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Amateursport vor vorläufigem Abpfiff

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Die Vereine werden durch verschärfte Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern eingebremst. Baden-Württembergs Landessportverband hat wenig Verständnis. Was die neuen Maßnahmen für den Sport in der Region bedeuten.

von Alexander Bertok , Stephan Sonntag und Dominik Knobloch

Die weiterhin besorgniserregend steigenden Covid-19-Infektionszahlen zwingen Bund und Länder zum Handeln. Im Freizeit- und Amateurbereich soll der Betrieb fast gänzlich untersagt werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten.

Baden-Württembergs Landessportverband (LSV) hätte für ein erneutes Verbot des Freizeit- und Amateursports nur wenig Verständnis. "Ich bin enttäuscht, dass die großen Anstrengungen und guten Beispiele in unserem Land eine solch schwerwiegende Entscheidung nicht verhindern konnten", sagte Präsidentin Elvira Menzer-Haasis in einer Verbandsmitteilung vom Mittwoch. Es sei jetzt die Aufgabe des Sports, "eine Wiedereröffnung nach den angedachten Wochen zu erwirken", sagte sie. Der Verband fordere nachdrücklich, bei den Maßnahmen "ein gesundes Augenmaß und Fingerspitzengefühl". Bund und Länder wollen wegen der Corona-Krise Veranstaltungen, die der Unterhaltung und der Freizeit dienen, im November deutschlandweit weitgehend untersagen. Die Regelung betreffe auch den Freizeit- und Amateursportbetrieb, Individualsport soll ausgenommen werden. Ein regionaler Überblick:

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Handball

Die Hängepartie bei den württembergischen Handballvereinen wie Christian Joos" Fleinern ist beendet, der HVW hat den Spielbetrieb ausgesetzt. Foto: Mario Berger
Die Hängepartie bei den württembergischen Handballvereinen wie Christian Joos" Fleinern ist beendet, der HVW hat den Spielbetrieb ausgesetzt. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Das Präsidium des Handballverbands Württemberg (HVW) ist einer endgültigen Entscheidung der Politik bereits am Mittwochvormittag zuvor gekommen. "Der gesamte Spielbetrieb im Verbandsgebiet wird ab sofort ausgesetzt", erklärte Präsident Hans Artschwager in einer Pressemitteilung. Es mache keinen Sinn, weiterzuspielen, "wenn nur noch 25 Prozent der angesetzten Begegnungen ausgetragen werden". Die Aussetzung erfolgt zunächst bis zum Verbandstag am 28. November 2020. Dort sollen die Spieltechniker alternative Konzepte für eine Weiterführung der aktuellen Saison zur Beschlussfassung vorstellen. Neben dem Meisterschaftsbetrieb werden auch Freundschaftsspiele und Turniere ausgesetzt. Eine Entscheidung für die baden-württembergischen Oberligen steht noch aus. Am Mittwochabend hielt der HBW eine Vorstandssitzung ab. Das Ergebnis sollte heute bekannt gegeben werden und voraussichtlich dem des HVW folgen. Für die dritten Ligen ist der Deutsche Handballbund zuständig. Deren Sprecher Tim Oliver Kalle sagte am Mittwochabend im Gespräch mit der Stimme: "Es gibt jetzt eine Beschlussgrundlage, auf der die Spielkommission gemeinsam mit dem DHB zeitnah eine Entscheidung treffen wird."

Basketball

Die Heilbronner Basketballer haben noch keine Gewissheit. Foto: Kunz
Die Heilbronner Basketballer haben noch keine Gewissheit. Foto: Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Beim Basketball-Oberligisten TSG Reds Heilbronn "harren wir der Dinge", sagt Manager Matthias Götz. Eine Aussetzung des Spielbetriebs gab es vom Verband zwar gestern noch nicht, "aber uns wird es ziemlich sicher treffen, wahrscheinlich ähnlich wie im Handball". Für das nächste Heilbronner Heimspiel, das in zehn Tagen geplant war, hat Götz deshalb auch "nichts vorbereitet". Trainiert wurde bei den Reds am Mittwochabend aber trotzdem noch einmal: "Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen es genießen, es ist vielleicht für längere Zeit das letzte Mal." Verärgert ist der Manager deshalb nicht: "Man kann keinem einen Vorwurf machen. Es war von vornherein ein gewagtes Unterfangen. Auch, wenn es natürlich schade ist, weil die Vereine viel Energie und auch Geld in die funktionierenden Hygienekonzepte investiert haben."

Fußball

Die Lichter gehen langsam aus: Gestern Abend stand der Fußball beim Bezirksligaspiel Union Heilbronn gegen Dürrenzimmern nochmal im Rampenlicht, künftig sieht es für den Amateursport aber recht finster aus. Foto: Christiana Kunz
Die Lichter gehen langsam aus: Gestern Abend stand der Fußball beim Bezirksligaspiel Union Heilbronn gegen Dürrenzimmern nochmal im Rampenlicht, künftig sieht es für den Amateursport aber recht finster aus. Foto: Christiana Kunz  Foto: Kunz, Christiana

In mittlerweile sechs von 21 Landesverbänden des DFB ist der Spielbetrieb bei den Amateuren unterbrochen. Bisher nicht geäußert hat sich das Dreigestirn Württemberg, Baden und Südbaden. Vereine aller drei Verbände spielen ja in der Oberliga Baden-Württemberg. "Es ist schon irgendwie unwirklich, von "Lockdown" zu "es geht wieder los", bis hin zu einem möglichen zweiten Lockdown - das ist schon ein Gefühlschaos", sagt Thorsten Damm, Sportlicher Leiter des Oberligisten Neckarsulmer Sport-Union. "Man kann nicht so tun, als wäre nichts und spielt einfach weiter. Auf der anderen Seite muss man auch schon fragen, wie geht es weiter? Was bringt der zweite Lockdown, kommt da noch ein dritter oder vierter? Wie schon im März bin ich froh, dass ich gewisse Entscheidungen nicht treffen muss." Damm nimmt es so wie es kommt und sagt: "Es gibt wenige, die sagen, die Saison muss weitergeführt werden. Genau so wenige wird es geben, die sagen: ja Lockdown."

Eishockey

Die DEL 2, in der auch die Heilbronner Falken spielen, bekräftigte am Mittwoch, dass sie am Saisonstart am 6. November festhalten werde. "Für alle ist die aktuelle Situation keine einfache. Wir sind in erster Linie froh, dass der Spielbetrieb im Profisport erhalten werden kann. Insofern gilt auch weiterhin der Beschluss der Gesellschafter, dass die Hauptrunde der DEL 2 am 6. November mit den dann geltenden Bestimmungen in Bezug auf die Zuschauer startet", erklärte Geschäftsführer René Rudorisch. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ist für den Spielbetrieb ab der Oberliga abwärts zuständig. Also auch für die Regionalliga Südwest mit den HEC Eisbären. Auf Stimme-Anfrage teilte Pressesprecher Ruben Stark am Mittwoch mit: "Es gibt noch keine Entscheidung, wir werden uns aber morgen Vormittag sicher mit den Auswirkungen der Beschlusslage befassen."

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