Bleibt Multifunktions-Arena in Heilbronn nur ein Wunschtraum?
Seit vielen Jahren schon ist eine neue Multifunktions-Arena Thema in Heilbronn. Getan hat sich bisher nichts. Ist alles nur ein Traum? Eine Spurensuche.

Natürlich ist das alles nur Träumerei. Die Heilbronner Falken: 2024 im Finale der DEL 2. Gegen die Bietigheim Steelers. Siebtes Spiel, nur noch zehn Sekunden zu spielen, als es Penalty für die Falken gibt. Die Stimmung bei den 5900 Zuschauern in der neuen Multifunktions-Arena am Neckar ist am Siedepunkt angelangt. Wer soll antreten, wer soll das Team in die DEL schießen?
Das Szenario haben die Falken selber entworfen, es über Facebook geteilt und die Frage nach dem idealen Schützen ihren Fans überlassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass alles genau so eintrifft, geht gegen null. Was nicht heißen soll, dass die Falken nicht ins Finale einziehen könnten. Im Gegenteil: Ohne eine Pandemie wäre es vielleicht schon in dieser Saison so gekommen. Nicht gegen den ewigen Rivalen, der die Playoffs verpasst hatte. Aber egal.
Ein Wunsch, der keinen Nährboden fand
Bis 2024 ist ja noch Zeit. Genug sogar, um am Neckar eine Multifunktions-Arena zu bauen. "Ein Funke Wahrheit ist bei sowas immer dabei", kommentiert ein Falken-Fan dieses Zukunftsszenario hoffnungsfroh. Tatsächlich ist ein neues Eisstadion oder auch eine Multifunktions-Arena seit Jahren ein Thema in Heilbronn. Ohne dass je etwas konkret wurde. Vor ein paar Jahren gab es einen Investor, jedenfalls sah sich der Stadtverband für Sport 2016 zu einer Bedarfsumfrage bei den Sportvereinen in Heilbronn veranlasst. Das war es aber auch schon, und so blieb es bei einem Wunsch, der keinen Boden fand, auf dem er wachsen konnte. Er ist sogar zu einem Running Gag geworden.
Auf dem Fest des Sports, bei dem die Unterländer Sportler des Jahres gekürt werden, gehört es schon zur Tradition, dass Moderator und Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer Oberbürgermeister Harry Mergel nach der neuen Arena fragt. In der Regel eine Lachnummer. Dieses Jahr indes nährte Heilbronns Stadtoberhaupt die Hoffnungen wieder. "Wir werden das beide noch erleben", beantwortete er Heers Frage, ob er ein neues Stadion noch vor seiner Rente erlebe.
Das hörte auch Atilla Eren gerne. Der Geschäftsführer der Falken hatte zuvor die Ambitionen des Vereins in Richtung DEL umrissen. "Ich würde mich riesig über ein neues Stadion freuen", sagt Eren heute noch. Eine neue, verbesserte Infrastruktur würde dem Verein helfen, neue Zuschauer zum Eishockey zu locken. Da biete die jetzige Arena auf Dauer einfach zu wenig Entwicklungspotenzial.
Eine neue Eishalle allein hat keinen Wert
Zumal das Drumherum an Bedeutung zugenommen hat: Ein Stadionbesucher will ein Erlebnis, ein Event. "Das fängt bei der Frage an, wie ich als Zuschauer ins Stadion komme", sagt Eren. Wichtig sei auch die Gastronomie. Und der Zuschauer möchte es ja auch noch bequem haben. "Dafür fehlen uns derzeit die Sitzplätze", sagt Eren. Davon gibt es in der Kolbenschmidt-Arena gerade einmal 800, bei einer Gesamtkapazität von 4000 Plätzen. Ein Missverhältnis, sagt Eren. Aber nur eine neue Eishalle zu bauen, habe auch keinen Wert. Es braucht ein Leuchtturmprojekt. Ein Sport- und Gesundheitszentrum. In ökologischer Bauweise, hoch digitalisiert. "Es muss mehrere Aspekte berücksichtigen, damit eine Sinnhaftigkeit gegeben ist." Das wäre auch für einen Investor interessant.
