Horkheimer Nick Bangert startet als Lokalmatador in die Deutschland-Tour
Für den 19-jährigen Nick Bangert ist die Teilnahme an der Deutschland-Tour ein absolutes Highlight in seiner noch jungen Karriere. Der Horkheimer setzt sich realistische Ziele.

Die letzten 50 Kilometer der Etappe nach Heilbronn kennt keiner der 120 Fahrer so gut wie Nick Bangert. Der 19-Jährige ist in seinem jungen Leben schon etliche Male die Jägerhaussteige hinauf geprescht oder von Cleversulzbach nach Eberstadt gedüst. "Insofern habe ich schon einen Heimvorteil", sagt der Horkheimer, der für das Continental-Team Lotto Kern-Haus PSD Bank fährt. "Ich wusste lange nicht, ob ich dabei sein würde. Die Lidl-Deutschland-Tour ist das größte Highlight für mich", sagt Bangert.
Am Tag der Schlussetappe feiert Bangert seinen 20. Geburtstag
Angesichts der hochklassigen Konkurrenz aus gestandenen Profiteams setzt sich der Nachwuchsfahrer realistische Ziele: "Ich will meine beste Leistung abrufen und vielleicht ein gutes Tagesergebnis erzielen. Es geht vor allem darum, auf diesem hohen Niveau bis Sonntag mitzufahren." Das wäre sogar doppelt schön, denn Bangert wird am Tag der Schlussetappe 20 Jahre alt. "Die Geburtstagsfeier werden wir aber verschieben müssen. Dafür werde ich viel zu fertig sein."
Doch wie ist der junge Mann aus der Handball-Hochburg Horkheim eigentlich zum Radsport gekommen? "Meine Eltern sind beide Triathleten. Von kleinauf gehörten Radtouren zu unseren regelmäßigen Familienaktivitäten", erzählt Bangert. Beim Tri-Team Heuchelberg begann er selbst mit dem Triathlontraining, über Jugendtrainer Thomas Wörner kam er zur RSG Heilbronn, um sich gezielt im Radfahren zu verbessern. Mit dem RSG-Team bestritt er erste reine Radrennen. "Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin", sagt Bangert. Seit seinem Abschluss an der Mörike-Realschule setzt er voll auf die Radprofi-Karte. "Jetzt habe ich die Chance, diesen Weg zu gehen. Ich will einfach sehen, wie weit ich kommen kann, um mir später nicht vorwerfen zu müssen, ich hätte es nicht versucht."
Bangert hat schon mehrmals allein im Ausland trainiert
Seine Eltern Claudia und Gunther unterstützen ihren Sohn bei seinen ambitionierten Karriereplänen. Bereits vor zwei Jahren trainierte Bangert ein halbes Jahr allein auf Gran Canaria. In diesem Jahr war er viereinhalb Monate im spanischen Calp. Sorgen, dass er in den Urlaubsdomizilen über die Stränge schlägt, müssen seine Eltern nicht haben. "Sie haben mich eher aufgefordert, mal abends etwas zu unternehmen. Ich lag aber nach dem Training früh im Bett", sagt Bangert belustigt. "Ich war nur da, um Rad zu fahren. Alles andere hat mich nicht interessiert."

Sein intensives Training spiegelt sich in wachsenden Erfolgen wider. 2022 wurde Bangert deutscher U 19-Bergmeister, 2023 gewann er die U 23-Wertung der Rad-Bundesliga. In diesem Jahr wurde er baden-württembergischer Meister im Zeitfahren der Männer und fuhr bereits bei der Oberösterreich- und der Österreich-Rundfahrt. Im aktuellen Klassement der Rad-Bundesliga rangiert Bangert auf Rang zwei. Die Deutschland-Tour im Kampf mit Olympia-Silbermedaillengewinner Filippo Ganna, Ex-Weltmeister Mads Pedersen oder dem zweimaligen Giro-Punktbesten Jonathan Milan ist ein anderes Kaliber. „Ich freue mich riesig darauf“, sagt Bangert.
Das große Idol des 19-Jährigen ist Triathlet Sebastian Kienle
Sein großes Idol ist aber keiner der Genannten, nicht einmal ein Radprofi, sondern Triathlet Sebastian Kienle. Der Ironman-Weltmeister von 2014 hat seine Karriere im vergangenen Jahr beendet. "Bei mir an der Wand hängt mein erstes Rennrad, auf dem er unterschrieben hat", erzählt Bangert. Vergangenes Jahr traf er den mittlerweile 40-Jährigen bei einer Radausfahrt. Sie tauschten Nummern aus und trainierten auch mal gemeinsam. "Das war eine große Ehre. So viele Jahre habe ich immer zu ihm aufgeschaut und jetzt waren wir gemeinsam unterwegs", erinnert sich Bangert.
Auf ein Duell mit dem Veteranen legte er es aber nicht an. "Das hätte ich als respektlos empfunden", gesteht Bangert. Doch nicht nur mit Kienle kann der Horkheimer auf zwei Rädern auch mal langsam unterwegs sein. Wenn er mit seiner Freundin Ina zusammen fährt, dann ist sie es, die ihn die Berge hochziehen muss. "Bei mir gilt Training ist Training und entspanntes Fahren ist entspanntes Fahren. Dann kann es eben passieren, dass ich mal kurz abgestellt werde."
Einige Fahrer waren schon in der Region unterwegs
Als vor vier Jahren zuletzt Bundesliga-Rennen in Auenstein stattfanden, war Marco Brenner der große Dominator. Der Augsburger siegte 2019 und 2020 in den U 19-Rennen. Im Trikot des deutschen Straßenmeisters startet der 21-Jährige bei der Lidl-Deutschland-Tour. "Ich glaube nicht, dass mir der Kurs liegt, aber ich werde versuchen ein aktives Rennen zu fahren", versicherte er vor dem Prolog am Mittwoch in Schweinfurt. Georg Steinhauser kam 2019 in Auenstein hinter Brenner ins Ziel. "Ich bin sicher, dass ich meine Beine hier finden werde", sagte der 22-Jährige, der in diesem Jahr eine Etappe beim Giro d'Italia gewann. Aus Schwäbisch Hall stammt der 31-jährige Jonas Koch, der für das deutsche Top-Team Bora-hansgrohe fährt.

Stimme.de