Motorradpilot Markus Hertlein aus Westernhausen startet bei der Rallye Dakar
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Markus Hertlein aus Westernhausen ist einer von nur zwei deutschen Motorradfahrern, die bei der anspruchsvollen Rallye Dakar in Saudi-Arabien starten.
Von Peter Mayer
Markus Hertlein bei der Abu Dhabi Desert Challenge im Februar.
Foto: EdoPhoto
An den 23. Juli erinnert sich Markus Hertlein noch ganz genau. „Das war der Tag, an dem ich die Teilnahmebestätigung für die Dakar-Rallye erhielt“, sagt der 38-Jährige mit leuchtenden Augen. Seitdem weiß der selbstständige Landschafts- und Gartenbau-Unternehmer aus Westernhausen: Am 3. Januar 2026 wird er in Yanbu/Saudi-Arabien von der Startrampe der weltgrößten Wüsten-Rallye rollen. Für den Jagsttäler hat sich damit ein Traum erfüllt, den er „seit 20 Jahren im Hinterkopf hat“.
„Mein Onkel fuhr Enduro-Rennen und hat mich als kleiner Junge mitgenommen.“
Markus Hertlein
Am Anfang dieses langen Wegs stand die Familie. „Mein Onkel fuhr Enduro-Rennen und hat mich als kleiner Junge mitgenommen. Mit 17 habe ich mir mein erstes eigenes Offroad-Motorrad, eine 400er-Suzuki gekauft“, blickt der gelernte Industriemeister zurück. Schnell erkennt er seine Talente und fokussiert sich auf Extrem-Enduros.
Markus Hertleins Wunsch von der Rallye Dakar beginnt 2023 Realität zu werden
Die Red Bull Romaniacs in Rumänien, das Erzberg-Rodeo in Österreich oder das 24-Stunden-Enduro in Langensteinbach, Letzteres als Einzelstarter - das ist das Metier von Markus Hertlein. Der Wunsch von der ganz großen Bühne im Offroadsport, der Rallye Dakar, aber bleibt. Und beginnt, im Sommer 2023 Realität zu werden.
„Ich durfte eine Schnupper-Runde auf dem Motorrad eines deutschen Rallyefahrers drehen. Danach war klar: Ich werde bei der Dakar starten“, sagt Hertlein über den Tag X. Er weiß: Die Aufgabe ist gewaltig. Die Gesamtdistanz beträgt 8000 Kilometer, die 14 Tagesetappen sind bis zu 900 Kilometer lang. Er gibt sich zweieinhalb Jahre Vorbereitungszeit.
Im November nach Marokko zum Wüstentraining
Seitdem ist das Leben des Motorrad-Besessenen ein anderes. Er kauft sich eine gebrauchte Husqvarna-Rallyemaschine, fährt bereits im November nach Marokko zum Wüstentraining. Er lernt, tiefsandige Dünen zu überqueren und zeitgleich mit dem Roadbook zu navigieren. Körperlich bereitet er sich mit dem Coaching eines renommierten Würzburger Instituts vor.
„Gelegentlich bin ich beim Vorlesen selbst eingeschlafen.“
Markus Hertlein
Fünf Trainings pro Woche, jedes etwa zwei Stunden lang, quetscht der Rallye-Novize seitdem in sein Tagespensum. Irgendwann zwischen Arbeit, Büro und Gute-Nacht-Geschichten vorlesen für seine sieben- und fünfjährigen Kinder. „Gelegentlich bin ich beim Vorlesen selbst eingeschlafen“, sagt Markus Hertlein, „dann habe ich die Laufeinheit an diesem Abend halt um Mitternacht nachgeholt.“ Schummeln ist nicht.
Die Qualifikation für die Dakar besteht der Hohenloher mit Bravour
Das Engagement trägt Früchte. Die Qualifikation für die Dakar, die Teilnahme an zwei Rallye-Weltcuprennen, besteht der Hohenloher mit Bravour. Bei der Marokko-Rallye holt er Platz 60 von 131 Teilnehmern, bei der Abu Dhabi Desert Challenge donnert er überraschend auf Rang 18 von 63 Startern. Die härteste Schlacht steht dem Motorsport-Abenteurer aber in einem anderen Bereich bevor.
Die Vorbereitungsrallyes verschlangen bereits je 20 000 Euro, doch die Dakar spielt finanziell in einer höheren Liga. „Man muss sich in ein professionelles Team einkaufen. Ich werde von einer niederländischen Equipe betreut“, sagt Hertlein. „Die stellt mir ein Motorrad, einen Mechaniker, einen Masseur und begleitet uns mit einem Servicetruck. Wir sind sechs Fahrer. Ein Holländer, zwei Litauer, ein Amerikaner, ein Portugiese und ich.“
Das Wüsten-Abenteuer hat seinen Preis: 100 000 Euro
Der Preis des All-inclusive-Pakets: 100 000 Euro. „Diese Summe aufzubringen, ist die Herausforderung“, sagt Hertlein. Dass er im Januar einer von nur zwei Deutschen im Feld der 136 Motorradfahrer sein wird, macht die Suche nach Sponsoren aus der Motorradindustrie etwas einfacher. Auch regionale Mäzene helfen so gut es geht. Beeindruckend ist die lokale Unterstützung.
Beträchtliche Finanzierungslücke
Viele Menschen unterstützen finanziell gemeinsam ein Projekt – das ist Crowdfunding. Was dem Eishockey-Oberligisten Heilbronner Falken geglückt ist, das versucht auch Markus Hertlein und hofft, die beträchtliche Finanzierungslücke für seine Dakar-Premiere mit einem Spendenaufruf zu verkleinern. Den Link zur Gofundme-Kampagne finden Motorsport-Fans auf der Homepage des Jagsttälers unter www.markus-hertlein.de. Der aktuelle Kontostand beträgt derzeit etwa 4000 Euro.
„Kumpels von mir, die Screw Crew aus Westernhausen, haben schon zwei Rockertreffen für mich organisiert. Auch der Besitzer des Bogenparcours in Ingelfingen hat eine Supporter-Party aufgezogen – viele Privatleute aus der Gegend haben mir über meine Crowdfunding-Initiative ebenfalls etwas zukommen lassen. Da sind wir schon bei einem fünfstelligen Betrag.“ Der Rückhalt ist groß. Dennoch sind erst 40 Prozent der Gesamtkosten abgedeckt.
An Silvester geht es los, am 17. Januar soll das Ziel erreicht werden
„Man rechnet sich das immer schön. Doch was fehlt, muss ich nach der Dakar wieder bei der Arbeit verdienen“, sagt Hertlein hoch motiviert. Das sportliche Abenteuer beginnt für den Jagsttäler an Silvester mit dem Flug nach Saudi-Arabien. Sein Ziel: Am 17. Januar als Dakar-Finisher abgewunken zu werden. Bei einer Ausfallquote von gewöhnlich 30 Prozent ist das eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe.
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