Den hat auch Eren freilich nicht parat, wenngleich das vieles erleichtern würde. "Wenn der Atilla kommt und sagt: Ich habe da was, hilf mir mal. Dann haben wir am Frankenstadion dafür sicher einen guten Platz", stellt Mergel in Aussicht. Das klingt weit zurückhaltender als beim Fest des Sports.
Der Oberbürgermeister setzt bei der Investorensuche eher auf Eren. Er säße näher an der Quelle, sagt Mergel, der keinen akuten Handlungsbedarf sieht. "Wir haben ein Eisstadion mit 4000 Plätzen, davon sind im Schnitt 2000 belegt." Aus Sicht des Oberbürgermeisters ist also noch viel Luft nach oben. Immerhin: "Wenn es Atilla Eren und seine Mannschaft weiterhin so gut machen, haben wir Möglichkeiten, was zu machen."
Die Schwarz-Stiftung scheidet als Investor aus
Mit der Dieter-Schwarz-Stiftung ist dabei nicht zu rechnen. Gerüchten zufolge hatte die Stiftung im Zuge einer möglichen Erweiterung des Bildungs-Campus Interesse am Eishallen-Grundstück. Das weckte Träume, die Stiftung würde sich am Bau eines neuen Stadions an anderer Stelle beteiligen. "Unsere Stiftung hat ein klares Profil im Bereich Bildung und Wissenschaft und wird sich nicht an Überlegungen zum Neubau einer Eissporthalle oder einer Multifunktions-Arena beteiligen", teilt Geschäftsführer Reinhold R. Geilsdörfer auf Anfrage klar mit. Erweiterungsmöglichkeiten für den Bildungscampus befänden sich in Prüfung: "Das Grundstück Eissporthalle spielt bei diesen Überlegungen derzeit keine Rolle", sagt er.
Aus Künzelsau kommt ebenfalls ein Dementi, gab es doch Gerüchte, die Firma Würth würde in einem ersten Schritt als Namenssponsor der jetzigen Arena einsteigen - da wäre es zur neuen Multifunktions-Arena ja nicht mehr weit. "Wir führen keine Gespräche über ein mögliches Sponsoring des Eisstadions und wir planen nicht, in diesem Bereich als Sponsor aktiv zu werden", sagt ein Unternehmenssprecher. Die Spuren scheinen sich zu verlaufen.
Einer glaubt fest an eine neue Halle bis 2025
"Es gibt keinen neuen Trend", erklärt Mergel inzwischen - und spielt den Ball Uwe Ralf Heer zurück. "Er ist fasziniert von diesem Thema." Am Ende sei es nur "eine Fehlspur" gewesen. Heer bleibt aber dabei: "Ich glaube noch immer fest daran, dass 2025 eine neue Halle steht. Es gibt interessante Gedankenspiele und ein Exposée für ein Projekt, das zur Region passt, soziale, kulturelle und sportliche Komponenten enthält und ein Leuchtturm in Sachen Nachhaltigkeit darstellen würde. Und da es auch eine Zeit nach Corona geben wird, dürfte dieses Thema dann auch weiterverfolgt werden."
Umfrage von 2016: Kein genereller Bedarf
Nachdem vor einigen Jahren ein finnischen Investor Interesse am Bau einer Multifunktions-Arena in Heilbronn gezeigt hatte, sah sich der Stadtverband für Sport veranlasst, 2016 eine Bedarfsumfrage unter den Vereinen zu starten. Die Erhebung galt als erster Schritt, um in eine konkrete Planung einzusteigen. Gefragt wurde, ob die Vereine eine solche Arena begrüßen und - natürlich gegen ein Entgelt - auch nutzen würden. Der Investor hatte geplant, eine zweistellige Millionensumme zu investieren und je nach Bedarf, ein, zwei oder drei Sportfelder zu errichten. "Im Ergebnis wurde kein genereller Bedarf für eine Großveranstaltungs-Halle festgestellt, sondern lediglich ein punktueller Bedarf für Eishockeyspiele und besondere Sport-Wettkämpfe", teilt die Stadt auf Anfrage dazu mit.