Der Frankenbacher Ali Al-Shamarti studiert an der Hochschule Heilbronn Business Engineering Logistics und hat ein Sportstipendium erhalten.
Foto: privat
Als die Tischordnung aufgelöst ist, sitzt Ali Al-Shamarti mittendrin. Der Boxer unter den American Footballern, dem Schwimmer, der Tänzerin und Faustballerin oder den Rennradfahrern. Ein Grüppchen mit viel Leidenschaft für den Sport. Er eint sie – mitsamt den Herausforderungen, die sie im Alltag zu bewältigen haben.
Die sind gewaltig, denn die dualen Karriere ist für Leistungssportler ein ständiger Drahtseilakt. Hier wie dort wird gefordert, daher ist jede Form von Förderung willkommen. „Es geht darum, alles unter einen Hut zu bekommen, auch die organisatorischen Dinge“, sagt Ali Al-Shamarti. Der 20-Jährige studiert an der Hochschule Heilbronn BA Business Engineering Logistics im zweiten Semester und boxt seit er 14 Jahre alt ist beim SV Heilbronn am Leinbach im Team von Alexander Seel.
Erster Jahrgang der Heilbronner Hochschulen
Seit Montagabend gehört der Frankenbacher offiziell zum ersten Athleten-Jahrgang, der ein Spitzensport-Stipendium der Heilbronner Hochschulen erhält. Was sich dank des finanziellen Engagements von Gönner Klaus Greinert in Mannheim und Heidelberg seit Jahren als gute Sache herumgesprochen hat, ist nun auch für Studierende der Hochschule (HHN), Dualen Hochschule (DHBW), Dualen Hochschule Center for Advanced Studies (DHBW CAS) und der TU München (TUM) möglich. Seine Urkunde nimmt Ali Al-Shamarti mit einem schüchternen Lächeln entgegen – und doch voller Stolz. Applaus erhält der Cruisergewichtler, weil er sich – wie passend – am Wochenende den Titel des Deutschen Hochschulmeisters erboxt hat.
Die nächsten sportlichen Ziele sprudeln nur so aus Ali Al-Shamarti heraus: die Landesmeisterschaften U 22 in zwei Monaten und die nationalen Titelkämpfe. Damit sein Ziel Gold zu holen wahr wird, fliegt er in drei Wochen mit seinem Team ins Trainingslager nach Georgien.
Mama Al-Shamarti hat Sorge um ihren Sohn
Boxen hat Ali Al-Shamarti schon als Bub Spaß gemacht. „Ich liebe diese Herausforderung, den Adrenalinkick, das ist mein Ding“, sagt der Athlet, der bis 86 Kilo in den Ring steigt. Niemand aus seiner Familie, die einst ob des Krieges aus dem Irak geflohen ist, hat zuvor den Sport betrieben. Ginge es nach seiner Mama, würde auch er sein Talent in einem anderen Sport zeigen. Sie hat Angst. „Wenn ich nach einem Sparring Kratzer habe, will sie das nicht sehen, auch zu den Kämpfen kommt sie nicht, weil sofort ihr Blutdruck steigt“, sagt Ali Al-Shamarti.So gerne er sich bei den bis zu zwei Einheiten am Tag körperlich verausgabt, auch sein Studium macht ihm Spaß. „Wir sind Allrounder, haben Technische Mechanik, Ingenieurs-Mathe, IT, programmieren, wir können alles“, sagt Ali Al-Shamarti.
Wären da nicht die Überschneidungen beider Interessen oder die hohe Selbstdisziplin, um alle sportiven wie studentischen Aufgaben an den voll gestopften Tagen irgendwie gleichermaßen gut zu schaffen. Die Stipendiaten sind auch Organisations-Genies, eben „Vorbilder“; wie Stipendiums-Geschäftsführer Klaus Greinert in seiner kurzen Rede hervorhebt.
Al-Shamarti widerspricht dem Vorurteil des doofen Boxers
Ali Al-Shamarti braucht beides und sagt: „Ich will auch mal nichts mit Sport machen, freue mich auf die Vorlesung. Natürlich ist mein Studium auch Absicherung – falls mal was passiert.“ Steckt der Boxer inmitten der Prüfungsphase, lockt ihn das nächste Sparring. Da wird Sport zum Ausgleich für die geistige Arbeit. In seinen Träumen plant Ali Al-Shamarti, es auf diesem Wege bis zu Olympia 2028 nach Los Angeles zu schaffen.
Als Stipendiat erhält der junge Mann nicht nur monatlich 100 Euro Unterstützung, sondern auch ganz praktische Hilfe, wenn Sport und Studium mal wieder kollidieren. Wie bei den Landesmeisterschaften, die in die Prüfungszeit fallen. Mit Jan Willmer, dem Spitzensportbeauftragten der Heilbronner Hochschulen, sucht er nach guten Lösungen.
Das Vorurteil, Boxer seien doof, kennt Ali Al-Shamarti. Nicht wenige unterschätzen ihn. Mit einem charmanten Lächeln meint der 20-Jährige: „Viele denken, ich sei gefährlich oder mache nur komische Sachen, aber ich bin ein ganz netter Kerl und bleibe auch im Studium voll dran.“
Diese 18 Athleten umfasst der erste Jahrgang des Spitzensport-Stipendiums der Heilbronner HochschulenLeonard Allmann (Radsport/Racing Students Stuttgart)
Ali Al-Shamarti (Boxen/SV Heilbronn a. Leinbach)
Anja Brezing (Faustball/TV Stammheim)
Julius Klenk (American Football/Schwäbisch Hall Unicorns)
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