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Stefan Krebs spricht über sein Erfolgsrezept: „Mir war es immer wichtig, eine gewisse Realitätsnähe zu erzeugen“
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Sechs Aufstiege mit drei Teams in zehn Jahren: Stefan Krebs lässt seine Trainerstationen Revue passieren und erklärt, warum er nach zwei Jahren bei den Neckarsulmer Regionalliga-Frauen aufgehört hat.
Zweifellos ein Kommunikator: Stefan Krebs, Spitzname „Switch“, bei einer seiner letzten Auszeiten am Ende der vergangenen Saison im Kreise der Regionalliga-Frauen der Sport-Union Neckarsulm II.
Foto: Seidel, Ralf
Kein Handballtrainer in der Region hat im vergangenen Jahrzehnt so viele Erfolge gefeiert wie Stefan Krebs. Mit 64 Jahren hat sich der Lauffener in den Handball-Ruhestand verabschiedet – zumindest vorerst. Im Urlaub an der Côte d’Azur hat Krebs im Liegestuhl sitzend im Gespräch mit der Heilbronner Stimme seine Trainerstationen Revue passieren lassen, über sein Erfolgsrezept gesprochen und erklärt, warum er sein Engagement in Neckarsulm nach zwei erfolgreichen Jahren nicht fortgesetzt hat.
Wie sehr beschäftigt sich Stefan Krebs aktuell mit dem Handball?Stefan Krebs: Angesichts meines Meeresblicks sind die Handball-Hallen gerade sehr weit weg. Natürlich habe ich am Wochenende das Final Four in der Champions League angeschaut und dabei natürlich aus der Ferne auch ein wenig Trainer gespielt. Sobald ich aber zurück bin und ab Herbst der Ball in den Hallen wieder fliegt, dann wird sich mein Handballerherz wieder rühren und ich werde mir die Frage stellen, ob ich noch einmal ein Engagement eingehen sollte.
Da werden Trainerkollegen zittern, sobald Sie auf der Tribüne sitzen.Krebs: Handball ist mein Lieblingssport und jetzt habe ich endlich mal Zeit, mir Spiele in Ruhe anzuschauen. Dass dadurch Gerüchte aufkommen könnten, ist mir schon bewusst, aber deshalb kann ich mich ja jetzt nicht zu Hause einschließen.
Gibt es ein Erfolgsrezept à la Stefan Krebs?Krebs: Ich habe kein festes Spielsystem, lege aber großen Wert auf taktische Aspekte. In Lauffen und Heilbronn war das Spiel auf viele Tor-Erfolge ausgelegt, während wir in Neckarsulm die Spiele über unsere Abwehr gewonnen haben. Anfänglich konnte ich mich auch immer auf meine Töchter als Leistungsträgerinnen verlassen. Grundsätzlich habe ich immer geschaut, welche Spielerinnen ich zur Verfügung habe und was sich daraus basteln lässt.
Gilt das auch für die individuellen Fähigkeiten der Spielerinnen?Krebs: Absolut. Meine Vorgabe lautete immer: Ihr sollt spielen, was ihr könnt und nicht das, was ihr glaubt zu können. Es gab Spielerinnen, denen ich dringend angeraten habe, nicht aus dem Rückraum zu werfen. Mir war es dabei immer wichtig, eine gewisse Realitätsnähe zu erzeugen und dabei war ich auch wenig kompromissbereit.
Wie sieht für Sie ein gelungenes Spiel aus?Krebs: Eine meiner Faustregeln lautet: Wenn du fünf Minuten vor Spielende mit fünf Toren führst, dann ist das Spiel gewonnen, es sei denn, dass plötzlich fehlende Cleverness oder Übermut auftritt. Es muss zudem die Erkenntnis reifen, dass in der 20. Minute Wurf- und Pass-Risiken anders eingeschätzt werden müssen als in der 57. Minute. Klingt einfach, wurde aber nicht von allen Spielerinnen umgesetzt.
Was war das absolute No-Go unter Ihrer Trainer-Ägide?Krebs: Halbhohe Würfe, selbst wenn der Wurf drin war. Ich habe im Spaß mal gesagt, dass ich gerne bei Alice im Handballwunderland wäre, wo nur die Gegner halbhoch werfen.
