball einen Elfmeter verschießt.“ Mit einem Feierabendbier in der Hand meint Robin Künzel: „Das ist ärgerlich, aber so Sch. . .tage gibt es. Roi muss das erstmal im Kopf verarbeiten und überlegen, woran es gelegen hat.“ Analysieren. Aufarbeiten. Antworten. An der Hantel. Idealerweise in drei Wochen, beim nächsten Heimkampf gegen St. Ilgen.
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