Am Ende gehen der Sport-Union Neckarsulm II im Derby die Körner aus
Außenseiter Sport-Union Neckarsulm II hält gegen den TSV Bönnigheim 40 Minuten gut mit, ehe die fehlenden Wechselmöglichkeiten doch zu einer klaren 30:37-Niederlage führen.

Als Rebecca Schäfer in der 42. Minute per Siebenmeter zur 22:21-Führung traf, staunten nicht wenige auf der Tribüne in der Sulmhalle – angefangen bei der anwesenden Vorstandsriege der Sport-Union Neckarsulm um Bernd Dollmann und Rolf Härdtner. Die stark verjüngte Regionalliga-Mannschaft bewegte sich im Derby gegen den klar favorisierten TSV Bönnigheim auf Augenhöhe. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Am Ende setzten sich die Gäste mit 37:30 (19:17) aber doch noch standesgemäß durch und bleiben damit erster Verfolger des verlustpunktfreien Tabellenführers HSG Stuttgart/Metzingen II.
Trainer-Duo des TSV Bönnigheim ist weit von Euphorie entfernt
Die vierte Sieg hintereinander sorgte beim TSV-Trainer-Duo Melanie Haug und Dominic Zäh allerdings nicht für ausgelassene Luftsprünge. „40 Minuten spielen wir viel zu passiv in der Abwehr. Dabei war von vornherein zu 100 Prozent klar, was auf uns zukommt“, ärgerte sich Zäh.
In erster Linie war es das Neckarsulmer Rückraum-Duo Rebecca Schäfer und Trixi Hanak. Die beiden erfahrensten Kräfte des Teams haben ihre Stärke in den Eins-gegen-Eins-Situationen. Unermüdlich suchten sie die direkten Duelle, den Durchbruch zum Kreis. In den meisten Fällen kamen sie zum Abschluss, fanden eine freie Mitspielerin oder holten wenigstens einen Siebenmeter heraus. Der TSV hingegen fand kein Mittel gegen dieses simple und wohlbekannte Konzept.
Keine Pausen für die drei Rückraumspielerinnen der Sport-Union
„Unsere Taktik bestand nicht darin, darauf zu warten, dass die Beiden müde werden. Das wäre eine echt schlechte Vorgabe gewesen“, sagte TSV-Trainer Zäh. Am Ende lief es aber genau darauf hinaus. Schäfer und Hanak gingen die Körner aus, die Durchbrüche wurden seltener, die Fehler häuften sich. Die Folge waren Bönnigheimer Ballgewinne und Tempogegenstöße. Innerhalb von zehn Minuten war mit einem 9:2-Lauf auf diese Weise aus dem 21:22-Rückstand eine komfortable 30:24-Führung geworden.
„Wir sind mit drei Rückraum-Spielerinnen ins Spiel gegangen. Das hältst du nicht 60 Minuten durch. Bönnigheim hatte einfach mehr Wechselmöglichkeiten“, analysierte Hanak hinterher. TSV-Top-Torschützin Katja Kerner etwa durfte die Halbzeitpause um 15 Minuten verlängern und kam frisch gestärkt zurück auf das Feld. Gemeinsam mit Alexandra Zäh und der ebenfalls treffsicheren Sina Reibl überrannte das Trio die Sport-Union in der Schlussphase. „Ich kann meinem Team überhaupt nichts vorwerfen. Bönnigheim hatte einfach die längere Bank und hat sich damit am Ende durchgesetzt“, sagte Sport-Union-Trainer Nicolai Spiegl.
Sport-Union muss sich in der Defensive deutlich verbessern
Selbst in Bestbesetzung bleibt der Neckarsulmer Kader knapp gestrickt. Ein Ausfall von Hanak oder Schäfer wäre überhaupt nicht kompensierbar. Fast 32 Gegentore im Schnitt pro Spiel zeigen das gravierendste Problem der Sport-Union auf. Vergangene Saison waren es gerade mal 25 – aber eben mit der erfahrenen Celia Schneider im Tor. Die frühere Bundesliga-Spielerin war wie einige ihrer Mitspielerinnen aus der Vorsaison sowie Ex-Trainer Stefan Krebs lediglich als Zuschauerin in der Halle.
„Wir müssen uns defensiv verbessern. Schon die 19 Gegentore in der ersten Hälfte waren viel zu viele“, sagte Krunoslav Jelinic, der seit Anfang des Monats die lange vakante zweite Trainerstelle an der Seite von Spiegl besetzt (siehe Hintergrund). Der Sport-Union II fehlten aber nicht nur Torhüterparaden, sondern auch die gesunde Härte eines Viertligisten. Das Potenzial, um die Regionalliga zu halten, ist aber zweifellos vorhanden. Und das war nach dem personellen Aderlass im Sommer lange nicht abzusehen.
Sport-Union Neckarsulm II: Wagner, Lachmann – Schacht (2), Gerold (3), Hanak (6), Korn (4), Schäfer (9/3), Schrembs, Guettou, Gomes-Shala (6), Siegle, Zischka. TSV Bönnigheim: Gerullis, Baranski – Zäh (9), Haar (1), Luft (5), Graner (2), Rösch, Kynast (1), Häberlen, Biedermann (2), Kerner (9), Reibl (5), Sanwald, Haiges (3).Schiedsrichter: Lionel Kleber/Benjamin Klose.Siebenmeter: Sport-Union: 3/6; TSV: 0/0.Zeitstrafen: 1/4.