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Coole Socke: Anne Götter überrascht beim German Masters mit Platz vier

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Eppingerin Anne Götter glänzt mit Classe Lady in ausverkaufter Stuttgarter Schleyer-Halle. Ein schwerer Sturz sorgt für eine lange Pause.

Freude und Frust: Während Anne Götter (rechts) in Stuttgart auftrumpfte, für ein Weilchen auf den Sesseln der Top Drei Platz nehmen durfte, lief es bei Jan Müller und Ciricu (unten) nicht gut.
Freude und Frust: Während Anne Götter (rechts) in Stuttgart auftrumpfte, für ein Weilchen auf den Sesseln der Top Drei Platz nehmen durfte, lief es bei Jan Müller und Ciricu (unten) nicht gut.  Foto: Müller-Appenzeller, Lars

Anne Götter konnte es auch nach einer kurzen Nacht immer noch nicht so recht glauben: „Wow! Krass! Kann mich bitte jemand zwicken?“ Nein, es war kein Traum. Es war viel mehr ein am Abend zuvor wahr gewordener Traum: Die 25 Jahre alte Springreiterin Anne Götter von den Fahr- und Pferdefreunden Birkenhof aus Eppingen zeigte mit der neunjährigen Stute Classe Lady im BW-Bank-Hallenchampionat in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle zwei fehlerfreie Runden, wurde im Feld der 26 besten Paare aus Baden-Württemberg völlig überraschend Vierte. Routinier Jan Müller vom RV Ilsfeld gab mit Ciricu nach zwei Abwürfen auf.

Schwerer Sturz von Christian Pfeifer 

Es war ein dramatischer Abend, vor beeindruckender Kulisse. Kult-Hallensprecher Carsten Sostmeier verkündete „den besucherstärksten Donnerstag ever“ in der Geschichte des Stuttgart German Masters, das seit 1985 ausgetragen wird. Doch bevor alle, allen voran Sostmeier, aus dem Häuschen waren, war es mucksmäuschenstill geworden: Der erste Starter, Christian Pfeifer (RSG unterm Hohenrechberg), stürzte am letzten Hindernis mit Lollita schwer, blieb regungslos liegen und wurde nach 20 Minuten unter Sichtschutz zum Krankenwagen und in die Klinik gebracht. Carsten Sostmeier teilte später mit, dass der 37-jährige Amateur-Landesmeister nur eine Gehirnerschütterung erlitten habe.

Der Sturz und die halbe Stunde Verzögerung beschäftigten Anne Götter freilich bei ihrer Premiere. „Aber Anne ist einfach eine coole Socke“, sagte Onkel und Trainer Patrick Blösch. „Dabei war es für beide die erste Drei-Sterne-Prüfung.“ Mit Hindernissen von 1,50 Meter Höhe.

Blitzsaubere zweite Runde von Anne Götter 

Während es im Umlauf bei Anne Götter und Classe Lady zwei Mal mächtig klapperte – Reiten ist manchmal Kontaktsport – und es dennoch als eines von zehn Paaren fürs Stechen reichte, war die zweite Runde in 38,89 Sekunden blitzsauber. „Ich bin einfach nach Auge geritten. Classe Lady hat mega gekämpft, hat so ein großes Herz“, sprudelte es aus der sonst zurückhaltenden coolen Socke heraus. „Ich hatte nach dem Umlauf mein Ziel schon übertroffen: null Fehler! Und dann die Null im Stechen! Ich bin super zufrieden!“

Die mitgereisten Fans waren es auch, jubelten, kreischten, zeigten ihr Plakat („Anne, du bist die Beste“). Wer war bei ihrem größten Reitsporttag alles dabei? „Alle! Es sind so 40 Leute, die mit einem Bus gekommen sind“, freute sich Götter.

Dass Mario Walter (RSG Ostalb/35,01 Sekunden), Pia-Luisa Baur (TSG Durmersheim/35,48) und Nikolaus Leckebusch-Peters (RSC Tara/36,41) noch einmal deutlich schneller waren, es am Ende der mit 3500 Euro dotierte vierte Platz wurde, schmälerte die Freude nicht. Eine Zeit lang durfte die amtierende süddeutsche U 25-Meisterin auf den Sesseln der Top Drei Platz nehmen, strahlte mehr als der Sieger.

Europameister Richard Vogel landete nur auf Rang 23

„Hut ab, Anne hat super gekämpft. Platz vier freut mich sehr für sie“, sagte Jan Müller, der eine halbe Stunde lang enttäuscht war – und in bester Gesellschaft: Europameister Richard Vogel kassierte mit Cubi Cubells im Umlauf zwei Abwürfe, belegte am Ende Platz 23. Der ebenfalls international gestählte Hans-Dieter Dreher belegte Rang fünf (42,49). „Dass Richie und Hansi hier reiten, sich in den vier Qualifikationen gestellt haben, zeigt den Stellenwert des Hallenchampionats“, sagte Uli Collée aus Eberstadt-Hölzern, der seit ein paar Jahren zusammen mit dem Leingartener Jürgen Kurz als Landestrainer arbeitet.

Uli Collée feierte einen persönlichen Doppelsieg: Am Mittwoch hatte die von ihm betreute Juniorin Mia Cara Brugger (RFV Rindelbach) den Nürnberger-Burg-Pokal gewonnen („Sie hat seit Jahren Pferde von uns“), am Donnerstag triumphierte der ebenfalls von ihm unterstützte Mario Walter. Und am Ende feierten alle gemeinsam – mit Gedanken an Christian Pfeifer (Müller: „Er ist ein Freund von mir“). Die Party muss traumhaft gewesen sein: Anne Götter ging erst um 3.30 Uhr ins Bett.

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