Verstehen Sie sich als Autodidakt?Krebs: Nein. Ich habe zwar keinen Trainerschein, aber ich bin ja kein Laie. Ich habe selbst Oberliga gespielt, unter anderem mit Thomas König und Ben Matschke. Die sind beide Bundesligatrainer geworden.
Sie haben vor 15 Jahren ihre erste Trainerstation bei den Lauffener D-Juniorinnen übernommen. Warum?Krebs: Die Mannschaft, in der auch meine Tochter Silja spielte, hat meistens verloren. Ich war der Meinung, dass dies nicht unbedingt so sein müsste, habe mich engagiert und es ist mir gelungen, das Team innerhalb von zwei Jahren an die Spitze des Bezirks zu bringen.
2015 war Lauffen auch Ihre erste Station bei den Aktiven.Krebs: Die Lauffener Damen habe ich damals mitten in der Saison am Tabellenende der Kreisliga übernommen. Dank der guten Nachwuchskräfte, die ich peu à peu einbauen konnte, haben wir es innerhalb von fünf Jahren bis in die Landesliga geschafft und zudem den Bezirkspokal gewonnen.
Trotz zweier von Corona beeinflusster Spielzeiten haben Sie anschließend die HSG Heilbronn innerhalb von vier Jahren in die Verbandsliga geführt und dann ein Nicht-Angebot aus Neckarsulm angenommen. Krebs: Stimmt. Im Grunde war die Offerte ziemlich seltsam. Die zweite Mannschaft der Sport-Union existierte praktisch nicht mehr, es standen zwei Spielerinnen im Kader. Nur aufgrund meiner Neckarsulmer Wurzeln habe ich mich mit dem Vorsitzenden Rolf Härdtner auf folgendes geeinigt: Wir haben eine Liste von möglichen Spielerinnen erstellt und ich habe mich bereit erklärt, das Amt zu übernehmen, wenn es uns innerhalb von vier Wochen gelingt, wenigstens fünf Zusagen zu bekommen. Das hat geklappt.
Mit dem Beinahe-Absteiger haben Sie eine verlustpunktfreie Württembergliga-Saison absolviert, sind in die Regionalliga aufgestiegen und dort gleich Dritter geworden. Warum haben Sie jetzt aufgehört?Krebs: Hierfür gab es mehrere Gründe. Zum einen ist mein Vertrag ausgelaufen und man sollte ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Zum anderen war bereits nach den ersten Gesprächen über die weitere Ausrichtung der Handballabteilung für mich ersichtlich, dass es wenig Kongruenz in den Zielbildern gab.
Was hatten Sie sich vorgestellt?Krebs: Ich hätte gerne in einer Übergangsphase auch auf erfahrene Spielerinnen gesetzt, bis das neue Jugendkonzept die erwarteten Früchte trägt. Dazu hätte ich weiterhin versucht, ehemalige Neckarsulmerinnen aus der Region zurückzuholen und das Team mit Ergänzungsspielerinnen aus dem Bundesliga-Kader punktuell zu verstärken.
Aktuell steht Ihrem Nachfolger Nicolai Spiegl – ähnlich wie Ihnen vor zwei Jahren – nur eine Rumpftruppe zur Verfügung.Krebs: In die Kaderplanungen bin ich nicht involviert, daher ist es mir nicht möglich, die Qualität abschließend zu beurteilen. Nico hat tolle persönliche Voraussetzungen, er hat in den letzten zwei Jahren sehr gut mit mir zusammengearbeitet und ist noch dazu ein Eigengewächs der Sport-Union. Da ich ihm einen erfolgreichen Einstieg als Trainer wünsche, hoffe ich sehr, dass sich im Kader, wie vom Neckarsulmer Handball-Koordinator Gernot Drossel verlautbart, noch einiges bewegt. Ansonsten könnte die kommende Saison eine große Herausforderung werden.
Zur Person
Der 64-jährige Stefan Krebs stammt aus Neckarsulm und wurde dort vom Handball-Virus infiziert. Als aktiver Spieler auf Rechtsaußen und im rechten Rückraum schaffte er es bis in die Oberliga. In den elf Jahren seit 2015, in denen der gelernte Programmierer aktive Frauen-Teams trainiert hat, stieg er sechs Mal auf. Drei Mal mit Lauffen, zwei Mal mit der HSG Heilbronn und einmal mit der Sport-Union Neckarsulm II. Beruflich firmiert Krebs seit 2015 als Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie. Krebs hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit seiner Frau in Lauffen.
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