Die neuen Prioritäten des Dominik Britsch
Die Profikarriere des Boxers ruht, sie ist aber nicht beendet. Der Fokus des 32-Jährigen liegt jedoch auf seinem Gym und seiner Familie. In der Hinsicht gibt es aktuelle Neuigkeiten.

Die Prioritäten im Leben von Dominik Britsch haben sich am Sonntag erheblich verschoben. Um 16.24 Uhr brachte seine Verlobte Andrea Söhnchen Emilio Dominik zur Welt.
"Ein Wunschkind. Zum richtigen Zeitpunkt, wie ich finde", sagt der 32-Jährige. Im Bad Rappenauer Teilort Bonfeld ist die kleine Familie zu Hause. Da seine Verlobte bereits eine zehnjährige Tochter mit in die Beziehung gebracht hat, ist die Vaterrolle nicht ganz neu für den früheren Junioren-Weltmeister.
Für ein Taschengeld steigt Britsch nicht in den Ring
Die Boxkarriere ruht daher weiter. Beendet ist sie aber ausdrücklich nicht, obwohl Britsch seit gut zwei Jahren keinen Profikampf mehr bestritten hat. "Der Reiz ist da. Dass ich aber in Deutschland noch einmal in den Ring steige, da müsste schon ein Wunder geschehen", sagt Britsch. Aus seiner Sicht ist die große Zeit des Profiboxens in Deutschland vorüber. Möglicherweise für sehr lange Zeit. Für sportlich fragwürdige Veranstaltungen will Britsch sicht nicht hergeben. Und das muss er auch nicht. "Für ein Taschengeld brauche ich nicht in den Ring zu steigen. Entweder Weltspitze oder gar nichts."
Ein Engagement im Ausland kann er sich prinzipiell vorstellen - wenn die Bedingungen stimmen. "Ich brauche eine zweimonatige professionelle Vorbereitung und eine feste Börse." Doch selbst dann wäre es schwierig, da sein beruflicher Lebensmittelpunkt seit 2017 sein Box-Gym in Leingarten ist. "Ich lebe hier meinen Traum", sagt Britsch.
Ausbildung zum Personal Trainer und Ernährungsberater
Das TGS-Gym ist ein Familienbetrieb. Vater Jürgen, langjähriger Trainer und Vertrauter, arbeitet federführend mit. Mutter Sabine hilft bei den Kindertrainings, Verlobte Andrea kümmert sich um die Buchhaltung. Dominik Britsch hat eine Ausbildung zum Personal Trainer absolviert und eine weitere zum Ernährungsberater begonnen. "Ich will mich immer weiterentwickeln. Stillstand ist Rückschritt."
Auf seine Boxkarriere blickt Britsch ohne Wehmut oder Reue. "Ich bin froh, wie alles gelaufen ist." Auch wenn er zugibt, dass er mit seinem heutigen Wissen, den Weg nach England oder in die USA gesucht hätte. "Natürlich hätte es besser laufen können. Natürlich hätte ich Weltmeister werden können."
Niedergang von Sauerland war abzusehen

Mit 19 Jahren unterschrieb er 2006 seinen ersten Profivertrag bei Sauerland. "Das war damals das Bayern München des Boxens", sagt Britsch. Er erhält einen gut dotierten Vertrag, bestreit bis 2014 insgesamt 31 Kämpfe für den Berliner Boxstall, unter anderem in Portugal und den USA.
Doch er merkt auch zunehmend, dass es abwärts geht. Sauerland gehen die Zugpferde aus, neue werden aus Britschs Sicht nicht konsequent genug gefördert. Nach einer umstrittenen Niederlage in Rostock ("In dem Kampf bin ich klar verarscht worden") kommt es schließlich zur Trennung. "Ich bin rechtzeitig vom sinkenden Boot gesprungen", sagt Britsch heute.
Mit dem Koblenzer Promoter Thomas Holefeld startet der Neckarsulmer 2015 ein Comeback, das nach fünf Kämpfen Ende 2016 jäh endet. Zu den Gründen möchte sich Britsch nach wie vor nicht öffentlich äußern, nur so viel: "Egal mit wem, es ist in Deutschland enorm schwer, jemanden an die Spitze zu bringen."
Selbst will er auf keinen Fall ins Promoterbusiness wechseln. Talenten in seinem Gym würde er zum Wechsel ins Ausland raten. Vielmehr sieht er sich als Promoter des Sports: "Boxen ist für Kinder, Frauen oder Rentner gleichermaßen geeignet. Das will ich vermitteln."
Soziales Engagement
Bereits seit einigen Jahren ist Dominik Britsch Botschafter des Vereins Lolo"s Friends, der sich für behinderte Kinder einsetzt. Schon sehr viel länger fördert er Patenkinder in Afrika. Bei mehreren Aufenthalten in Mexiko hat der 32-Jährige eine Familie kennengelernt, die er ebenfalls unterstützt. "Wir führen hier in Deutschland ein sehr privilegiertes Leben. Ich finde es wichtig, etwas zurückzugeben. In vielen Ländern lässt sich mit vergleichsweise wenig Geld sehr viel bewegen." son

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