Lust auf Neuanfang ist bei der HSG Kochertürn/Stein größer als die Abstiegstrauer
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert verlassen die Handball-Frauen der HSG Kochertürn/Stein die württembergische Bühne. Eine große Dynamik im Verein gibt Hoffnung für die Zukunft.

Es war kein Samstag der großen Trauer in der Neuenstadter Helmbundhalle. Obwohl nach mehr als einem Vierteljahrhundert die Frauenmannschaft der HSG Kochertürn/Stein ihr vorerst letztes Spiel auf der höchsten württembergischen Ebene bestritt. Der letzte Heimspieltag der Saison 2018/19 war vielmehr ein Zeichen dafür, dass der Verein lebt, ja regelrecht prosperiert, dass der Schock über diesen Abstieg längst einer Aufbruchstimmung, der Lust auf einen Neuanfang gewichen ist.
"Wir wollen uns wieder auf unsere Rolle als Ausbildungsverein konzentrieren, mit eigenen vielversprechenden Talenten einen Neustart in der Landesliga hinlegen", sagt der HSG-Vorsitzende Liberis Argiantzis, für den es am Samstag auch genügend zu feiern gab. Nämlich den Klassenerhalt der Frauen II in der Bezirksliga, den Aufstieg der Frauen III in die Bezirksklasse und den Aufstieg des neuformierten Männerteams in die Kreisliga A (siehe Hintergrund).
Schlagkräftige Truppe für die Landesliga zusammenstellen
"Es ist viel Dynamik im Verein", hat auch Christian Schellhas festgestellt. Der Trainer der HSG-Frauen will mithelfen, den Neuanfang zu gestalten. "Wir werden eine schlagkräftige Landesligatruppe zusammenstellen", ist sich der Berufsoptimist sicher.
Eine beinahe schon "verstörende Zuversicht" hatte Claudia Mezger ihrem Coach angesichts von 20 Niederlagen in 24 Spielen attestiert. "Es bringt ja nichts, wenn ich auch noch mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zum Training komme", hatte Schellhas eine einfache Erklärung für seine chronisch zuversichtliche Haltung. "Es bringt ja nichts, wenn ich Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft oder der A-Jugend für Fehler zusammenfalte. Nur dank ihrer Hilfe haben wir die Runde überhaupt beenden können", sagte Schellhas weiter.
Die Spielzeit 2018/19 war eine Saison der Leiden
Dass das Team in dieser Konstellation nicht konkurrenzfähig war, ließ sich am Samstag ein letztes Mal beobachten. Gegen den selbst noch um den Klassenerhalt bangenden HC Schmiden/Oeffingen setzte es eine 19:33 (11:20)-Niederlage. Während die Gäste feierten, dankte Argiantzis seinen HSG-Mädels "für die Leidensfähigkeit".
Es war tatsächlich eine Spielzeit der Leiden. Nur sechs der 16 Spielerinnen vom Saisonbeginn standen zuletzt noch im Kader. Schwere Verletzungen waren die Hauptursache, aber auch eigentlich freudige Ereignisse wie die Schwangerschaft von Ina Kühner. "So ein Aderlass hätte kein Verein kompensieren können", ist Argiantzis überzeugt. So gelang am vierten Spieltag sogar noch ein Auswärtssieg beim späteren souveränen Meister HB Ludwigsburg. "Das Potenzial war da", sagte auch Schellhas. Der letzte Erfolg datiert allerdings von Anfang Dezember. 2019 setzte es nur noch Niederlagen.
Vier Spielerinnen wurden nach dem letzten Saisonspiel verabschiedet
Zum Saisonende verlassen zudem vier Spielerinnen die HSG. Chantal Beutter und Torhüterin Romina Frech schließen sich dem Oberliga-Aufsteiger aus Ludwigsburg an. Annika Gröger wechselt zum TSV Bönnigheim und Jule Olbert kehrt nach nur einer Saison zum TSV Steinsfurt zurück. "Wir haben schon einige Neuverpflichtungen sicher", verrät Argiantzis. Allerdings wohl ausschließlich aus unteren Ligen. Der Rest des Teams soll aus den eigenen Reihen bestückt werden. Wie bisher sollen drei Frauenteams am Ligabetrieb teilnehmen. "Wir machen schon einiges richtig hier", ist Argiantzis um die Zukunft nicht bange.
HSG Kochertürn/Stein: Drescher, Niklaus, Schenk (Tor) - Rehn, Beutter (5), Mezger (2), Gröger (7/6), Olbert (4/1), May, Schad, Winzig (1/1), Obertautsch, Straub, Körner.
Beste Schützen des HC: Bürkle (9/4), Pohl (5), Laufer (5).
Siebenmeter: HSG 9/8; HC 4/4.
Zeitstrafen: 2/4.
Das Duell um die Kreisliga-B-Meisterschaft haben die Männer der HSG Kochertürn/Stein zwar mit zwei Niederlagen in Hin- und Rückspiel gegen die SG Heuchelberg III verloren. Doch die zu Saisonbeginn neugegründete Mannschaft steigt trotzdem in die Kreisliga A auf. "Die Truppe tut dem Verein richtig gut, zumal sie sich auch im Vorstand und im Trainerbereich engagiert", lobt der HSG-Vorsitzende Liberis Argiantzis. "Wir sind sehr glücklich, dass wir den Jungs hier in Neuenstadt eine neue Heimat bieten konnten. Der Zulauf ist ungebrochen."
Stimme.de
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